Schauspielerin Julia Biedermann

Eifersucht und Hype: "Schloss am Wörthersee"-Star erinnert sich

Serienheldin Julia Biedermann über Roy Black, Pierre Brice und die Dreharbeiten. Die Kultserie feiert 35 Jahre-Jubiläum.

Alle Menschen sind Freunde, der Himmel ist selbstverständlich tiefblau, es riecht nach Sommer, und Rosen blüh’n im Sommerwind. So will es schon die Titelmelodie, und so wollte es RTL. Vor 35 Jahren lief die erste Folge von „Ein Schloss am Wörthersee“: Herz und Schmerz, Komödie und Krimi, alles vor einer traumhaft idyllischen Postkartenkulisse. Die Welt, sie war so heil, wie sie nur sein kann. 

Roy Black, gerade noch ein Schlagerstar mit Alkoholproblem auf halbem Weg nach unten, verhalf das zum großen Comeback. Beim Publikum war die Serie 1990 ein Bombenerfolg. Und zwar auf der ganzen Welt. Die drei Staffeln wurden in mehr als 40 Länder verkauft, sogar nach China. Heute gilt „Ein Schloss am Wörthersee“ als Fernsehjuwel aus dem leichten Fach (zu streamen über die ARD-Mediathek), zwar aus heutiger Sicht so nicht mehr möglich, aber wahrscheinlich gerade deswegen Kult.

Die Überbleibsel aus den Lümmel-, Pauker- und Schlagerfilmen aus den Sechziger- und Siebzigern feierten ein Revival als Serie. Mit Roy Black als König. Oder besser gesagt: Direktor. Als charmanter Hotelerbe Leonhard Berger („Nennen Sie mich Lennie“) übernimmt er die Luxusherberge, will frischen Wind in den Laden bringen und hat Businessintrigen ebenso zu bewältigen wie Romanzen, Flirts und Eifersucht.

Biedermann: "Durfte erwachsen werden"

Eine, die damals in der ersten Reihe stand, war Julia Biedermann. Als Zimmermädchen Ida, die zur Verlobten von Lennie Berger avanciert, war sie eine Hauptheldin im „Schloss am Wörthersee“. Ob sie anfangs gedacht hätte, dass die Serie so ein großer Erfolg wird? „Nein“, verrät sie im Interview mit der . „Aber das ist ja das Schöne am Leben: Man bekommt den Erfolg immer dann, wenn man nicht damit rechnet.“ 

Die heute 58-Jährige war schon früh ein Star. Im Alter von vier Jahren wurde sie für die „Sesamstraße“ entdeckt, im Serienklassiker „Ich heirate eine Familie“, aus den Achtzigern mit Peter Weck wurde sie als rebellische Teenager-Tochter Tanja berühmt. Später verschlug es sie ins Dschungelcamp, dazwischen liegen ein Umzug nach Amerika, eine geschiedene Ehe, zwei Söhne und die Rückkehr nach Berlin. 

Schauspielerin Julia Biedermann

Julia Biedermann, Zimmermädchen, Verlobte, Serienstar: „Wer kann schon sagen, dort eine Serie zu drehen, wo andere Menschen Urlaub machen?

©imago images/Horst Galuschka/Horst Galuschka via www.imago-images.de

„Die Dreharbeiten im Sommer 1990 waren sicher ein Highlight in meinem Leben“, denkt sie sich zurück. „Wer kann schon sagen, dort eine Serie zu drehen, wo andere Menschen Urlaub machen? Es war eine himmlische Zeit. Und für meine Karriere bedeutete es, dass meine Teenager-Rolle aus ,Ich heirate meine Familie’ erwachsen werden durfte im Kostüm von Zimmermädchen Ida.“ 

Was dahinter steckt, dass alte Serienerfolge wie „Kommissar Rex“ (neue Folgen im Werden) oder „Schloss am Wörthersee“ immer noch höchst beliebt sind? „Nostalgie und Glücksgefühle, wenn man sich an heitere Zeiten erinnert“, so Biedermann. „Gerade in diesen momentan brutalen Zeiten mag man sich eine kleine Auszeit nehmen.“ Umso besser, wenn die mit Seeblick aufwartet.

