Polly Adlers Kolumne "Chaos de luxe": Chill dein Leben, du Opfer
Umarmung der neue Wurschtigkeit
Kürzlich fand ich in einem Zettel-Riesengebirge einen Gutschein, ausgestellt vom Fortpflanz 2008: „Drei Monate nicht streiten: Bonustrack: Peace for Xmas.” Damals war sie 14 und ihre Pubertät hatte meine Nerven zu Seidenfäden malträtiert.
Empathie-Stromkreis total ausgeknipst, was sich in Dingen wie einer im Pizzakarton vergessenen Zahnspange niederschlug, die Muttchen dann hyperventilierend aus dem Altpapier zu fischen hatte.
Oder Beruhigungsparolen ihrerseit wie „Chill dein Leben, du Opfer”, die mich erst recht auf „Hexenmodus” brachten. Vor allem in Kombi mit so einem arrogant-müdem Blick á la Sydney Sweeney. Inzwischen, Sargnagel, habe ich den Bachelor im Unterrichtsgegenstand Chillikofsky-Kunde gemacht.
Ich stelle auf Durchzug. Einatmen, ausblenden. Rassismus light zum Kastanienreis bei der Familien-Jause? Boomer-Bashing von irgendwelchen teilalaphabetisierten Gen A-Repräsentanten, deren Hobby Brainrot auf Tiktok ist? Instagram-Glückspics aus den mondänsten Locations von jenen Bekannten, die gerade eine Megapleite, inklusive Entlassungen, hingelegt haben?
Früher hätte ich noch drunter sowas geschrieben wie: „Bonne nuit, Marie Antoinette!” Oder bei jener Freundin, die 18 Filter bei jedem Posting über ihr Gesicht rattern lässt, so dass sie mittlerweile wie ihr eigener Fötus aussieht: „Hello, Benjamina Button!”
Jetzt halte ich einfach meine Klappe und mich an das Entlastungs-Gesetz der Ezzes-Geberin Mel Robbins „Let Them!” Meine Entwicklungshilfe an der Menschheit ist abgeschlossen. Und ab auf den Zentralfriedhof. Nach dem Besuch der schmerzliche Vermissten gehe ich auf ein Burenhäutl zu dem Würstlstand vor dem EIngangstor, der die schöne Aufschrift trägt: „Weil’s scho‘ wurscht ist.” Parole 2026.
Pollys Silvestershow am 31. 12 um 11 Uhr im Rabenhof
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