Vogelbeobachtung im Nationalpark Kalkalpen

Book a Ranger: Unterwegs im Nationalpark Kalkalpen

Ranger bringen Naturliebhabern mit Spezialtouren die Schönheiten des Nationalparks Kalkalpen näher.

Schlopp ... schlopp ... schlopp. Mit Schneeschuhen hören sich die Schritte unterschiedlich an. Ist der Schnee schwer und nass, klingt es eben wie ein schleppendes Schlopp. Bei Pulverschnee hingegen ist jeder Schritt leicht, weich und säuselt ein sanftes Husch, Husch... Ist er hingegen hart und gefroren, ist es ein schneidendes Knirschen. Als wir unterwegs sind, scheint die Sonne, der Schnee ist pulvrig wie Staubzucker. Wie auf Wolken gleiten wir über das glitzernde Weiß ... Husch, Husch also. Wer mit Ranger David Scheutz auf Schneeschuhen im Nationalpark Kalkalpen wandert, hört solche Feinheiten. Und sieht noch viel mehr.

Die Spuren eines Luchses, zum Beispiel. Der Abdruck im Schnee, auf den David Scheutz aufmerksam macht, ist exakt abgegrenzt und gut erkennbar. „Die sind offenbar noch ganz frisch“, vermutet der Ranger, zückt sein Handy und macht ein Beweisfoto. Luchsspuren – sieht man auch nicht alle Tage. Die Gruppe, die mit David Scheutz unterwegs ist, staunt. Schon knien die Ersten im Schnee, um sie aus der Nähe zu betrachten. Ein Glücksmoment für Naturliebhaber. Und es gibt noch mehr. 

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Bei Winterwanderungen kann man die Spuren von Füchsen, Hirschen, Rehen entdecken. Und mit etwas Glück sogar die eines Luchses.

©Herfried Marek

Die Fährte führt weiter den Forstweg entlang und biegt dann in den Wald ab. Die Gruppe folgt leise, voller Neugier. „Das Schönste ist tatsächlich, einer Spur zu folgen und dabei spontan auch mal die Route zu ändern und auf anderen Wegen durch das Gelände zu gehen. Die Fährte eines Luchses ist natürlich ein Highlight. Aber auch die von Füchsen, Hirschen, Wildschweinen, ebenso von Vögeln sind interessant“, sagt der ausgebildete Erlebnis- und Wildnispädagoge. Vor 20 Jahren hat Scheutz, der auch Leiter des Sport- und Freizeitheims „Camp Sibley“ und des Kletterkompetenzzentrums Laussa ist, die Ausbildung zum Ranger gemacht. In dieser Funktion kann man den Mann – ganz seriös – auch buchen. „Book a Ranger“ heißt das vielfältige Programm im Nationalpark Kalkalpen. Angeboten werden Halbtages- und Ganztagestouren, Höhlentouren, im Winter auch Tages-Schneeschuhwanderungen, etwa am Hengstpass, oder die zweitägigen Schneeschuh-Touren im Reichraminger Hintergebirge mit David Scheutz (Nähere Details dazu und weitere Tourentipps im Info-Kasten am Ende dieses Artikels). 

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Ob Fauna oder Flora - Ranger schärfen den Blick für die Zeichen der Natur.

©Stefan Leitner

Ausgangspunkt für die Tour mit David Scheutz ist die Dukateneckhütte. Von hier aus führt die Tour über etwa neun Kilometer und 350 Höhenmeter hinauf auf die Ebenforstalm. Gehzeit: je nach Streckenauswahl und Kondition der Teilnehmer zwischen drei und fünf Stunden. Auf der Alm übernachtet die Gruppe (maximal acht Personen) in einer urtümlichen Hütte der österreichischen Bundesforste. Mit Plumpsklo, frischem Gebirgswasser zum Waschen direkt aus dem Brunnen vor der Hütte. Abends wird gemeinsam gekocht, was die Gruppe zuvor eingekauft und mitgenommen hat. Geschlafen wird auf einem einfachen Lager mit Decken. Die Mitnahme eines leichten Hüttenschlafsacks genügt. Bevor man sich in den Schlafsack kuschelt, lohnt bei klarem Wetter noch der Blick in den Nachthimmel. „Da es keine Lichtverschmutzung gibt, ist der Sternenhimmel hier unfassbar schön. Abgesehen davon ist es absolut ruhig. Hier hört man nur eines: die Stille“, schwärmt David Scheutz auch nach so vielen Jahren, in denen er regelmäßig mit Gästen den oberösterreichischen Nationalpark Kalkalpen erkundet – ein besonderes Juwel unter den österreichischen Nationalparks.

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David Scheutz ist seit über 20 Jahren Erlebnis- und Wildnispädagoge

©a-mayr

Ich versuche Zugänge zu ursprünglicher Natur zu schaffen - ohne Komfortzone, aber mit Tiefgang.

