Arbeitslosenquote steigt weiter, Österreichs Wirtschaft wächst nur minimal

AMS Wien für Jugendliche / Arbeitslosigkeit / Arbeitsmarkt
Über 367.000 Menschen waren im April ohne Job. Die Wirtschaft findet keinen Anschluss an den Aufschwung in anderen Industriestaaten.

Die schwächelnde Industrie- und Bauwirtschaft belastet weiterhin den heimischen Arbeitsmarkt. Ende April gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,1 Prozent mehr Personen ohne Job. Arbeitslose und AMS-Schulungsteilnehmer zusammengerechnet waren 367.847 Personen (+36.691) ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steigt seit April 2023.

Einen besonders starken Anstieg bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern gab es im Jahresabstand in Oberösterreich (+17,5 Prozent), Steiermark (+13,3 Prozent) und Salzburg (+11,3 Prozent). Die Arbeitslosigkeit erhöhte sich in allen Bundesländern. "Die aktuell höhere Arbeitslosigkeit ist vor allem ein Resultat des wirtschaftlich weiterhin herausfordernden Umfelds", sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Konjunkturelle Erholung

"Besonders positiv" sei aber, dass die Zahl der am Arbeitsmarkt weiterhin unselbstständig beschäftigten Personen mit 3,92 Millionen "nach wie vor sehr hoch" sei und um 1.000 Personen über dem Wert des Vergleichsmonats im Vorjahr liege. "Erste Indikatoren deuten auf eine konjunkturelle Erholung hin, die mit leichter Verzögerung auch am Arbeitsmarkt spürbar werden wird", so Kocher.

Die schwache Konjunkturentwicklung in Österreich macht sich auch am Stellenmarkt bemerkbar. Beim Arbeitsmarktservice waren Ende April knapp 94.000 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Minus von rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der abermalige Rückgang an offenen Stellen sei "ein weiterer Hinweis für eine noch nicht unmittelbar bevorstehende Erholung", so AMS-Vorständin Petra Draxl.

Mini-Wachstum in Österreich

Die österreichische Wirtschaft findet indes ebenso wie die deutsche auch heuer keinen Anschluss an den Aufschwung in anderen Industriestaaten. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet in beiden Ländern nur mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 0,2 Prozent. Erst kommendes Jahr soll es mit 1,5 Prozent in Österreich und 1,1 Prozent in Deutschland stärker aufwärts gehen, wie die Organisation am Donnerstag mitteilte.

Zum Vergleich: In der OECD insgesamt - zu der mittlerweile gut drei Dutzend Länder gehören - soll es im laufenden Jahr ein Wachstum von 1,7 Prozent geben, das 2025 auf 1,8 Prozent steigen soll. Für die Eurozone werden mit 0,7 und 1,5 Prozent ebenfalls mehr erwartet als für Österreich und Deutschland. Weltweit erwartet die OECD ein Wachstum von heuer 3,1 Prozent und 3,2 Prozent 2025.

"Die Verlangsamung des weltweiten Warenhandels und die Schwäche der Wirtschaftstätigkeit in Europa, insbesondere in Deutschland, wohin mehr als 30 Prozent der österreichischen Exporte gehen, haben das Exportwachstum gebremst", heißt es in dem OECD-Bericht zu Österreich. Dennoch hätten sich die Exporte besser entwickelt als in anderen Euroländern. Das liege an dem relativ geringen Engagement in China, an der Spezialisierung auf bestimmte Nischen der Maschinen-und Fahrzeugindustrie sowie an niedrigeren Gewinnspannen der Exporteure.

Warnung des Fiskalrates

"Mit den steigenden realen Einkommen und verbessertem wirtschaftlichem Umfeld bin ich zuversichtlich, dass das Wachstum von nun an weiter beschleunigen wird", erklärte Finanzminister Magnus Brunner zu der OECD-Prognose. Brunner verweist auch darauf, dass die OECD für Österreich heuer ein Haushaltsdefizit von 2,8 Prozent des BIP erwartet. Zuletzt hatte der Fiskalrat gewarnt, dass heuer ein Defizit von über drei Prozent drohe. Das Finanzministerium selbst geht aktuell von 2,9 Prozent aus.

Die in Paris ansässige OECD vereint Länder, die sich zu Demokratie und Marktwirtschaft bekennen. Mittlerweile sind neben großen Volkswirtschaften wie Deutschland, den USA und Japan auch Schwellenländer wie Mexiko und Chile Mitglieder.

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