Antisemitische Schmierereien in Wien: Fernab des Akzeptablen

Antisemitische Schmierereien in Wien: Fernab des Akzeptablen
Im jüdischen Herzen Wiens, der Leopoldstadt, wurden mehrere Fassaden beschmiert - das macht sprachlos und Angst.

Hakenkreuze im Stadtbild kennt man seit Langem – von geistig Verarmten mit Edding auf Hauswände oder Parkbänke geschmiert oder mit dem Schlüssel in Aufzugtüren geritzt. Das war schon immer dumm, geschichtsvergessen und nicht zu tolerieren. Was diese Woche aber im 2. Bezirk, im jüdischen Herzen Wiens, passiert ist, ist eine ganz andere Dimension. Mit Schablonen wurden antisemitische Sprüche auf Hausfassaden gesprüht, vermehrt auf jene von jüdischen Unternehmern. 

Das ist kein schnelles Hingekritzel im Halbschatten, sondern eine konzertierte und durchdachte Aktion.

Das Zeichen dahinter ist klar: Der jüdischen Community Angst machen, ihr vor Augen führen, was ihren Vorfahren im Zweiten Weltkrieg angetan wurde (als ob sie das vergessen könnten!) und ihnen signalisieren, dass sie immer noch nicht sicher sind. Gleichzeitig werden die Gesetze in Österreich missachtet und gezeigt, was man vom Konsens aller im Nationalrat vertretenen Parteien, nämlich keinen Antisemitismus zu tolerieren, hält. 

Das alles findet sich so weit fernab des Akzeptablen, dass es sprachlos und Angst macht. Doch Angst lähmt und wer sprachlos bleibt, überlässt nur den falschen Wortführern die Bühne. „Erst das Wort, dann die Tat“, warnt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch. Lasst unsere Worte lauter sein – bevor es zu unaussprechlichen Taten kommt.

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