Geheimtipp aus Südtirol: Diese Täler sind perfekt zum Langlaufen
Das Ahrntal lockt Freunde des Langlaufsports mit vier relativ wenig frequentierten Langlaufparadiesen, idealen Höhentrainingsbedingungen in reinster Bergluft und italienischem Dolce Vita. Die Mischung ist perfekt.
Wer im Tiefwinter ins Reintal (Valle di Riva) in Südtirol aufbricht und sich auf die Langlaufloipen begibt, meint, er wäre in den Swarovski Kristallwelten in Nordtirol: Rundum funkelt und glitzert es im Überschwang. Allerdings: hier ist alles echt, Natur pur und outdoor – bei viel niedrigeren Temperaturen. „Wartet nur“, rät die überaus hilfsbereite Rezeptionistin im neuen Hotel OLM Nature Escape bei Mühlen in Taufers im Ahrntal ihren sportlichen Gästen, die sich nach den Langlaufbedingungen in Rein in Taufers erkundigen.
„Ich rufe gleich meinen Onkel an, der wohnt da oben!“ Italienisches Palaver – als Ergebnis folgt: Anfang Februar kommt die Sonne erst gegen 13 bis 13.30 Uhr ins Tal hinein. Davor ist es eiskalt. Die Langläufer mögen sich doch bitte noch ausgiebig am opulenten Frühstücksbuffet stärken und erst später zum Sporteln ins Reintal aufbrechen.
Ein paar spektakuläre Haarnadel-Straßenserpentinen klettern – an gewaltigen Eisfällen vorbei – hinauf in das gut siebenhundert Meter höher gelegene Hochtal. Unten ist es fast aper, oben wartet das tief verschneite Winterwunderland: an den Bäumen, an Brückengeländern, an Holzpfosten – sogar flächendeckend auf der dicken Schnee-Tuchent: Überall wächst mehrere Zentimeter hoher Raureif.
Und als sich die Sonne über die steilen Bergflanken kämpft, ist die Pracht unbeschreiblich. Je näher man dem Knuttenbach kommt, umso länger werden die Reiffahnen. Eine bezaubernde Szenerie – der klirrend kalten Nacht und dem dampfenden Bach zu danken.
Langlauf-Tipps
Loipenstart ist beim topmodernen Langlaufzentrum (samt Schule, Biathlon-Anlage und Gastronomie). Davor räkeln sich Skihäschen in Liegestühlen und lassen sich in der Sonne ein Glas Prosecco oder einen Espresso schmecken. Von diesem Langlauf-Mittelpunkt aus führen die perfekt gespurten Loipen Richtung Südwesten sowie Osten (Achtung: Zur Angerer-Alm bleibt das Tal schattig!)
Auf der breiten, langen Ebene südwestlich des Sportzentrums herrscht hingegen Sonne und Wonne pur. Doch der Andrang hält sich in Grenzen und lässt sich keineswegs mit österreichischen Langlauf-Dorados vergleichen. Hier ist kilometerlanger, ungehinderter Langlaufspaß im Winterwunderland angesagt. Schritt – Gleiten – Schritt – Gleiten – Landschaft und Reifkunstwerke bestaunen: Rasch ist der Langläufer im Flow und lässt den Alltag weit hinter sich.
Info
Anreise
Bahn bis Bruneck/Brunico (ab Wien mind. 7 h und zweimal umsteigen). Umweltbewusste Mobilität: Die Gästekarte Südtirol GuestPass ermöglicht die Gratisnutzung des öffentlichen Verkehrs in ganz Südtirol (sowie ein kostenloses Wochenprogramm). Alle Langlaufgebiete des Ahrntals sind öffentlich erreichbar.
