
Vea Kaisers Kolumne: Date-Night mit Hund und …?
Was man über sich (und andere) lernt, wenn man unter dem Tisch Platz nimmt.
Als es sich neulich ergab, dass unsere Junioren auswärts nächtigten, besuchten mein geliebter Dottore Amore und ich ein Lokal in einem alten, denkmalgeschützten Bauwerk. Spontan entschieden wir, auch dem Hund ein seltenes Privileg zu gewähren: Exklusivzeit mit Herrli und Frauli.
Während wir Drinks und Vorspeisen genossen, ruhte der Bepfotete zu unseren Füßen und schien es zu genießen, das einzige Familienmitglied unter dem Tisch zu sein.
Nach der Hauptspeise wurde er unruhig. Immer wieder sprang er auf, spannte den Körper an, riss an der Leine. Gerade als ich mich beschweren wollte, den Fellfreund mitgenommen zu haben, sah ich, was ihn so nervös machte: Eine kleine graue Maus huschte an der Wand entlang.
Ich beugte mich hinunter und kroch unter den Tisch. Dort sah ich, wie eine zweite Maus aus einem Blumentopf auftauchte und eine dritte in einer Parkettspalte verschwand. "Wir müssen das den Kellnern melden!", sagte ich. "Bitte lass es", antwortete mein Liebster. "Ich mag dieses Lokal!" - "Ich auch – gerade deshalb sollten lieber wir etwas sagen als das Marktamt!"
Daraufhin begannen wir zu streiten: Mein Mann beschwerte sich, dass ich mich überall einmischen müsse; ich warf ihm vor, zu gleichgültig zu sein. Beim Dessert schwiegen wir uns an. Ich erinnerte mich, dass mein Mann während seines Studiums eine Zeit lang mit Mäusen geforscht hatte. Falls der liebe Gott eine Maus ist, hat er im Jenseits ein Problem.
"Hast du das Gefühl, du musst bei der Mäuseschaft etwas wiedergutmachen?", fragte ich ihn schließlich. "Natürlich nicht", sagte er.
Ich war mir allerdings sicher, dass er dem Mäuschen, das draußen unseren Weg querte, kurz zuzwinkerte. Es ist schon schön, mit einem Menschen verheiratet zu sein, der das Herz am rechten Fleck hat, dachte ich – und schrieb am nächsten Tag eine Mail an das Lokal, samt Link zu Lebendfallen für Mäuse.
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