Bergauf schweben: Die Rax-Seilbahn wird 100 Jahre alt
Die Rax ist auch im Winter ein Hotspot. Und wie kommt man rauf? Mit der Seilbahn natürlich – und das seit bald 100 Jahren.
Die Eröffnung war ein nationales Großereignis. Sogar der Bundespräsident, Michael Hainisch, war aus Wien angereist, um im Juni 1926 das Band zur ersten Personen-Seilschwebebahn der Republik feierlich durchzuschneiden. Journalisten berichteten ausführlich in Zeitung und Radio. „Das ist einmal ein schöner, österreichischer Tag“, schrieb die Neue Freie Presse, als die Rax-Seilbahn am 9. Juni in Betrieb ging.
Weiter im Artikel wird die Bahn dann „als Mittelding zwischen Flugzeug und Omnibus“ und als „Ruhmestat österreichischen Erfindergeistes und österreichischer Arbeit“ gepriesen. „Tatsächlich setzte die Seilbahn, die nach dem Bleichert-Zuegg-System errichtet wurde, neue Maßstäbe im alpinen Tourismus. Bis dahin war der Aufstieg auf die Rax nur zu Fuß oder mit Pferdewagen möglich. Das war mühsam und langwierig“, erzählt Bernd Scharfegger. Er betreibt heute die Pendelbahn, die anfangs, man stelle sich das vor, noch mit offenen Metallkabinen den Berg bezwang. Zuvor leisteten Ingenieure und Arbeiter perfekte Arbeit. Scharfegger: „Trotz des schwierigen Terrains wurde die Bahn in der Rekordzeit von neun Monaten fertig. Eine tolle Ingenieurleistung.“ Die Presse jubelte. „Unmerklich wie beim Aufflug eines Aeroplanes, schwebt ein Zauberkästchen mit uns aufwärts ...“, hieß es im „Illustrierten Echo“. Gleichzeitig bedauerte die Furche: „Schade, dass das Vergnügen so kurz ist, denn schon nach zehn Minuten war das Rax-Plateau erreicht.“
Historische Aufnahme: Die erste Auffahrt mit der Gondel Nr. 1, am 9. Juni 1926 .
©Cordula PuchweinMan kann es dem damaligen Schreiber nachempfinden. Mittlerweile ist die Bergfahrt noch kürzer, dauert gar nur noch acht Minuten. So schnell und erbaulich das Vergnügen ab der Talstation in Hirschwang hinauf zur Bergstation auf 1.545 m Seehöhe nach wie vor ist, so holprig und langwierig war der Weg, bis die Seilbahn überhaupt gebaut wurde. Erste Ideen und Projekte für eine Bergbahn auf die Rax gab es, auch da schon unterstützt von den Medien, um die Jahrhundertwende. 1899 vermeldete das „Neue Wiener Tagblatt“, dass „demnächst ein englisches Finanzconsortium zusammentreffen werde, um nach Schweizer Muster auf dem Raxplateau ein großes Hotel im englischen Styl zu errichten“.
Ein Jahrhundert Höhenluft: Von Hirschwang geht es mit der Seilbahn hinauf auf die Rax mit fantastischen Ausblicken.
©Roman Zach-KieslingPioniergeist
So schnell ging es dann doch nicht. Wegen Verzögerungen durch Alpinvereine, Sicherheitsbedenken ob des Wasserschutzes, nicht zuletzt wegen des Ersten Weltkrieges kam der Bau nicht und nicht in Gang. „Schließlich war es Camillo Kronich, seinerzeit Pächter des Ottohauses und wesentlicher Initiator des Raxtourismus, der das Projekt vorantrieb. Er konnte Stammgäste, wie den Direktor der Wiener Baukreditbank, Dr. Albert Geßmann, für den Bahnbau gewinnen. Das war der Anfang“, erzählt Bernd Scharfegger. Seine Familie leitet seit den 70er-Jahren die Geschicke der Seilbahn und einige gastronomische Fixsterne in der Region. Der Raxalm-Berggasthof und die Schutzhütte Ottohaus sind nur zwei von mehreren Leitbetrieben unter der Dachmarke „Scharfegger’s Raxalpen Resort“.
Winterparadies, gerade einmal eine Stunde von Wien entfernt: der Raxalm-Berggasthof mit toller Sonnenterrasse.
©KERSTIN BAUERRund um die Welt auf die Rax
Wir treffen Bernd Scharfegger, den erfolgreichen Tourismusmacher mit viel Auslandserfahrung in internationalen Hotels, dort wo es am schönsten ist: auf der Terrasse des Raxalm-Berggasthof. Der fantastische Panoramablick auf Reichenau und die umliegenden Berge ist berühmt. „Ich bin viel gereist, war unter anderem in Kanada. Habe also viel gesehen und kennengelernt. Doch dieser Platz, mit dieser Terrasse hier auf der Rax hat eine besondere Magie. Sie vereint alle Gesellschaftsschichten. Da sitzt der Politiker neben dem einfachen Mann aus dem Gemeindebau, der Schauspieler neben dem Touristen vom anderen Ende der Welt“, sagt Scharfegger. Dieser Ort bringt also Menschen zusammen. „Alle sind entspannt und genießen die Kulisse der Wiener Alpen und natürlich die hervorragende Luft.“ Man kann Bernd Scharfegger nur zustimmen. Der Himmel ist blau, der Blick weit, das Herz erfüllt. Das ist wahres Glück, alles andere ist Alltag!
