Mars landet in Wien
Von Georg Leyrer
Den Künstlernamen hat er von einem fetten Wrestler, und er ist trotzdem derzeit Mädchenschwarm und Pop-Phänomen: Bruno Mars (26) hat gleich mit seinem ersten Album einen Grammy, mehrere Hitparaden-Erfolge und einen Platz auf dem Soundtrack zum "Twilight"-Filmfinale erreicht. Heute, Mittwoch, spielt der Senkrechtstarter seine fröhlich-frische Popmusik in der ausverkauften Wiener Stadthalle.
Bruno Mars ist derzeit wohl der bekannteste Unbekannte im Popbusiness: Jeder Formatradiohörer kennt seine Lieder, aber längst nicht jeder weiß, wer Bruno Mars ist. Erkennungszeichen für uneingeweihte Elternteile: Eine fast wienerische Raunzigkeit in der Stimme, die Markenzeichen seiner Hitsingles wie "Just The Way You Are" und "Grenade" ist.
Pummelig
Den Spitznamen Bruno hat Peter Gene Hernandez von seinem Vater bekommen: "Nach einem wirklich fetten Wrestler", erzählt Bruno Mars. "Ich glaube, ich war ein wirklich pummeliges Kind." Das hat sich geändert: Der Hawaiianer hat sich zum Mädchenschwarm gemausert. Und er macht Musik für emotionale Überschusszeiten wie Pubertät, Verliebtheit oder die Midlife Crisis.
Das Hitparaden-Phänomen hat dabei viele musikalische Väter: Mit Elvis-Tolle, Hut und Rockabilly-Styling holt er optisch bis in die 50er- Jahre aus. Und so ziemlich alles, was seitdem an Unterhaltungsmusik stattfand, steht Pate für seine Musik: Reggae und R'n'B, Hip-Hop und Schmuse-Pop in seiner pursten Ausrichtung, mit getragenen Melodien und Klavierromantik. Michael Jackson und Elvis schauen vorbei, ebenso Bob Marley und eine hohe Dosis Strand-Entspanntheit samt Ukulele-Klängen. So elastisch ist Pop selten.
Erste Sporen hat sich Bruno Mars als Komponist für andere Pop-Künstler verdient: Er schrieb die Fußball-Hymne "Wavin' Flag" (dargeboten von K'naan) mit, sang beim Nummer-eins-Hit "Nothin' on You" von B.o.B den Refrain und hatte somit einige Hitparaden-Erfolge, noch bevor 2010 sein Debüt-Album "Doo-Wops & Hooligans" erschien. Das handelt aber nicht von Fußballschlägern: "Wir verwenden ,Hooligan' in Amerika anders", sagt Bruno Mars, "ich denke dabei an alltägliche junge Kids, die das tun, was Kids halt so tun."
Dass der erfolgreiche Studiomusiker und Produzent überhaupt ein eigenes Album veröffentlicht hat, hat einen simplen Grund, der ein guter Ausblick auf das heutige Konzert ist: "Ich habe eine Leidenschaft für das Live-Spielen."
CD-Kritik
Fast vier Millionen hat Bruno Mars' Debüt "Doo-Wops & Hooligans" seit dem Erscheinen Ende 2010 verkauft. Mit einem Sound, der zwar schamlos Konfektionsware für den Markt ist, aber nie auf Eigenständigkeit verzichtet. Mars bringt mit seiner Schmuse-Stimme die Melodien zurück in den R'n'B, auf die diese Beats besessene Szene anno 2011 vergessen hat. Und er schlägt kleine Haken, die der Süße der Soul-Pop-Mixtur das Pickige nehmen: Immer wieder gibt es Reggae-Einschübe oder Rockabilly-Flair bei "Runaway Baby". So ist "Doo-Wops & Hooligans" zwar harmloser Charts-Sound, der aber von Songwriting über Interpretation bis hin zur Produktion in jeder Hinsicht perfekt gemacht ist.
KURIER-Wertung: **** von *****
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