Tipps für das "neue" Oslo: Hier hat sich die norwegische Hauptstadt verändert
Norwegens Hauptstadt hat sich in den vergangenen Jahren neu erfunden, entstand doch am Oslo-Fjord ein moderner, architektonisch hoch interessanter Stadtteil.
Das königliche Schloss, in dem Harald V. und seine Gattin Sonja residieren, steht am Beginn des Spaziergangs, genauer gesagt der Schlosspark, eine weite, auf einem Hügel liegende Grünanlage im Zentrum von Oslo. „Hier hat sich nicht viel verändert,“ kommentiert Guide Stefanie, die das Lebensgefühl der Stadt vermitteln möchte. „Die Tore zum Park stehen im Sommer offen und man kann im Schatten großer Bäume auf den Wiesen oder an den Teichen seine Freizeit verbringen.“ Die Innenstadt ist von hier fußläufig zu erreichen, in wenigen Minuten steht man unten vor dem Rathaus, einem imposanten Komplex aus feuerroten Ziegeln. Er ist flankiert von zwei Türmen, einer davon trägt weithin sichtbar die Ziffer 75. „Sie steht für sein 75-Jahr-Jubiläum“, erklärt Stefanie, „1950 wurde der Turm fertiggestellt und damit hat eigentlich die Öffnung der Stadt hin zum Oslo-Fjord begonnen. So richtig vorangetrieben wurde sie aber erst in den vergangenen Jahren.“
75 Jahr-Jubiläum: Das Osloer Rathaus mit seinen zwei ikonischen Türmen
©Manfred RuthnerSchräg gegenüber vom Rathaus reihen sich moderne Architekturobjekte aneinander, angeführt vom monumentalen, 2022 fertiggestellten Nationalmuseum. Die schlicht designte Fassade mit ihren grauen Schiefer-Ziegeln soll die Zeiten überdauern und steht stellvertretend für Oslos Entwicklung von einer traditionellen zur modernen Stadt. Bei einer Ausstellungsfläche von 13.000 Quadratmetern muss man sich gut orientieren, um jene Objekte zu finden, die einem persönlich besonders interessant zu sein scheinen, etwa den berühmten „Schrei“ von Edvard Munch, die kostbaren Roben der norwegischen Königinnen oder zeitgemäße Kunstinstallationen. Entspannung bietet ein Rundgang auf dem Dach mit grandiosem Blick über die Stadt und den Fjord.
Info
Anreise
Tägliche Direktflüge ab Wien mit Austrian Airlines und Norwegian. CO2-Kompensation via atmosfair.de: 21 €.
Unterkunft
Thon Hotel Europa, in der Nähe von Schloss und Nationaltheater gelegen, Bahn zum Flughafen fünf Gehminuten entfernt. thonhotels.com
Oslo Pass
Die City Card ermöglicht freien Eintritt in die meisten Museen und die kostenlose Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel in der Stadt und mit Vy-Zügen zum Osloer Flughafen. Zudem Vergünstigungen in Restaurants und Geschäften. Kann online erworben werden.
Auskunft
visitoslo.com/de
Ein Bummel auf der Fjord-Promenade und durch das Wohn- und Genussviertel Aker Brygge erschließt das neue, moderne Oslo. Zu sehen gibt es architektonisch kreativ gestaltete Bauten mit hoch aufragenden, teils verschachtelten Glasfassaden, hinter denen sich Büros, Wohnungen und Appartements verstecken. An der Rückseite trifft man auf pulsierendes Leben. Spielplätze, Bootsanleger aber auch Restaurants säumen die breite Promenade, die entlang des schmalen Hafens einer ehemaligen Werft angelegt ist. Hier ist auch die königliche Jacht Norge vertäut, die fallweise zu Repräsentationsfahrten ausläuft.
Eisberg am Hafen
Oslos Modernisierungsschub am östlichen Ufer des Fjords, im Stadtviertel Bjørvika, wurde nach der Absiedelung der Hafenanlagen mit dem Bau der Oper eingeleitet. Er nahm fünf Jahre in Anspruch, 2008 konnte das futuristische, einem treibenden Eisberg nachempfundene Gebäude schließlich eröffnet werden. Das schräge Dach aus Marmorplatten ist begehbar, der Ausblick hinunter auf Fjord und Segelboote beeindruckend. Zwei auffällige Bauten stehen dem Opernhaus zur Seite: die Deichmann Bibliothek, ein mehrstöckiger Turm, der einen Bücherstapel symbolisieren soll, und das neue Munch-Museum, dessen Fassade aus recycelten Aluminiumplatten besteht. Das Gebäude kragt oben weit aus und bietet so Platz für Bar und Restaurant.
Von den schwimmenden Saunen hat man Ausblick auf die moderne Oper. Oder umgekehrt.
©Manfred RuthnerVon hier aus sind die am Ufer gegenüberliegenden schwimmenden Sauna-Hütten gut zu sehen, die man zum Teil auch mieten kann. Rausfahren in die weite Bucht, mit Blick auf die Skyline schwitzen und dann zur Abkühlung ins Wasser springen – ein famoses Vergnügen. Im Sommer sind die Badestege und Liegeflächen vor den neuen Wohnhäusern ein Treffpunkt für Jung und Alt, man planscht und schwimmt im gar nicht kalten Fjord. „Früher wollten alle immer schnell hinaus aus der Stadt, heute bleibt man gerne hier“, sagt Stefanie.
Die Fähre nächst dem Rathaus führt in ein anders Oslo. Zunächst geht es entlang des Kais vorbei an der Holzfassade des neuen Museums für moderne Kunst, entworfen vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano. In wenigen Minuten ist die Halbinsel Bygdøy erreicht und man taucht in lebendige Geschichte ein.
Von Amundsen bis Heyerdahl
Im Fram-Museum lässt sich jenes Expeditionsschiff besichtigen, mit dem Roald Amundsen 1911 die Antarktis erforschte. In seinem Inneren trifft man auf Matrosen in ihren Stuben, hört den Sturm heulen und die Wellen rauschen – ein überraschend authentisches Erlebnis. Gegenüber, im Kon-Tiki-Museum, ist jenes Balsaholzfloß samt originaler Innenausstattung aufgebaut, auf dem dem sich Thor Heyerdahl 1947 von Peru nach Polynesien treiben ließ, um die Seetüchtigkeit des Floßes unter Beweis zu stellen.
Der Spaziergang über den Hügel von Bygdøy führt durch das weitläufige Gelände des Volkskundemuseums und damit durch die Geschichte Norwegens. Zu sehen gibt es Stadthäuser und Bauernhöfe voll mit Hausrat und Werkzeug, Vorführungen von Schmieden und Bäckern, lebendes Vieh ringsum und die fast neunhundert Jahre alte Stabkirche am höchsten Punkt. Der Besuch des alten Norwegens klingt am Meer aus, in einer Badebucht mit Wiese, Sandstränden und Blick auf das kosmopolitische Oslo. So schließt sich der Kreis um eine Metropole, in der Moderne und Geschichte keine Gegensätze sind.
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