Es geht vorwärts, es geht aufwärts – und das seit 100 Jahren. Die Rax-Seilbahn sorgt seit einem Jahrhundert für emotionale Höhenflüge.“
Sommerfrische
Dieses Empfinden haben über Jahrzehnte hinweg bis heute etliche Generationen von Rax-Fans. Zu Beginn des Jahrhunderts kamen die begüterten Städter, Künstler und Maler, wie Klimt. Dann Intellektuelle, Wissenschafter, Doktoren. Zuerst Freud, später der berühmte Viktor Frankl. „Er war ein besonderer Fan der Rax und kam, wann immer er in Österreich war, meistens gleich direkt vom Flughafen, zu uns auf den Berg. Mein Vater, Fritz Scharfegger, der die Seilbahn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten übernommen und über die Jahre zu neuem Erfolg geführt hat, hat viele philosophische Gespräche mit ihm geführt“, erzählt Bernd Scharfegger. Heute ist es der 42-Jährige, der die Seilbahn und alles, was daran hängt, mit Weitsicht und guten Ideen auf Kurs hält. Und so „schweben“ das Jahr über an die 200.000 Gäste auf den Wiener Hausberg, der sommers wie winters ein familienfreundlicher Tourismusmagnet ist.
Mit Schneeschuhen durch das Winterwonderland Rax – ein Naturvergnügen mit sportlichem Anspruch.
©Michalek Photography e.U.In der warmen Jahreszeit ist die Rax mit ihren Hütten ein herrliches Wandergebiet mit Touren in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Im Winter schnallt man sich die Schneeschuhe an. Wem die Ausrüstung fehlt, wird beim Verleih im Rax-Berggasthof ausgestattet. Mit diesen modernen Sportgeräten ist das Wandern durch die Winterlandschaft ein Vergnügen. Das ist weit weniger anstrengend, als man glaubt. Auf hartem Schnee bieten die modernen Schneeschuhe sicheren Halt, und im Tiefschnee sinkt man nur wenig ein. Damit läuft man auf der verschneiten Rax – fast – wie auf Schienen. Empfehlenswert: die knapp elf Kilometer lange Plateau-Tour, die von der Bergstation vorbei am Praterstern-Wegweiser zum 1.642 Meter hoch gelegenen Ottohaus und weiter zur Neuen Seehütte führt. Unterwegs wird man immer wieder mit dem herrlichen Bergpanorama, unter anderem mit Blick auf den nahen Schneeberg belohnt. Und all das, weil vor 100 Jahren weitsichtige Touristiker den Seilbahnbau forciert haben.
Die Rax begeistert seit Generationen: Im Bild die Autorin mit ihrer Mama und zwei Brüdern im Februar des Jahres 1972.
©Herbert Puchwein
Die Autorin mit ihren zwei Brüdern auf der Rax im Februar 1972.
©Herbert Puchwein„Zum großen Jubiläum“, versichert Bernd Scharfegger, „werden wir die Seilbahn ausgiebig hoch leben lassen. Mit Veranstaltungen und speziellen Geburtstagsangeboten“. Er weiß, welchen Schatz er mit dieser Jahrhundertbahn hat. „Die Rax ist ein Stück österreichische Seilbahn- und Tourismusgeschichte. Diesen historischen Ort zu erhalten, ist eine Aufgabe, die mich und meine Familie wirklich erfüllt“, sagt er und schaut in die Ferne – o ja, dieses Panorama, dieser Weitblick und die feine Luft. Man kann Bernd Scharfegger schon verstehen, wenn er sagt, dass ihn die Rax jeden Tag glücklich macht.
Eventtipps auf der Rax 2026
- 6.–7. März 2026: „Haubenkoch trifft Hüttenwirt“: Peter Pichler vom Gourmetrestaurant Gaumenkitzel im Naturhotel Molzbachhof und Raxalm- Berggasthof-Wirt Bernd Scharfegger kochen ein 6-Gang-Hauben-Menü. Event inklusive Schneeschuhwanderung und Übernachtung auf der Rax.
- 2.–4. Oktober 2026: Wandern und Schreiben/Schreibwochenende im Raxalm-Berggasthof. Kreative Schreib- werkstatt und Wandern beim geselligen Schreiben am Hüttentisch auf der Rax mit der Schreibtrainerin Ilona Matusch.
- Im Winter gibt es auf der Rax die Möglichkeit zum Winter- und Schneeschuhwandern. Informationen auf www.raxalpe.com
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