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Von K'gari bis Whitsundays: Australiens Naturschätze

Die entführt auf zwei Inseln in Australien: K’gari, ehemals Fraser Island, und die Whitsunday Islands. Hunderte Kilometer voneinander entfernt, aber beide lohnen sich.

Von Nicola Afchar-Negad

Australien ist ein weites Land, Down Under leben deutlich mehr Schafe als Menschen, aber man ist, das Landesinnere ausgenommen, nie wirklich weit vom Strand entfernt. Ganz egal, wo man herumstrawanzt. Reisende müssen sich die Zeit genau einteilen und nicht selten kommt es zu einem Wettstreit zwischen K’gari versus Whitsunday Islands – obwohl die Destinationen Welten trennen.

Die geografische Lage der Whitsunday Islands und K'gari
©Kurier / Grafik

In Kilometern gerechnet sind es allerdings nur gut 860 von Hervey Bay (Fährenort für K’gari) nach Airlie Beach, von wo aus viele auf eine der bewohnten Whits-Inseln starten. Auf die bekannteste von ihnen, Hamilton Island, kommt man sogar mittels Linienflug. Zudem wurde der Inselgruppe eine eigene Monopoly-Edition gewidmet.

Die Whitsunday Islands sind eine ganz andere Liga als K’gari. Den Grund dafür sieht man sogar aus dem Weltall: das größte Korallenriff der Welt, das Great Barrier Reef. Die Whitsunday Islands (übersetzt: Pfingstsonntagsinseln) gelten als Herz dieser kaleidoskopisch schillernden Zauberwelt und das bedeutet: Hier wird geschnorchelt, getaucht, gesegelt, gestaunt – mit gebührendem Respekt vor der Natur, dafür sorgen strenge Regeln.

Nur circa sieben Prozent des Areals bekommt man als Tourist zu sehen, außer natürlich, man bucht einen Rundflug. Dazu muss man wissen: Das Riff hat im vergangenen Jahr so viele Korallen verloren wie noch nie seit Beginn der Messungen vor fast 40 Jahren.

Die Segelboote wiederum haben nicht selten Whirlpools an Bord, aufblasbare XL-Wasserrutschen und Kajaks – wer in Letzterem geübt ist, kann auch zwischen den Inseln paddeln. Und mit ganz viel Salz auf der Haut kehrt man dann ins Luxus-Resort zurück, davon gibt’s reichlich. Neu seit April: "The Sundays" auf Hamilton Island, genauer gesagt: Catseye Beach.

Ein Blick auf die Whitsunday Islands

Ein Rundflug über die Whits ist wirklich sinnvoll – ein "Einmal im Leben"-Ereignis 

©Getty Images/iStockphoto/franckreporter/istockphoto

Den Strand könnte man dank Netflix schon kennen, unwissentlich allerdings. In "Ticket to Paradise" haben sich Julia Roberts und George Clooney angeblich auf Bali gefetzt und geküsst, aber es war hier, im Nordosten Australiens, auf Hamilton, wo die Kakadus gerne mal Essensreste vom Hotelbalkon stibitzen. Wem das nicht spektakulär genug ist, der kann das Unterwasserhotel "Reef World" auf die Agenda setzen – und in den Suiten unter dem Meeresspiegel eine Nacht wie im Aquarium verbringen, nur viel besser.

Gefährliches Paradies

Szenenwechsel. Diese Weite! Diese Wellen! Und hoppala – diese Haie, deren Schatten man in den Wellen erspäht. Wer am 75-Mile-Strand von K’gari, im Nordosten Australiens steht, ist aus mehreren Gründen sprachlos. Neben einem liegt die "SS Maheno", ein Schiffswrack, das vor 90 Jahren hier gestrandet ist. Und dahinter: ein tropischer Regenwald, der doch tatsächlich auf Sand wuchert. Das gibt es so nur hier, auf der größten Sandinsel der Welt.

Das Schiffswrack "SS Maheno" auf der Insel K'gari

Die Insel K’gari: Am vermutlich längsten Strand-Highway der Welt liegt dieses beliebte Fotomotiv –  das Schiff "SS Maheno" ist vor neunzig Jahren gestrandet 

©mauritius images / Alamy Stock Photos / Alexandre ROSA/Alamy Stock Photos / Alexandre ROSA/mauritius images

Alles ein bisschen surreal, auch die Allrad-Fahrzeuge, die mit ordentlichem Karacho am goldgelben Strand entlang brettern. Laut Verkehrsschildern sind maximal 80 km/h erlaubt, Daumen mal Pi geht sich das nicht immer aus, oft sitzen die Touristen selbst am Steuer. Ach, und Propellermaschinen landen hier auch – ganz ohne Fluglotsen am Boden. K’gari ist aber vor allem ein Naturspektakel und wird es auch bleiben, dafür sorgt der Weltnaturerbe-Status. Und noch so ein Superlativ: Die Insel gilt auch als giftigstes Eiland. Die Warn- und Verbotsschilder machen daraus genauso wenig einen Hehl wie die Tourguides. Man kurvt mit dem Allrad-Boliden auf Sandwegen durch üppiges Dschungelgrün und wird bei der fast garantierten Dingo-Sichtung gewarnt: "Niemals füttern! Immer in Armlänge von Kindern bleiben!"

