Die größte Weihnachtskrippe der Welt steht in Österreich
In Mörbisch am Neusiedler See erstrahlt die größte Weihnachtskrippe der Welt. Hier erlebt man Advent in XXL.
Wenn es in Mörbisch kühler wird und sich die allseitsbekannte Seebühne in ihr Winterkleid hüllt, dann hat dies wenig mit Musical oder Operette zu tun. Stattdessen wird eine der größten Open-Air-Bühnen Europas zur größten Weihnachtskrippe der Welt. Mit ihren stattlichen Maßen – 90 Meter Breite, 18 Meter Höhe – bildet sie das Herzstück des „Winterwunder Mörbisch“, in dem die Weihnachtsgeschichte neu erzählt wird.
Spektakuläre Projektionsshows, Lesungen und Konzerte bilden ein rundes Rahmenprogramm. Das bekannte Schauspieler-Paar Nicholas Ofczarek und Tamara Metelka leiht der Inszenierung ihre Stimmen, während Licht, Klang und Bild ineinandergreifen und die Kulisse lebendig werden lassen.
Erinnerungsschnappschüsse
Rund herum lädt ein abwechslungsreich konzipiertes und liebevoll gestaltetes Weihnachtsdorf zum Bummeln ein. Neben regionaler Handwerkskunst sind hier auch kulinarische Schmankerln zu finden. Fürs Auge gibt’s natürlich auch etwas. Zwischendrin erhellen mehr als 30 beleuchtete Skulpturen den Weg, und an den verschiedenen Fotopoints können ganz besondere Erinnerungen festgehalten werden.
Imposante Lichtskulpturen dienen als Fotopoint für Erinnerungen der besonderen Art.
©Burgenland Tourismus/Birgit MachtingerWinterwunder noch bis 4. Jänner
Das „Winterwunder Mörbisch“ feierte erst im Vorjahr Premiere – und lockte gleich 28.000 Besucherinnen und Besucher an. Heuer öffnet die eindrucksvolle Weihnachtskulisse vom 22. November bis 4. Jänner wieder ihre Tore, jeweils von Freitag bis Sonntag. Brauchtum. Doch das moderne Spektakel in Mörbisch ist mehr als nur ein Besuchermagnet. Dahinter steckt eine uralte Tradition. Immerhin reicht die Geschichte der Krippen bis ins 4. Jahrhundert zurück. Damals in den römischen Katakomben tauchten bereits erste bildliche Darstellungen von Christi Geburt auf. Im 13. Jahrhundert soll schließlich Franz von Assisi in Greccio, einer kleinen Gemeinde nördlich von Rom, spontan zu Weihnachten die Geburtsszene mit lebenden Personen und Tieren nachgestellt haben. Daher gilt er bei vielen auch als Begründer des Krippenspiels, wobei dies durchaus als umstritten gilt.
Ein Spaziergang durch die Gassen bietet Gelegenheit, Schmankerln zu entdecken.
©landesholding bgld_karin kreuzer
Auch musikalisch wird in Mörbisch einiges geboten – eindrucksvoll in Szene gesetzt.
©Burgenland Tourismus/Birgit MachtingerIn Österreich erlebte die Krippenkunst im Barock ihre Blüte. Detailreiche Landschaftskrippen in Tirol, Mechanik-Krippen im Salzkammergut oder die prachtvollen Kirchenkrippen in Salzburg sind Ausdruck dieser Volkskunst. Bis heute ist der Krippenbrauch ein hohes kulturelles Gut.
Woher kommt der Krippenbrauch?
Der Krippenbrauch ist in Österreich kulturell fest verankert und wird noch heute vielerorts leidenschaftlich praktiziert. Seinen Ursprung fand diese Faszination schon 1609 in Innsbruck, als die erste Krippenausstellung stattfand. In den darauffolgenden Jahrhunderten verbreitete sich das Brauchtum landesweit, und so entwickelte sich im 18. Jahrhundert daraus ein buntes Theater, das bereits viele regionale Färbungen aufwies. Mittlerweile sind die Krippen in Kirchen, an Stadt- oder Dorfplätzen, sowie in den heimischen Wohnzimmern zu finden und sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Gerade im Privaten sind es oft Krippen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. In mühevoller Kleinstarbeit wird die Krippe nicht nur jedes Jahr aufs Neue aufgebaut, sondern über Jahrzehnte erweitert und mit neuen Figuren – gekauft oder selbst gestaltet – neu interpretiert, sodass jedes Stück seine eigene Handschrift besitzt, obwohl die Grundzüge alle eint: Geburtsstall, die Heilige Familie, Ochs und Esel. Und auch wenn Szenen aus der Bibel nachgestellt werden, ist ein religiöser Hintergrund der Besitzerinnen und Besitzer nicht notwendig. Dahinter verbirgt sich eine zutiefst emotionale Tradition und ein kunstvolles Handwerk, die weit über den Glauben hinausgehen. Auch das ist einer der Gründe, warum die UNESCO das Krippenbrauchtum in Österreich 2021 als immaterielles Kulturerbe aufnahm.
"Kripperlroas"
Die nun lieb gewonnene Tradition war in der Geschichte längst nicht unumstritten: Kaiser Joseph II. verbot 1782 sogar Krippen in Kirchen – mit der Folge, dass sie kurzerhand in die Wohnzimmer wanderten. So wurde die Hauskrippe Teil des weihnachtlichen Alltags. Noch heute gilt das „Krippeleschauen“ oder die „Kripperlroas“, wo man von Haus zu Haus geht und die kleinen bis großen Kunstwerke bewundert, vielerorts in Österreich als Fixtermin in der Weihnachtszeit.
In Mörbisch wird diese altbekannte Geschichte nun neu erzählt – größer, heller und moderner. Zwischen Lichterglanz, Punschduft und Seeblick verschmelzen hier Tradition und Erlebnis zu einem Winterwunder, das nicht nur größentechnisch seines Gleichen sucht.
Kommentare