Kufstein: Advent, Glühwein und Handwerk auf der Festung
Adventmärkte, Glühwein und Punsch sind in den Wochen vor Weihnachten allgegenwärtig. Kufstein ist zu dieser Zeit besonders stimmungsvoll.
Im Innenhof des Hauptgebäudes ragt ein Weihnachtsbaum meterhoch empor, seine unzähligen Kerzen tauchen die Gemäuer ringsum in stimmungsvolles Licht. Die Festung Kufstein gehörte ursprünglich dem bayerischen Herzog Ludwig sowie dem Bischof von Regensburg und war als Verteidigungsanlage Schauplatz vieler kriegerischer Auseinandersetzungen, 1814 ging sie in österreichischen Besitz über. Erreichbar ist sie bequem über eine Schrägseilbahn.
Info
Anreise
Mit dem Zug ab Wien in ca. 3 Std. 40 Min. oebb.at
Unterkunft und Kulinarik
Gasthaus und Hotel Dresch in Erl: Haubenküche, Komfort-Zimmer, viel Naturholz, dresch.at
Weihnachtsmarkt im Stadtpark
21. 11. bis 21. 12. 2025, Mi. bis Fr. 16–20 Uhr, Sa. und So. 13–20 Uhr. Mo. und Di. geschlossen
Weihnachtszauber auf der Festung
29./30. 11., 6./7. 12., 13./14. 12., 20./21. 12. jeweils von 11 bis 19 Uhr
Auskunft
kufstein.com
Der Weg zur Talstation führt durch die Altstadt zum oberen Stadtplatz mit dem schönsten Jugendstilgebäude Tirols, heute Sitz der Sparkasse, sowie vorbei am Rathaus mit prächtiger Front und Treppengiebel. Alternativ kann man die überdachten, in den Fels gehauenen Stufen nutzen. Der wenige Minuten dauernde Aufstieg über den Fußweg lohnt sich allemal, bietet sich doch immer wieder ein eindrucksvoller Blick auf die Dächer der Altstadt und den Inn. Ist die letzte Serpentine überwunden, überschreitet man die historische Zugbrücke und gelangt ins Innere der Festung.
Prügeltorte und Engerlpostamt
Der eigentliche Weihnachtszauber findet im südlichen Teil, der sogenannten Josefsburg statt. Auf einem weiten, offenen Platz, der im Halbrund von einem Wall umgeben ist, reiht sich eine Bude an die andere, angeboten werden Imbisse und regionale Spezialitäten. Zum Beispiel die Brandenberger Prügeltorte, die in dieser Gegend bis heute bei feierlichen Anlässen, etwa bei Hochzeiten, auf den Tisch kommt und optisch weniger an eine Torte als einen Baumkuchen erinnert. Über offenem Feuer wird eine hölzerne Walze gedreht und darüber Schicht für Schicht flüssiger Teig getropft. Selbstverständlich kann man die frisch gebackene Köstlichkeit hier stückweise verkosten.
Für Kinder gibt es in den Kasematten eine weihnachtliche Bastelecke.
©M.RuthnerUnter dem Wall der Burg verbergen sich die Kasematten. In den historischen Gewölben eröffnet sich eine bezaubernde Weihnachtswelt. Regionale Handwerker wie Kunstschmiede oder Schnitzer lassen vor den Augen der Besucher ihre Kreationen entstehen, Kinder haben in der Weihnachtsbastelecke oder der Backstube ihren Spaß. Ihre Wünsche ans Christkind können sie beim Engerlpostamt deponieren. Am späteren Nachmittag erklingen draußen, untermalt von den Weihnachtsbläsern, alte Advent- und Weihnachtslieder und verleihen der Szenerie eine magisch-festliche Stimmung.
Hier werden gerade kleine Holzweihnachtsbäume gedrechselt.
©M.RuthnerDann tritt ein gutes Dutzend Männer mit langen, weißen Bärten auf die Bühne. Sie tragen breite Filzhüte und Lodenjanker, in den Händen halten sie knorrige Stöcke und Laternen. Es sind die Anklöpfler der Sängerrunde Ebbs, die sich als Hirten und Knechte verkleidet haben und die Besucher mit einem Singspiel auf das nahende Fest einstimmen: „Durch Schnee und Kältn semma heit gonga, scho ewig weit, mia Ebbser Klöpfler warn iatz do, Griaß enk Gott liabe Leit, um zu singa und enk zu berichten wie des doscht wor, in Betlehem entn, vor üba 2.000 Johr.“
Das Anklöpfeln ist ein alter Adventbrauch im Tiroler Unterland.
©M.RuthnerDas Anklöpfeln ist ein alter Brauch im Tiroler Unterland. Bei Einbruch der Dunkelheit gehen in der Vorweihnachtszeit kleine Gruppen von Haus zu Haus. Wie bei einer Herbergssuche klopfen sie an Fenster und Türen und geben Texte und Lieder zum Besten. Die Anklöpfler kommen unangemeldet und oft überraschend. „Einmal hat uns eine Dame mit nassen Haaren und Nachthemd geöffnet“, erzählt Martin Mettler, Obmann der Sängerrunde Ebbs, „sie ist offenbar direkt aus der Dusche gekommen. Dann konnten wir mit unseren Sprüchen und Liedern beginnen.“
Es ist schon dunkel, als die letzten Besucher die Kasematten verlassen. Unter dem Eindruck des eben Erlebten spazieren sie hinunter ins festlich beleuchtete Kufstein und schlendern durch den Weihnachtsmarkt im Stadtpark. Während die Kleinen eine Runde mit dem Ringelspiel drehen oder eine Fahrt mit der Nostalgieeisenbahn unternehmen, widmen sich die Eltern regionalen Gaumenfreuden und lassen sich Zillertaler Krapfen oder Kiachln schmecken. Lebkuchen mit feinem Marzipan darf verkostet werden, ehe er als schmackhaftes Mitbringsel erworben wird. Vor dem Maronibrater heißt es warten, doch die Geduld wird mit einer ebenso köstlichen wie wärmenden kleinen Mahlzeit belohnt.
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