Langhe vineyards near La Morra,  Piedmont, Italy

Wein der Könige und Winzer: Die Vielfalt des Piemonts im Spätherbst

Im Piemont treffen Tradition und Moderne aufeinander. Barolo & Co zeigen sich jetzt von ihrer besten Seite.

Fährt man im Spätherbst morgens durch die Langhe, kann es schon sein, dass die Hügel, auf denen die begehrten Rotweine wachsen, noch im Nebel liegen, während die pittoresken Orte auf der Anhöhe bereits im Sonnenlicht erstrahlen. Ein zauberhafter Anblick, aber auch ein Phänomen, das die Weine des Piemonts prägt. So ist die wichtigste Rebsorte nach dem Nebel benannt: Nebbiolo

Aus der autochthonen Sorte stammt auch der Wein, den die Welt als Barolo kennt – in Italien stolz „der König der Weine oder Wein der Könige“ genannt. Nicht zuletzt hat Barolo die Langhe bekannt gemacht. Kein Wein passt so gut zu deftigen Trüffelgerichten wie er.

Seit jeher baut man ihn auf den Hügeln rund um Barolo und den Nachbarorten an, aber erst in den späten 80er-Jahren wurde die Welt auf ihn aufmerksam. Ausgehend von den USA entstand ein Hype um den gehaltvollen Rotwein. Bis dahin wurde er nach alter Tradition im großen slawonischem Eichenfass ausgebaut und brauchte eine gefühlte Ewigkeit bis zur Trinkreife. Die ausgeprägte Tanninstruktur macht ihn dafür aber auch besonders langlebig. Nichts für schnellen Profit. So nahmen findige Händler und Önologen einige der Weinbauern unter ihre Fittiche und lehrten sie modernen Weinbau. Die Baroli der Modernisten wurden nun im Barrique ausgebaut und zuweilen konzentriert, um sie zugänglicher zu präsentierten. Zu ihren bekanntesten Vertretern zählte etwa Enrico Scavino, dessen Weine als echte Faserschmeichler galten.

Ein Wein wie früher?

Die Traditionalisten hingegen hielten an den alten Methoden fest. So auch Bartolo Mascarello, der nicht im Traum daran dachte, seine Baroli irgendwelchen Trends anzupassen. Damals galten sie als untrinkbar - heute sind sie Kult und schwer zu ergattern. Während die neuen weichen Baroli in den 90er-Jahren die Weltmärkte eroberte, wollte kaum jemand die widerspenstigen Exemplare der Traditionalisten. Die moderne Stilistik brachte jedoch nicht nur eine gewisse Uniformität, die Weine erwiesen sich auch als nicht ganz so langlebig.

Inzwischen lassen sich viele Langhe-Winzer nicht mehr dem einen oder anderen Lager zuordnen. Etwa der jüngst verstorbene Luciano Sandrone, dessen Baroli so traditionell wie modern sind. Doch nicht nur der hochpreisige Barolo ist typisch für die Langhe, auch Barbera und Dolcetto spielen eine Rolle. Barbera zeichnet sich durch lebendige Säure und feine Frucht aus. Als große Meister des Barbera d’Alba gelten Elio Altere und Mauro Veglio. Altare, in den 90er-Jahren im Lager der Modernisten, produzierte später feingliedrige, fast burgundisch anmutenden Barbera.

Dolcetto hingegen hatte das Image des belanglosen Essensbegleiters – inzwischen zeigen Produzenten wie Einaudi oder Pecchenino im Dogliani wie gut Dolcetto schmecken kann, wenn man ihn gut behandelt. Und dann gibt es noch eine junge Generation an Winzern, wie etwa Eugenio Bocchino, die nicht nur elegante Baroli herstellen, sondern auch alte vergessene Sorten wieder aufgreifen. Es tut sich was im Land der Königsweine.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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