Malta abseits des Badeurlaubs: Kreuzritter, Kanonen und Kathedrale
Eine Vermessung des Abendlandes hin zu einer progressiven Gegenwart: Das kleinste EU-Mitglied liegt so weit im Meer, dass es gewöhnt ist, sein eigenes Süppchen zu kochen.
Das Beste an Urlauben am Mittelmeer sind mitunter die Aha-Erlebnisse: Europas Geschichte der Weltherrschaft liegt zu einem guten Teil an der Dominanz im mediterranen Raum. Wer auch immer etwas zu sagen hatte, verlieh dem Anliegen mit der einen oder anderen Fregatte Nachdruck. Spürbar ist das nach wie vor auf Malta. Der historische Führungsanspruch des Abendlandes drückt sich in gusseisernen Kanonen, meterdicken Mauern, ausgeklügelten Torsystemen und – nicht zuletzt – dem allgegenwärtigen Malteser-Kreuz aus.
Malta liegt achtzig Kilometer von der sizilianischen Küste entfernt. Etwa zweihundert Kilometer mehr in die andere Richtung liegt die tunesische Küste. Die strategisch hervorragend gelegene Insel war infolge Wanderpokal der Weltreiche. Phönizier, Karthager, Römer, Araber, Napoleons Frankreich ...: Malta überdauerte die Jahrhunderte geduldig, bis auch die Briten das Eiland als letzte fremde Macht in den 1960ern verließen. Malta ist seither ein selbstbewusster Kleinstaat in exponierter Lage, EU-Mitglied und Europameister im Registrieren von Mega-Jachten – Steuern sparen kann man hier sehr gut.
Die Briten hinterließen eine gewisse Etikette und Sympathien für das Königshaus (die junge Elisabeth erlebte frisch verliebt angeblich ihre glücklichsten Jahre auf der Insel). Auch die Amtssprache blieb Englisch. Wer in Malta urlaubt, wird sich also schnell zurechtfinden. Versuche, Maltesisch zu verstehen, enden schnell in einer kleinmütigen Einsicht über die Grenzen der eigenen Sprachbegabung.
Dicht an dicht: Die Insel ist klein, aber urban. Hier eine Ansicht der Hauptstadt Valletta.
©Viewing MaltaKein klassischer Badeurlaub
Malta ist heiß. Sehr heiß. Und trotzdem ist es kein klassischer Badeurlaub. Die Insel hat aber unglaublich viel zu erzählen. Und das nicht nur über historischen Glanz, Ritterherrschaft und Seemacht.
Die Insel ist heute genauso progressiv, wie sie herzhaft katholisch ist. Die Kirchen sind voll (vor allem zu Allerheiligen) und der öffentliche Nahverkehr besteht aus ein paar Bussen, die im Stau hinter vielen Kleinwagen stehen, die die zugebaute Insel Tag für Tag verstopfen.
Der Inselstaat ist gleichzeitig hochmodern. Das zeigt sich im Parlamentarismus: Wenn nicht mindestens vierzig Prozent der Abgeordneten weiblich sind, werden bis zu zwölf Frauen zusätzlich in das Parlament geschickt, um das Missverhältnis auszugleichen. Große Innovation gelingt auch an den kleinsten Orten. Das Parlamentsgebäude selbst wurde von Stararchitekt Renzo Piano gebaut. Ein hochmoderner Bau, der optisch die Erosion des Kalksteins andeutet und sich seit zehn Jahren perfekt in das historische Stadtbild einfügt, ohne sich gestalterisch anzubiedern. Die Regierungen? Moderat links, moderat rechts.
Die Malteser wirken entspannt, die Leute haben ein gutes Auskommen, sind einander verbunden (nimmt man die spielerische Konkurrenz der kleineren Insel Gozo mit den Maltesern aus). Die Insel hatte im Juli die niedrigste Arbeitslosenquote in der gesamten EU. Gleichzeitig ist die Insel eine beliebte LGBTQ-Destination, was die Folge hatte, dass seit heuer Direktflüge aus New York angeboten werden.
Info
Anreise
KM Malta Airlines. fliegt direkt von Wien nach Valetta. CO2-Kompensation via atmosfair.de: 16 €.
Übernachten
5*-Hotel „The Phonecia“: Infinitypool, hervorragendes Service und moderne Wellnesslandschaft.
phoeniciamalta.com
316 Quadratkilometer groß ist die Insel.
Auskunft
visitmalta.com/de
Nehmen Sie sich einen Guide
Bevor man die Insel besucht, täte man gut daran, einige dicke Bücher zu lesen, oder – und das ist die bessere Variante: Sie nehmen sich einen kompetenten Guide, spazieren, lauschen und staunen. Es gibt einiges zu erlaufen: Die Befestigungsanlagen am Hafen, wo gusseiserne Kanonen seit Jahrhunderten auf die Bucht zielen, um Eindringlinge zu versenken. Die Steilküste mit ihren aus Abertausenden Jahren alten Meisterwerken der natürlichen Erosion.
Maltas Historie ist eng verbunden mit den Kreuzzügen. Der Malteser-Ritterorden stammte aus Jerusalem, wo er mit der Versorgung kranker und verletzter Pilger beauftragt war. Später übersiedelten die Ritter nach Malta, wo sie europäischen Handelsschiffen Schutz boten.
Das Kreuz der Malteser findet sich an jeder Ecke – ein Muss für die Insel. Selbst wenn es nur behelfsmäßig fixiert ist, erzählt es über die stolze Historie des Kleinstaates.
©Philipp WilhelmerDiese Periode hinterließ Prachtbauten, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Etwa die „Konkathedrale des Heiligen Johannes“ . Man findet dort Caravaggios Meisterstück („Die Enthauptung Johannes des Täufers“) und steht auf den kunstvoll verzierten Grabplatten der wichtigsten Ritter des Malteser-Ordens. Ein staunenswerter Ort, an dem man in einer Nische wenig überraschend auch den k. u. k. Doppeladler erblicken werden.
Blick in die „Konkathedrale des Heiligen Johannes“: Am Boden sind Grabsteine der Ritter mit aufwendigen Stein-Einlegearbeiten zu bestaunen.
©Clive Vella/Clive Vella/Viewing MaltaMalta auf der Ferien Messe Wien
Auf der Ferien Messe Wien (vom 15. bis 18. Jänner 2026) sind auch das Malta Fremdenverkehrsamt und KM Malta Airlines vertreten (Stand C–0915). Mehr Infos zum Programm auf ferien-messe.at. Ermäßigte Tickets für KURIER-Leser und Leserinnen: https://vorteilswelt.kurier.at/shop/4546/ferien-messe-2026
Wer sich nach soviel Bewegung nach Entspannung sehnt, könnte sich im Pool seines Hotels entspannen und im Anschluss die hervorragenden Fisch- und Fleischgerichte der Insel genießen. Ein Hotel, das für sehr viele Hunderte Euro pro Nacht beides bietet, ist „The Phonecia“, in dem schon Elizabeth II. ein und aus gegangen sein soll.
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