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Von Thermalwasser bis Trinkkuren: Gesundheitsoasen der Steiermark

Zwischen heißen Quellen, reiner Höhenluft und Heilwissen kann man in der Steiermark wunderbar regenerieren.

Es riecht nach Herbst, nach feuchtem Laub und frisch gebrühtem Kaffee. Über den sanften Hügeln der Oststeiermark liegt ein leichter Dunst, die Sonne bricht durch und taucht die Landschaft in goldenes Licht. In Bad Waltersdorf, rund eine Stunde nordöstlich von Graz, dampfen die Becken der Heiltherme, während aus dem Inneren der Erde warmes Thermalwasser sprudelt – mineralstoffreich, weich und von wohltuender Wärme. Wer in diesen Tagen hierherkommt, sucht keine Sensationen. Er sucht Stille, Entschleunigung – und die Kraft der Natur.„Die Steiermark ist ein Gesundbrunnen im besten Sinne des Wortes“, sagt Gernot Deutsch, Geschäftsführer der Heiltherme Bad Waltersdorf. Er steht auf der Sonnenterrasse seines Resorts, der Dampf steigt über den Becken auf. „Unser Thermalwasser ist das Herzstück des Hauses. Es entspannt Muskulatur und Gelenke, regt die Durchblutung an, entschlackt, strafft die Haut und stärkt die Abwehrkräfte.“ Ein Bad darin sei mehr als Wellness – es sei ein Ritual des Loslassens. Schon nach zwanzig Minuten, so Deutsch, senke sich der Cortisolspiegel, also das Stresshormon, messbar. „Das spürt man – und man sieht es den Menschen an, wenn sie nach ein paar Tagen hier aufatmen.“

Wärme, die von innen kommt

Tatsächlich ist das steirische Thermalwasser legendär. Es sprudelt aus bis zu 3.000 Metern Tiefe an die Oberfläche, gespeist aus uralten Gesteinsschichten, angereichert mit Mineralien wie Natrium, Kalzium und Magnesium. In Bad Waltersdorf steigt es mit rund 60 Grad Celsius empor, ehe es auf angenehme Badetemperatur abgekühlt wird. Schon die Römer nutzten die heilende Kraft des Wassers. Heute ist sie Basis für Erholung und Prävention.

Dazu kommt ein besonderes Gesundheitskonzept, das sich hier etabliert hat: die Traditionelle Steirische Medizin (TSM). Entwickelt wurde TSM vor rund 20 Jahren direkt in Bad Waltersdorf. „Die Idee stammt von unseren Mitarbeiterinnen“, erzählt Deutsch stolz. „Sie wollten ein Konzept schaffen, das sich auf die Ressourcen unserer Region stützt. Regionalität, Saisonalität und Natürlichkeit – das sind die drei Grundpfeiler.“ TSM wurzelt in der steirischen Natur – in Kürbisöl, Heilkräutern, Honig, Apfelessig oder frischem Heu. All diese Zutaten werden in Massagen, Packungen oder Bädern verwendet.

„Wir wollen keine Krankheiten behandeln“, sagt Deutsch. „Unsere Anwendungen stehen für Prävention, Entspannung, und bewusstes Nichtstun als Luxus.“ In einer Zeit, in der viele auf Effizienz und Leistungssteigerung fixiert sind, klingt das fast provokant. Doch wer einmal eine der typischen „Magischen 8“-Kürbisölmassagen erlebt hat, versteht, was gemeint ist. Ihre Wirkung – erprobt und belegt – entspannt die Muskulatur, beruhigt den Geist und bringt den Körper in einen Zustand tiefer Regeneration.

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©heilthermen resort bad waltersdorf/eisenberger

Steirisches Thermalwasser wirkt fast wie ein Jungbrunnen. Es entspannt die Muskulatur und Gelenke, regt die Durchblutung an, entschlackt, strafft die Haut und stärkt die Abwehrkräfte.

Gernot Deutsch, GF Heiltherme Bad Waltersdorf

Stille Juwele

Aber das Wasser der Steiermark wirkt nicht nur äußerlich, sondern es entfaltet auch von innen gesundheitsfördernde Kräfte. Die sogenannten Trinkkurorte sind die stillen Juwelen des Landes – Orte, an denen Mineral- und Heilwasser mit unterschiedlichen Zusammensetzungen gezielt getrunken wird, um Stoffwechsel, Verdauung und Immunsystem zu unterstützen.

Bad Gleichenberg, im Süden der Steiermark, ist einer der traditionsreichsten dieser Orte. Schon im 19. Jahrhundert kamen Kurgäste hierher, um das mineralhaltige Wasser aus der Mariannenquelle, das aus einer Tiefe von 1.042 Metern kommt, und der Max-Quelle, das mit 45 °C aus der Tiefe sprudelt, zu trinken. Es gilt als wohltuend für Magen, Leber und Galle – und wird bis heute direkt vor Ort ausgeschenkt.

