Julian le Play: "An erster Stelle steht jetzt Spaß“
Der Sänger über sein neues Unplugged-Album, was er sucht, was er loslassen musste und was ihm hilft, alle Sorgen zu vergessen.
Weniger poppig, dafür akustisch auf die Essenz arrangiert, die besten Songs der vergangenen fünf Alben, das ist „le Play Unplugged“. Mit dem neuen Werk ist Julian le Play auch auf Tour – etwa am 13.12. in Graz.
Ihr neues Album teilt sich in drei Phasen: suchen, finden, loslassen. Was hat es damit auf sich?
Auch der Kreislauf des Lebens teilt sich in diese drei emotionalen Akte ein. Wir suchen eine Liebe, müssen sie vielleicht wieder loslassen. Wir finden einen Job. Wir verlieren unsere Eltern. Über allem schwebt die Frage: Was will ich mit meinem Leben anfangen? Sicher ist: An etwas künstlich festzuhalten ist ein tolles Rezept, um unglücklich zu werden. Es stimmt, was man sagt: Das einzig Beständige im Leben ist die Veränderung.
Was suchen Sie im Leben?
Erlebnisse, die mir helfen, im Kopf abzuschalten. Immer wenn ich so etwas finde, bin ich glücklich. Ich bin ja so ein Grübler. Die lebenswerten Momente finden nicht am Handy statt. Bei mir löst die Musik sie aus.
Und was mussten Sie loslassen?
Menschen. Verwandte. Lieben. Jemand stirbt oder man trennt sich. Das ist das Schwierigste.
Wie gehen Sie mit Ihren Sorgen um?
Ich will das nie nur einfach so durchrauschen lassen, die Gefühle abblocken. Ich mochte immer Menschen, die trotz Rückschlägen eine positive, neugierige Grundhaltung zum Leben behalten. Eine beinahe positive Naivität, Träumer irgendwie.
Sänger Julian le Play: „Die lebenswerten Momente finden nicht am Handy statt. Bei mir löst die Musik sie aus“
©Florian MoshammerUnd wenn Sie die Sorgen irgendwann trotzdem ganz loswerden möchten?
Dann hilft natürlich das: rausgehen, tanzen, reisen, sich ablenken.
Sie hatten mit 19 Jahren mit „Mr. Spielberg“ den ersten Hit. Heute sind Sie 34. Wie haben Sie sich seitdem verändert?
Es gab Zeiten, in denen Erfolg mir sehr wichtig war. Das war ein starker Antrieb, live auf der Donauinsel zu spielen oder ein Nr.-1-Album zu haben. Dieses klassische Popstar-Ding. In dieser Hinsicht habe ich mich stark verändert. Es klingt kitschig, aber es ist wahr: Wenn man solche Dinge erreicht hat, merkt man, dass das nicht die Dinge sind, die einen glücklich machen. An dem Punkt stehe ich jetzt in meiner Entwicklung. An erster Stelle steht jetzt der Spaß beim Musikmachen. Erfolg ist nur eine Draufgabe.
Ihr aktueller Song „Palermo“ schließt daran an – Lebensfreude finden?
Genau. Und wie in diesem Fall soll ein Lied entstehen: In Palermo wollten zwei Freunde und ich einfach nur Spaß haben. Eine Straßenband und zwei Aperol haben mich dann zu dem Song inspiriert. Ich hatte nach längerer Zeit wieder das Gefühl: Das Leben ist gut.
Haben Ihre Songs durch die Unplugged-Version neue Bedeutung bekommen?
Ja – einerseits durch die Instrumentierung, das Orchester aus Streichern, Bläsern und Trompetern hat mir Gänsehaut beschert. Gleichzeitig haben mich alte Songs geflasht, weil ich darin oft prophezeit habe, was ich später tatsächlich erlebt habe.
Sie sind auch auf Unplugged-Tour. Was erwartet das Publikum da?
Das meiste Feedback, das ich vom Publikum bekommen habe, lautet: Die Konzerte sind fast wie Therapie. So viele Nachrichten habe ich noch nie bekommen. Die Musik bricht Gefühle auf und holt Erinnerungen hervor.
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