Langlaufen
Vier (Seiten)Täler (Rein in Taufers, Kasern, Weißenbach und Mühlwalder See) mit nicht überlaufenen Höhenloipen (1.200 bis 1.600 m); insgesamt 50 Loipenkilometer, schneesicher bis April; perfektes Höhentraining im Reinluftgebiet. Die Langlaufgebiete sind Teil von Dolomiti Nordicski (dolomitinordicski.com), Europas größtem Langlaufverbund mit fast 900 Kilometern. ahrntal.com
Wohnen
OLM Nature Escape: futuristisches, kreisrundes, architektonisch einzigartiges Eco-Aparthotel (energieautark, Mitglied „Green Pearls“, zahlreiche Auszeichnungen); umfangreiche Nachhaltigkeitsmaßnahmen; toller Spa, Restaurant. 2 ÜF für 2 P. ab 420 €, olm.it
Anschauen
Burg Sand in Taufers: Innen im Rahmen einer Führung zu besichtigen (tägl.), burgeninstitut.com/burg-taufers
Vier Täler, vier Reviere
Das Südtiroler Ahrntal (Valle Aurina) zweigt bei Bruneck nordwärts vom Pustertal ab und verläuft als Sackgasse Richtung Hohe Tauern. Rund neunzig Dreitausender-Gipfel umrahmen das etwa vierzig Kilometer lange, nördlichste Tal Italiens, das – frei von Durchzugsverkehr – als Reinluftgebiet ausgewiesen ist. In seinem Verlauf verästelt es sich in vier seitliche Hochtäler – allesamt ideal für Langlauf-Höhentraining.
Ziemlich genau im Mittelpunkt des Ahrntals thront auf einem Felsvorsprung die mächtige Burganlage von Sand in Taufers. Mit dieser Verteidigungsanlage aus dem 13. Jahrhundert (im 15. und 16. Jahrhundert wurde sie zur gotischen Wohnburg erweitert) kontrollierten die edlen Herren von Taufers das Tal. Dessen Nordende ist bei Kasern (1.505 Meter) erreicht. Rundum bilden die Zillertaler Alpen und Rieserferner Gruppe mit mächtigen Dreitausendern (z.B. Rötspitze, Rauchkofel, Ahrner Kopf und Schwarzenstein) eine großartige Szenerie.
Und – was die wenigsten wissen: Bei der Birnlücke teilt sich Südtirol, also Italien, eine wenige Kilometer lange Grenze mit dem Salzburger Land (mit einem Passübergang ins Krimmler Achental).
Verschneite Loipen, verschneite Gipfel: Das Ahrntal präsentiert sich als schneesicheres Winterwunderland.
©tv ahrntal/martin zimmerhoferEin Wunderkirchlein
Loipenstart ist am Parkplatz der Infostelle Naturpark Rieserferner-Ahrn. Hier ist Ende für jeden Autoverkehr. Die Landschaft gibt sich lieblicher, weiter und breiter als im Reintal; sonnen- und (sogar in schneearmen Wintern) mit weißer Pracht verwöhnt. Die mittelschwere Spur führt leicht kupiert und durchaus fordernd stetig bergauf bis zur Jägerhütte. Es folgt eine flotte Abfahrt über eine lang gezogene Kurve, die – hoffentlich sturzfrei! – auf einer breiten, geraden Piste endet. Nun geht es sanft fallend, parallel zum Winterwanderweg zurück zum Start. Die Neigung ist perfekt: Nur entspannt stehen, die Ski laufen lassen, eventuell mal antauchen – ansonsten die idyllische Landschaft rund um den tief in den Schnee eingegrabenen Ahr-Bach genießen.
Bevor der Parkplatz erreicht ist, empfiehlt sich ein Stopp. Aus zwei Gründen: Über eine Brücke erreichbar träumt das Wallfahrtskirchlein Heilig Geist (aus dem Jahr 1455) vor sich hin. Es liegt an einem uralten Tauernübergang. Die einheimische Bevölkerung ist überzeugt, dass hier im Lauf der Jahre viele Wunder geschahen und der Besuch war lange Zeit mit dem Erlangen von Ablass verbunden.
Angeblich ein Ort der Wunder: Die Heilig Geist Kirche in Kasern ist einen kurzen Langlauf-Stopp wert.
©Jörg-Brosche ClaudiaAn das kleine Gotteshaus angelehnt, schützt ein mächtiger Felsen dieses vor Lawinen. Es ist ein sogenannter „Schliefstein“: wer durch den schmalen Felsspalt schlüpft, streift angeblich seine Sünden ab.
Auf der anderen Seite des Baches lockt das leibliche Laster: Die urige Talschlussalm lädt zur gemütlichen Rast auf der Terrasse und zu Südtiroler Spezialitäten ein. So lange, bis die Sonne hinter dem Berg verschwindet.
Dann geht’s schnurstracks zurück in den Spa des Hotels: Sauna mit Teichblick, ein im Teich eingelassener, wohlig warmer Swimmingpool, stilvolle Beleuchtung. Sportlerherz, was willst du nach dem Training mehr?
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