In Bad Radkersburg wiederum trifft Heilwasser auf Thermalwasser: Während die Parktherme zum Baden einlädt, wird im historischen Kurhaus das mineralstoffreiche Trinkwasser verabreicht, das entzündungshemmend wirkt und den Stoffwechsel anregt.

Auch Bad Waltersdorf und Bad Blumau bieten Trinkkuren an, deren Quellen leicht mineralisiert sind und so sanft entschlackend wirken. In Bad Aussee, im Herzen des Salzkammerguts, ist es wiederum das salzhaltige Wasser, das Körper und Seele reinigt – kombiniert mit frischer Höhenluft und einer Landschaft, die ihresgleichen sucht.

Ein Land, das atmet 

Neben Wasser und Wärme ist Luft das zweite große Gesundheitsgeheimnis der grünen Mark. Wer durch die Täler und Höhen wandert, merkt schnell, dass Atmen hier anders klingt – und anders wirkt. Die Luft ist klar, frisch, frei von Schadstoffen und Pollen. Kein Wunder, dass die Steiermark gleich mehrere anerkannte Luftkurorte hat. In Aflenz etwa, am Fuße der Hochschwabgruppe, weht ein kühler, reiner Bergwind, der schon seit Jahrzehnten als heilkräftig gilt. Menschen mit Atemwegsproblemen oder chronischer Erschöpfung finden hier spürbare Linderung. Auch die Ramsau am Dachstein ist ein Klassiker unter den steirischen Luftkurorten: Auf über 1.000 Metern Höhe vereint sie imposantes Bergpanorama mit einem milden Reizklima – ideal zur Stärkung von Lunge und Kreislauf.

Weiter südlich, im sanft-hügeligen Fischbach, herrscht ein besonders reines Mittelgebirgsklima. Der Ort gilt als Rückzugsraum für alle, die unter Stress und Schlafproblemen leiden. Hier entschleunigt das Leben fast von selbst – zwischen duftenden Wiesen, rauschenden Bächen und stillen Waldwegen.

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Durchatmen und Natur genießen : Urlaub in Bad Aussee ist einmalig

©Steiermark Tourismus /Tom Lamm

Stille Einkehr 

Wer es noch stiller mag, findet in Murau, Mariazell oder im malerischen Altaussee perfekte Bedingungen. Die Luft ist hier nicht nur sauber, sie ist spürbar belebend. Besonders Mariazell, bekannt durch seine Basilika, ist als Kurort beliebt – der dortige Mix aus klarer Gebirgsluft, spiritueller Ruhe und intakter Natur hat schon so manchem erschöpften Geist neue Kraft gegeben.

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Einfach mal durchatmen: Seit 2027 darf sich auch Grundlsee Luftkurort nennen

©Steiermark Tourismus / Tom Lamm

Ein Spaziergang durch verschneite Wälder oder eine Wanderung am See entlang ist mehr als Bewegung – es ist Therapie. Die Lunge wird durchlüftet, das Immunsystem gestärkt, und die Gedanken kommen zur Ruhe. „Viele Gäste erzählen, dass sie nach wenigen Tagen besser schlafen, sich erholter und leichter fühlen“, sagt eine Mitarbeiterin des Tourismusverbandes. Allerdings heißt Winter in der Steiermark nicht Stillstand. Im Gegenteil: sanfter Sport gehört hier zur Erholung dazu. Auf den Loipen gleiten Langläufer lautlos durch die Winterlandschaft, während auf den Almen Schneeschuhwanderer ihre Spuren hinterlassen. Diese Bewegungsformen sind gelenkschonend, fördern Herz und Kreislauf und bringen zugleich Ruhe in den Geist. Wer danach in ein warmes Thermalbecken taucht, erlebt das Zusammenspiel von Aktivität und Regeneration in seiner reinsten Form.

Genuss mit Wirkung 

Gesundheit hat in der Steiermark auch mit Genuss zu tun – mit ehrlicher, bodenständiger Küche und regionalem Superfood. Quinoa wächst inzwischen auf steirischen Feldern und liefert wertvolles pflanzliches Eiweiß. Die Edelkastanie, Symbol des steirischen Herbstes, steckt voller Vitamine und Ballaststoffe, und die berühmten Kürbiskerne sind kleine Kraftpakete aus Zink, Magnesium und ungesättigten Fettsäuren. Zusammen bilden sie das kulinarische Rückgrat der TSM – und sind gleichzeitig Teil einer Lebenshaltung, die auf Natürlichkeit und Maß halten setzt.

Dorothe Rainer

Über Dorothe Rainer

dorothe.rainer@kurier.at

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