Schauspieler Roy Black

Heile Welt am Wörthersee: Das Comeback machte Roy Black wieder zum Star, bis zu seinem plötzlichen Tod

©Franz Neumayr/picturedesk.com

Fans hinter Gattern

Heute mag der Hype um die Serie nicht mehr allen präsent sein, doch damals spielten sich irre Szenen ab. „Der Erfolg war gigantisch“, erinnerte sich der Ex-RTL-Chef Helmut Thoma einmal in einer Doku über die Lisa Film. Die Produktionsgesellschaft von Karl Spiehs hatte schon die Wörthersee-Filme gemacht, verrissene wie vielgesehene Streifen wie „Die tollen Tanten schlagen zu“ mit Rudi Carrell. „Wir haben keine Absichten, damit den Grimme-Preis zu bekommen“, erklärte Thoma damals zum Serienstart. 

Musste er auch nicht. Schon die erste Folge trumpfte mit sechs Millionen Zusehern auf. Für den Tourismus ein Turbomotor. Vollbesetzte Busse mit deutschen Gästen pilgerten fortan nach Velden, bei den Dreharbeiten waren bis zu 800 Schaulustige vor Ort. „Der völlig überlastete Aufnahmeleiter Carsten versuchte die Massen an weiblichen Fans von Roy Black mit einem Mix aus seinem sächsischen Dialekt und österreichischem Charme immer wieder hinter die Absperrung zu manövrieren“, erinnert sich Julia Biedermann. Fans verfolgten Black von Drehs bis nach Hause. 

Schauspieler Pierre Brice und Uschi Glas

Pierre Brice und Uschi Glas: Nachfolger von Roy Black

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Roy Blacks unerwarteter Tod

Heute erinnert in Velden eine Büste an ihn (die schon mehrmals gestohlen wurde). Nach dem Ende der zweiten Staffel starb Roy Black unerwartet mit nur 48 Jahren nach einer Abschiedsparty an Herzversagen. „Roy war ein so liebenswerter Kollege“, so Biedermann, „die Dreharbeiten taten ihm so gut, da der Wörthersee eine magische Kraft für ihn hatte.“ Ob sie bemerkt hatte, dass er unter einem Alkoholproblem litt? „Nein, ich persönlich habe nichts davon bemerkt. Davon las ich nur in der Presse.“ Wie sie die Nachricht von seinem Tod aufnahm? „Ich war sehr geschockt und wollte es gar nicht glauben. Ich hielt diese Nachricht erst für einen sehr schlechten Scherz.“ 

Nach Blacks Tod wurde versucht, die Serie mit Uschi Glas als Nachfolgedirektorin weiterzuführen, doch sein Charme fehlte als Erfolgsfaktor. Dennoch überwiegen die positiven Erinnerungen. Gaststars wie Telly Savalas, Larry Hagman, Falco, Udo Jürgens oder Hildegard Knef gaben sich die Klinke in die Hand. 

An wen Julia Biedermann sich besonders gerne erinnert? „Pierre Brice – er machte seine Ehefrau eifersüchtig, die hinter der Kamera saß, indem er absichtlich die Kussszene mit mir mehrfach verhaute. So wiederholten wir und wiederholten wir und er amüsierte sich.“ Ob sie die Chance sieht, dass das „Schloss am Wörthersee“ ein Seriencomeback feiern könnte? „Leider nein“, erklärt die Schauspielerin und muss schmunzeln – „außer Christoph Waltz (er stellte Roy Black in einem Biopic dar) kommt aus Hollywood zurück und zieht sich den schwarzen Leinenblazer von Roy an. Dann bin ich sofort in Kärnten dabei!“

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schrieb für 110%, das Sport- und Lifestyle-Magazin von Die Presse. Seit 2020 Redakteur der KURIER Freizeit mit Reportagen, Kolumnen, Texten zu Kultur, Gesellschaft, Stil, Reise und mehr. Hunderte Interviews, von Beyoncé und Quentin Tarantino über Woody Allen und Hugh Grant bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio sowie in der deutschsprachigen Kulturszene. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Liebt Kino, Literatur und Haselnusseis.

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