Polly Adlers "Chaos de luxe": Fuck goal focusing!
Der neueste Gen Z-Trend: Dating-Fatigue
Die neueste Gen-Z-Desease (die reden ja alle soviel Denglish) ist Dating-Fatigue. Die Damen haben, so meine Recherchen, die Nase voll von all den Typen, die einen "awesome" finden und gern einen "deep dive" in die "Personality" machen, aber jetzt gerade noch zu "disconnected" sind oder auf einer "healing journey" nach einem "full toxic situationship" herumtrotten, als dass sie "attachment open" sind und einmal ganz viel nachdenken müssen, wo das "goal-focusing" liegt.
Nach dem dritten Ausflug in irgendein so ernüchterndes Vegie/Vegan-Burger-Tralala, wo man die jeweiligen Musikvorlieben, "Mommy-Issues", Allergien und Trauma-Triggerpunkte abgearbeitet hat, kommt möglicherweise die Bankrotterklärung aller Zivilisationserrungenschaften: das blanke Nichts, auch Ghosting genannt. Der Typ verschwindet wie einst die "Bezaubernde Jeannie" (Boomer-TV-Serie).
Und wenn sich diese lähmende Dramaturgie nach mehrfachen Bumble-, Hinge- oder Was-auch-immer-Versuchen zu oft wiederholt hat, dann kriecht dieses Gefühl in die Herz-Station, das irgendwo zwischen grauer Agonie, verdrängter Frustration und Melancholie liegt. Es ist vielleicht vergleichbar mit einem Rubbellos-Erwerb. Voller, durch nichts zu rechtfertigender Hoffnung kauft man sich so ein Ding, denkt sich vielleicht "Diesmal, ich spür’s genau, wird alles anders" und – penggg! – wieder einmal maximal zwei Euro.
Früher (ja, Veteraninnen-Sprech, ich weiß) war alles so verdammt einfach. Wenn man richtig, volle Kanne, verliebt war, dann war einem alles andere so völlig egal wie das berühmte Fahrrad in Peking, und man war bereit für jeglichen, allen rationalen Argumenten widersprechenden Irrsinn. Es hat später oft verdammt weh getan, aber sich trotzdem ausgezahlt. Fuck goal-focusing, aber echt jetzt.
"Knietief im Glamour", letzte Vorstellung im Rabenhof: 23.11.2025 um 11 Uhr. Mit Sona MacDonald & Sigrid Hauser.
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