Mehrere Menschen stoßen an einem festlich gedeckten Tisch mit Sektgläsern an, im Hintergrund steht ein geschmückter Weihnachtsbaum.

Von Smalltalk bis Lachen: Geheimtipps für entspannte Weihnachten

Mit Lachen, Smalltalk und so manchem Kommunikationstrick durch den Heiligen Abend: Der Humorexperte Roman Szeliga verrät, wie das Fest fröhlich und friedlich wird.

Weihnachten: Quell der Freude oder Problemzone? „Natürlich beides“, sagt der Mediziner, Autor und Humorexperte Roman Szeliga: „Weil drei Faktoren zusammenkommen: hohe Erwartungen, familiäre Nähe und eingespielte Rollen aus unserer Kindheit. “Emotionale Reaktivierung„, heißt dazu der Fachbegriff in der Psychologie: Alte Muster tauchen schneller auf als geplant, alte Rollen werden reaktiviert, alte Verletzungen gleich mit. “Und doch ist Weihnachten auch das Gegenteil. Freude, Verbundenheit, Rituale. Man kann sich also überlegen, auf welche Seite man sich schlägt„, sagt Szeliga.

46-220917431

Mediziner und Humorexperte Roman Szeliga

©Thomas Lerch

No-go-Fragen

Was da hilft, sind ein paar Tricks aus dem Weihnachtsnotfallkoffer – vor allem zu fortgeschrittener Fest-Stunde: “Explosiv wird es oft nach dem dritten Glas Rotwein. Wenn dann No-go-Fragen aufpoppen wie: ,Möchtest du dir nicht endlich einen ordentlichen Job suchen?’ oder ,Wann heiratet ihr eigentlich?’„ Harmlos ist anders. Szeligas Erste-Hilfe-Tipp: heikle Themen nicht erst am Tisch regeln, sondern vorher, etwa: “Wir machen eine Liste mit Dingen, über die wir heuer nicht reden.„

Stattdessen empfiehlt er bewusst positiv-humorvolle Gesprächsrituale: Jeder erzählt zum Beispiel sein lustigstes Highlight des Jahres. “Dann ist man weg von schweren Themen – und plötzlich entsteht statt einer Jammerspirale eine Aufwärtsspirale. Abseits vom ,Alles ist schlimm und böse’ hin zu einem ,Worauf freust du dich eigentlich?’„. Eine Wunderübung: Wenn wir uns nächstes Jahr bei der Weihnachtsfeier wiedersehen – was soll bis dahin passiert sein? “Der Blick geht dann im positiven Sinn nach vorne.„

Smalltalk-Waffe

Smalltalk hat oft keinen guten Ruf, doch genau das kann zu Weihnachten eine Stärke sein. “Es ist die große Kunst des kleinen Gesprächs„, sagt Szeliga. Zu Festen oft ein veritabler Rettungsanker. Über Religion, Politik, Krieg, Wirtschaftslage wird da nicht gesprochen, stattdessen sollte man über Fußball, Zukunft, den Garten plaudern. “Alles, wo es um positive Entwicklung geht – und um Freude.„  Und wenn doch jemand stört? Dann hilft Symbolik. “Rote Karte zücken und sagen: Stopp, das unterbrechen wir jetzt. Weihnachten ist schön, das lassen wir uns nicht nehmen.„ Dieser spielerisch-launige Bruch wirkt oft stärker als jede Belehrung.

Lachen, ein Wundermittel

Humor ist für Szeliga sowieso ein Wundermittel: “Er wirkt biochemisch stresssenkend und sozial verbindend.„ Vor allem aber relativierend, weil er hilft, sich selbst nicht allzu wichtig zu nehmen. In die Weihnachtsrunde kommt er mithilfe lustiger Spielideen, absurder Wettbewerbe und überraschender Rituale. “Etwa: Wer kann sein Geschenk auspacken, ohne das Papier zu zerstören?„ Oder: “Wer kann die korrekte Anzahl der Christbaumkugeln am Baum einschätzen?„ Es bedeutet auch, den Abend völlig neu und aus anderen Blickwinkeln zu gestalten: Zum Beispiel, indem Weihnachtsgeschichten umgedeutet, lustige Memes geteilt, absurde Fragen gestellt werden.

Einmal durchatmen

Wesentlich ist die Kunst der Pause. Bevor Worte detonieren, hilft: Luft holen. “Einmal bewusst durchatmen ist oft schon die halbe Deeskalation.„ Szeliga empfiehlt für solche Momente den Trick mentaler Zeitverschiebung, indem man sich fragt: “Wie fühlt sich das, worüber ich mich jetzt aufrege, in einem Tag, Monat oder Jahr an?„ Heißt: Kurz atmen, kurz vorspulen – und ruckzuck schrumpft der Aufreger zu einer Randnotiz.

Gabriele Kuhn

Über Gabriele Kuhn

Seit 1995 an Bord des KURIER - erst 14 aufregende Jahre lang als Ressorleiter-Stv. im Freizeit-Magazin, dann als Leiterin des Ressorts Lebensart. Seit 2017 Autorin. Kolumnistin. Interessens- und Know-How-Schwerpunkte: Medizin, Lifestyle, Gesundheit. Und Erotik. Die ironische Kolumne "Sex in der Freizeit" gibt es seit 2002. Damit's nicht fad wird, schreibe ich seit Anfang 2012 die Paar-Kolumne "Paaradox" gemeinsam mit Ehemann und Journalist Michael Hufnagl. 2014 wurde Paaradox zum Lesekabarett - mit Auftritten im Rabenhof und auf vielen Bühnen Ostösterreichs.

Kommentare