Naturjuwel

Der Nationalpark Kalkalpen wurde 1997 in der Region Eisenwurzen, zwischen den Flüssen Steyr und Enns, auf über 200 Quadratkilometern eingerichtet. Unter den 13 Nationalparks der Alpen ist er der Waldreichste. Besonderheiten sind hier deshalb unter anderem die kleinen Urwaldflächen, die, unbehelligt von der Außenwelt, urwüchsig erhalten geblieben sind. Diese zwischen 30 und 60 Hektar großen Urwaldareale im Hinter- und Sengsengebirge liegen in schwer zugänglichen Bereichen und sind einzigartige Hotspots der Biodiversität. Viele Arten, unter anderem 41 Urwaldkäfer, zu denen beispielsweise der orangegefleckte Düsterkäfer, der große Flachkäfer oder der rothalsige Düsterkäfer gehören, kommen nur in diesen Urwaldarealen vor. Äußerst vielfältig ist auch die Fauna. Vom seltenen Weißrückenspecht, einer ausgesprochenen Urwald-Spechtart, leben noch etwa 20 Brutpaare im Schutzgebiet. Und Arctaphaenops muellneri, eine Höhlenlaufkäferart, existiert weltweit überhaupt nur noch hier in diesem Nationalpark. Das sind nur einige Naturschätze, die mit der Gründung des Nationalparks, quasi im letzten Moment, gerettet wurden. All das Menschen näher zu bringen, ist Aufgabe und Antrieb von Nationalpark-Rangern wie David Scheutz. Selbst im Winter, wenn scheinbar alles schläft, weiß er unendlich viel über dieses Naturjuwel zu erzählen. Etwa, dass Fledermäuse winters ihren Herzschlag gezielt drosseln. Dass Dachse jede Menge Biomasse in ihrer Dachsburg einlagern und damit gewissermaßen „heizen“. Dass Rehe mit der Ei-Ruhe eine biologische Besonderheit besitzen, damit die Kitze nicht im Winter, was tödlich für sie wäre, sondern im Frühsommer, wenn das Nahrungsangebot besser ist, zur Welt kommen. Scheutz gehen die Geschichten nicht aus.

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Unfassbar schön: Mit dem Ranger geht es durch die stille, unberührte Natur

©roman_königshofer

Winterwald

Nicht nur Tiere nutzen spezielle Strategien, um durch den Winter zu kommen, auch Bäume und Sträucher haben da so ihre Methoden. Davon erzählt Nationalpark-Rangerin und Wildnispädagogin Maria Laussamayer auf ihren Touren mit dem Titel „Bäume und Sträucher im Winterkleid“. Dabei zeigt sie u. a., wie man Bäume und Sträucher auch ohne Blätter und Blüten bestimmt. Nur so viel: Farbe und Struktur der Rinde, die Form der Knospen oder die Früchte des Vorjahres sind Indizien. Ranger bringen uns die Natur auf besondere Weise näher. Als Naturkenner und -verteidiger animieren sie dazu, diese bewusster wahrzunehmen und zu schützen. Eine tiefgehende Erfahrung. David Scheutz: „Für mich ist Wildnis ein Erfahrungsraum, in dem Menschen sich selbst begegnen können. Ich versuche, Zugänge zu ursprünglicher Naturerfahrung zu schaffen, Achtsamkeit zu fördern, und lade dazu ein, das Wesentliche neu zu entdecken – ohne Komfortzone, aber mit Tiefgang.“

Book a Ranger und mehr

Fackelwanderung zum Panoramaturm:
Di. 30. 12. 2025; Mo. 5. 1. sowie Mi. 4. 2. und Mi. 18. 2. 2026, immer nachmittags. 
Book a Ranger 2026: Halbtagestour 230 €  (4 Std.); Ganztagestour 330 €. 
Gruppen bis max. 15 Personen. 
Schneeschuhwandern am Hengstpass:
Fixtermine 2026 jeden Samstag von 3. 1. bis 
7. 3. und am 6. 1.,  jeweils 13 bis 17 Uhr. 
Zweitägige Schneeschuh-Tour im Reichraminger Hintergebirge: Sa. und So. Termine: 17. - 18. 1.; 31. 1. - 1. 2. sowie 14. - 15. 2. 2026. 
Lebenskünstler im Winterwald im Reichraminger Hintergebirge: Samstag, 7. 2. und 7. 3. 2026. In Windischgarsten am Samstag, 21. 2. und 14. 3. 2026, jeweils 9.30 - 12.30 Uhr.
„Bäume und Sträucher im Winterkleid“: neue Tour Wintersaison 2025/26. Termine: 21. 3. und 28. 3., jeweils von 9 bis 13 Uhr. Info/Anmeldung in der Villa Sonnwend National Park Lodge. Reine Gehzeit ca. 2 Std. 
Dem Luchs auf der Spur: Donnerstag, 12. 2. und 12. 3. 2026 von 9 bis 15 Uhr. Dabei  begleitet man Luchsforscher Christian Fuxjäger auf der Suche nach Luchshinweisen. 
Auf den Spuren von Marlen Haushofer: 
Sa. 13. 12. 2025; Sa. 14. 1. 2026 und 21. 3. 2026 von 10 bis 14 Uhr. 
Nähere Infos: www.kalkalpen.at

Cordula Puchwein

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