Patti Smith: Familientreffen mit furiosem Finale
Es fühlte sich an wie ein Familientreffen: Jeder der 3000 Wiener, die zu Patti Smith in die ausverkaufte Arena gepilgert waren, hatte eine Story von einem anderen großartigen Wien-Konzert der Punk-Ikone zu erzählen. Und Smith selbst machte auch sofort deutlich, wie heimisch sie sich hier fühlt: "Ich träume davon, in der Arena zu spielen." Trotzdem, der Beginn des Konzertes mit "Fuji-san" aus dem jüngsten Album "Banga" und "Kimberly" vom Klassiker "Horses" ist für Band und Publikum eine Aufwärm-Übung. Doch schon bald gibt’s es mit "Ghost Dance" und dem Christoph Schlingensief gewidmeten "Beneath The Southern Cross" erste Gänsehaut-Momente.
Nach wie vor in schwarzem Sakko, weißem Shirt und blauen Jeans ist Smith nach wie vor ganz die beschwörende Predigerin. Sie hält Plädoyers für Pussy Riot und die Freiheit, in jeder möglichen Form beten zu können. Sie rezitiert zu monotonen musikalischen Motiven Texte, wird mit jeder Strophe eindringlicher, beharrlicher, bis sie fast schreit. Und sie ist damit nach wie vor glaubwürdig, weil sie lebt und meint, was sie sagt und singt.
Leider werden die elegischeren Momente diesmal nicht gerade euphorisch aufgenommen. Die Wiener sind auf Punk-Dynamik eingestellt, wachen erst bei "Because The Night" und "Gloria" auf. Trotzdem werden sie alle auch zum nächsten Familientreffen wiederkommen. Schon alleine wegen des furiosen Finales mit "Rock ’n’ Roll Nigger", das einfach magisch war und die etwas müde Stimmung zwischendurch mühelos wettmachte.
KURIER-Wertung: **** von *****