Sophia Loren im Auto, sie hat einen Pelzmantel an und sieht zum Fenster hinaus

Dieser Fotograf zeigte Sophia Loren privat wie sonst keiner

Alfred Eisenstaedt zeigte die Diva Sophia Loren wie sie sich selbst sah: glücklich und unverstellt. Ein Bildband rückt ihre persönlichen Seiten ins Licht.

Die Diva und ihr unscheinbarer Chronist: Sophia Loren und Alfred „Eisie“ Eisenstaedt waren ein ungleiches Duo, das zur perfekten Symbiose wurde. Er, der zierliche Meisterfotograf, prägte ihr öffentliches Bild wie kein anderer. Sie nannte ihn ihren „Schatten“. Und tatsächlich war er oft da: am Filmset, zu Hause, beim Spielen mit den Kindern.

Am 9. Dezember erscheint der Bildband „Sophia. Photographs by Alfred Eisenstaedt 1961–1979“ beim Taschen Verlag, der diese besondere Verbindung zwischen Star und Fotograf dokumentiert – ein Blick hinter die Kulissen, der Loren nicht nur als Filmikone, sondern auch als Frau, Mutter und Mensch zeigt.

Sophia Loren sitzt mit Badeanzug und Kopftuch auf einem Boot.

Dies ist eine der ersten Zusammenarbeiten mit Alfred Eisenstaedt: Sophia Loren während eines Tagesausflugs nahe Neapel.

©Alfred Eisenstaedt and Peter Stackpole, © LIFE Picture Collection, Dotdash Meredith Corporation

Fotos legten den Grundstein für Lorens Karrierem auch wenn es anfangs noch nicht die ikonischen Aufnahmen aus „Eisies“ Kamera waren. Um der Armut zu entkommen, nahm sie an Schönheitswettbewerben teil, arbeitete als Fotomodell - kokett, Pin-up-mäßig, stets mit einem Augenzwinkern.

Sophia Loren wurde mit Foto-Romanen in Italien zum Kult-Model

Ihr erstes Ausrufezeichen setzte sie nicht auf der Leinwand, sondern in den Fumetti, jenen Foto-Roman-Magazinen, die im Italien der Nachkriegszeit Kultstatus hatten.

1955 erschien sie erstmals auf dem Cover des Life-Magazins, als Fischhändlerin aus dem Film „Pane, amore e ...“. Doch der begleitende Text fiel wenig schmeichelhaft aus: Er lobte ihre „verführerische Figur und Schönheit“, die ihre „mäßigen schauspielerischen Fähigkeiten“ mehr als wettmachten.

Eisi gab ein Gefühl von Sicherheit

Bis Loren Alfred Eisenstaedt begegnete, sollte es noch ein wenig dauern. Er war einer der wenigen festangestellten Fotografen des Life-Magazins. Er war kein Mann großer Stilposen, großer Kameras oder eines einzigartigen Stils, aber einer, der Menschen das Gefühl gab, sich vor seiner Kamera sicher zu fühlen.  Die Folge: natürliche Bilder, die am Ende doch mehr erzählten als jedes gestellte Porträt. Die ersten gemeinsamen Aufnahmen entstanden 1961.

Loren erinnerte sich 2014 gegenüber Life.com: „Als ich Eisie traf, war es wirklich Liebe auf den ersten Blick. Er wurde zu meinem Schatten. Aber er hat nie versucht, sich in mein Leben einzumischen. Nein, er hat einfach weiter fotografiert und gelächelt und war glücklich, einfach nur bei mir zu sein – so wie ich es war, bei ihm zu sein!“

1961 begleitete Eisenstaedt sie für Life nach Neapel, und zwar in die Wohnung, in der sie aufgewachsen war. Er zeigte keine Sexbombe, sondern eine Frau, die mit sich selbst im Reinen war.

Eisenstaedt schaffte, was andere nicht konnten: Er zeigte Loren, wie sie sagte, als Frau, „die sich über das Leben freute, weil sie alles akzeptierte, was ihre Arbeit mit sich brachte – einfach wirklich, vollkommen glücklich zu sein“.

