Poreč: Geldmangel als kultureller Glücksfall im kroatischen Badeort
Poreč, den beliebten Sommerbadeort an der Westküste Istriens, sollte man in der kühlen Jahreszeit besuchen - und sich Zeit nehmen für Architektur und Kultur.
Die Euphrasius-Basilika auf der schmalen Halbinsel von Poreč wurde im 6. Jahrhundert erbaut und seit damals kaum verändert. „Weil die nötigen Mittel fehlten, konnte keiner der späteren Bischöfe eine Erneuerung angehen“, sagt Stadtführer Bojan Horvat. Ein Glücksfall, denn so blieben wertvolle Marmorsäulen, die Bischof Euphrasius aus Istanbul per Schiff liefern ließ, sowie kostbare Mosaike in der Apsis im Original erhalten. Die Farbenpracht, die Jahrhunderte überdauert hat, ist faszinierend, der Baldachin über dem Altar mit blauen und goldenen Steinchen bedeckt; fast meint man, in den Sternenhimmel zu blicken.
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Die frühchristliche Basilika ist UNESCO-Welterbe und Ziel vieler Besucher. Aber es ist früh am Vormittag, da lassen sich die Räumlichkeiten des historischen Bischofs-Palastes, das Atrium mit viereckigem Säulengang und das achteckige Baptisterium mit dem großen, im Boden eingelassenen Taufbecken für Erwachsene noch entspannt besichtigen. Bojan Horvat zeigt auf ein Wand-Mosaik: Das rekonstruierte Fisch-Bild aus dem 4. Jahrhundert ist das älteste Symbol für den christlichen Glauben.
Die kühle Morgenluft erleichtert den Aufstieg über hundertfünfzig Stufen zur Turmspitze der Basilika. Zur Belohnung bietet sich von oben der Blick auf den Mosaikboden einer Basilika aus dem 4. Jahrhundert und die Reste der römischen Stadtmauer – Relikte aus der noch früheren Geschichte.
Deutlich zu erkennen ist das regelmäßige Straßennetz, das die vierhundert Meter lange und zweihundert Meter breite Halbinsel überzieht. Es wurde vor über zweitausend Jahren von antiken Landvermessern angelegt. Die beiden längsten Straßen tragen immer noch ihre ursprünglichen Namen – Decumanus und Cardo maximus.
Top 3
Euphrasius-Basilika Erbaut auf dem Fundament der früheren Dreischiff-Basilika. myporec.com/de
Essen Fünfeckiger Turm im Zentrum, Teil der Stadtbefestigung, Restaurant auf der obersten Terrasse.
kula-porec.com.hr
Hotel Valamar Parentino, 4*-Familienhotel am Strand, fünf Gehminuten von der Altstadt entfernt; neues Bike-Center mit Leihrädern und Service. valamar.com
Der Wein kam in die Kirche
Auch Österreich prägte die Geschichte von Poreč. 1814 wurde der heutige Badeort Teil von Österreich-Ungarn, 1861 zur Hauptstadt Istriens und zum Sitz des istrischen Landtags. Die Besichtigung des damaligen Parlaments führt durch die Franziskaner-Kirche, die während der Herrschaft Napoleons ihre sakrale Bedeutung verloren hat. Man baute zwei Stockwerke ein, das Erdgeschoß wurde zum Weinlager, im mit Stuckaturen und Fresken ausgestalteten Festsaal im oberen Stockwerk trat das regionale Parlament zusammen. Heute finden hier Ausstellungen und Tagungen statt.
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