Touristen, die sich an Ersteres nicht halten, dürfen mit empfindlich hohen Strafen rechnen, die wenigen Hotels und Campingplätze auf der Insel sind mit Dingo-Zäunen gesichert. Dann wären da die Schlangen, einige der giftigsten fühlen sich auf K’gari pudelwohl. Wer sich trotz Mahnung auf anderen Wegen an Kauri-Fichten und Satinay-Pinien vorbeischlängelt, könnte das bitter bereuen, wenn man dazu überhaupt noch die Gelegenheit hat. Gleiches gilt für Spinnen. Sie sind äußerst giftig – und sie sind viele. Auch das Schwimmen im Pazifik sollte man hier tunlichst vermeiden: Felsen, Haie, Strömungen – das ganze Spektrum. Auf der Webseite des Nationalparks steht über allen Gefahrenhinweisen eindrücklich "Vermeiden Sie Tragödien".

Mehr Dingos als Bewohner

Es wäre aber auch eine Tragödie dieses Paradies (denn genau das heißt K’gari in der indigenen Sprache) aus Angst zu meiden. Wer sich an die Regeln hält, gerät auf dem typischerweise Ein- oder Zwei-Tagestrip in eine Art Naturrausch. Denn so tosend auch der erste Eindruck am 75-Mile-Strand sein mag: Auf der 120 Kilometer langen und 25 Kilometer breiten Insel sind es vor allem die etlichen Süßwasserseen, die die Smartphonespeicher ans Limit bringen. Der Lake McKenzie wirkt in seiner Perfektion wie gemeißelt. Schneeweißer Sand, unwirklich blaues Wasser, dazu ein grüner Waldmantel.

Long exposure on the beach

Kilometerlange Strände prägen die Insel

©Getty Images/iStockphoto/2630ben/iStockphoto

Im Gegensatz zum Meer lässt es sich hier gut schwimmen – und verweilen. Laut Schöpfungsmythos der Aborigines schuf Gott Yendingie die Seen als Spiegel des Himmels. Man kann sich hier durchaus eine Zeit lang wie hypnotisiert verlieren, nur alleine wird man kaum sein. Circa eine halbe Million Aussie-Wanderer besuchen K’gari jährlich. Zum Vergleich: Um die 180 Menschen sollen hier leben, circa ein 1:1-Verhältnis zu den Dingos. Bei den wenigen Unterkünften (es lohnt sich definitiv über Nacht zu bleiben) kann man zwischen einem Hotel (der Klassiker ist das "Kingfisher Bay Resort") oder Campingplatz (neu: "Cathedrals on Fraser") wählen. In einem taucht man seit Kurzem in eine permanente Lichtshow ein, woanders – mit etwas Glück – in Didgeridoo-Klänge und abenteuerliche Anekdoten des Gastgebers.

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Das "Kingfisher Bay“-Resort auf K’gari ist eines der wenigen Hotels – und das bekannteste. Neu: eine Lichtshow über die Schönheit der Insel

©Kingfisher Bay Resort/Fraser Island

Wer dann noch eine lustige Tour-Truppe erwischt, könnte eine Erinnerung für die Ewigkeit abspeichern. Egal, ob man am Strand von K’gari im Sand stecken bleibt oder auf Jet-Ski die Whits unsicher macht, man sollte dem Einfachen und Ursprünglichen Platz einräumen. Die Rückbenennung von Fraser Island zu K’gari im Jahr 2023 ist beispielhaft für ein Umdenken.

Die Aborigines, die Ureinwohner Australiens, verschaffen sich Gehör. Man kann an Zeremonien teilhaben, mit auf Jagd gehen (Butchulla-Stamm, K’gari), sich auf den Whitsundays im Speerfischen probieren und Höhlenkunst bewundern (Ngaro-Stamm). Über 64.000 Jobs hängen allein am Great Barrier Reef, dazu kommen die Ranger, Campbetreiber und und und.

Ihnen allen ist bewusst: Der Mensch schützt nur, was er kennt – und liebt. Und K’gari, die Whits und Korallenriffe kann man nicht nicht lieben.

Reisetipps

Touren

  • K’gari Salty Safaris 
    Walbeobachtung gefällig? Außer von Mitte Juli bis Mitte Oktober wird diese Tour ganzjährig angeboten. (salty-safaris.com.au)
  • Whitsunday Paradise Explorer
    Die "Ngaro Indigenous Cultural Tour" führt Touristen auf die Spuren der indigenen Bevölkerung. Long Island, (whitsundayparadiseexplorer.com.au)
  • Helikopterflug 
    Von Cairns aus das Great Barrier Reef anfliegen – und wieder zurück. Die "Reef Zoom"-Halbtagestour macht’s möglich. (sunlover.com.au)

Hotels auf den Inseln  

  • The Sundays
    Seit April, lässige 59 Zimmer auf Hamilton Island, Whitsundays. Perfekt für den Instagram-Feed. (hamiltonisland.com)
  • Elysian Eco Retreat
    Long Island High-End-All Inclusive-Konzept, nur für Erwachsene.  Auf Long Island, Whitsundays. (elysianretreat.com.au)
  • Cathedrals on Fraser 
    Ein neuer Camping-Platz auf K’gari – von eigenen Stellplätzen bis zu fixfertigen Schlafplätzen in Kabinen. (cathedralsonfraser.com.au) 

Hotels auf dem  Festland

  • Yangaro
    Nur zehn Minuten vom quirligen Airlie Beach entfernt in Funnel Bay hat das Yangaro eröffnet. Highlight: private Pool-Villen. 
    47 Discovery Drive, Flametree, yangaro.com.au
  • Coral Sea Resort
    Vor oder nach dem Whitsundays-Trip in das luxuriöse Resort in Airlie Beach.
    Ocean View Avenue, Airlie Beach, coralsearesort.com
  • Freedom Shores
    15 Minuten von Airlie Beach, maximal 40 Gäste, Unterkünfte direkt am Strand und Bungalows in Boot-Form – charmant.
    103 Pringle Road, Woodwark, freedomshores.com.au   

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