Ein Eisie wächst nicht am Baum

Eine Anekdote illustriert diesen Charakterzug: Zu Beginn ihrer Karriere war Loren mit Cary Grant beim Abendessen, als ein Kellner um ein Autogramm bat. Grant wies ihn schroff ab – Loren tadelte ihn. Der Star rief den Mann zurück, entschuldigte sich und schrieb das Autogramm. Grant wusste dann doch, wie man sich auch als Star benehmen sollte und er wusste die Bedeutung Eisenstaedts für Loren einzuschätzen. „Er ist einer von denen, die nicht auf Bäumen wachsen“, sagte Loren über „Eisie“, „wie mein Freund Cary Grant immer sagte“, erklärte sie.

Sophia Loren hat den Arm um Eisies Schulter gelegt, sie sieht ihn an. Er lächelt.

Eisenstaedt und Sophia zeigen ihre natürliche Chemie,  schon zu Beginn ihrer  Freundschaft und beruflichen Beziehung.  

©Alfred Eisenstaedt and Peter Stackpole, © LIFE Picture Collection, Dotdash Meredith Corporation

Ein anderer Anker war stets die Familie. Besonders Carlo Ponti, der zwanzig Jahre ältere Produzent, ermöglichte ihre Karriere und wurde später ihr Ehemann. Die Beziehung blieb zunächst geheim, da Ponti verheiratet und eine Scheidung im katholischen Italien zu dieser Zeit nicht möglich war. Als er 1957 versuchte, dies über eine rechtliche Konstruktion in Mexiko zu regeln, wurde der Vorgang publik. Ein Skandal brach aus.

Die protzige Villa und das Familienglück

Als sich die Aufregung legte, ließen sie sich Lieblingsfotografen auch gemeinsam ablichten. Mit wachsendem Erfolg kam Wohlstand. Ponti ließ für sie die Villa Sara nahe Roms erbauen, voller Stuck, Prunk, Girlanden. Und doch gelang es Eisie, in all dem Prunk die Menschlichkeit seiner Protagonistin festzuhalten, etwa wenn sie mit ihrem Mann auf dem Bett knozte.

Loren und ihr Mann fahren im Motorboot mit Freunden. Sie lachen und freuen sich.

Eisenstaedt verbrachte  viel Freizeit mit Loren und ihrem Mann Carlo Ponti. Dieses Bild überzeugte sie, das neue Buch zu machen.

©Alfred Eisenstaedt and Peter Stackpole, © LIFE Picture Collection, Dotdash Meredith Corporation

Nach einer schwierigen Schwangerschaft wurde 1968 ihr Sohn Carlo Jr. geboren. Schon am Tag nach der Geburt stellte sich Loren im Krankenhaus 450 Journalisten. Kurz darauf kam schon Eisie, um Mutter und Kind zu fotografieren. Später folgten weitere Aufnahmen – mit Carlo Jr. und ihrem zweiten Sohn Edoardo, der 1973 zur Welt kam.

Sophia Loren und ihr Ehemann liegen auf einem großen Bett, auf einer üppigen Decke. Im Hintergrund ist opulente Einrichtung zu sehen.

Loren mit ihrem Mann Ponti im Schlafzimmer.

©Alfred Eisenstaedt and Peter Stackpole, © LIFE Picture Collection, Dotdash Meredith Corporation

Eisenstaedt sah in Loren keine Göttin, sondern einen Menschen. Und er machte sie damit erst recht legendär.

Buchtipp

Buchtipp

TASCHEN
Eisenstaedt, Sophia Loren
Hardcover in einer Schlagkassette, 
28.6 x 38.8 cm, 
3.79 kg, 268 Seiten 
Collector’s Edition (No. 1–1000), mit einem von Sophia Loren signierten Print und einer geprägten Signatur aus dem Nachlass von Alfred Eisenstaedt. 
taschen.com   

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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