Darf man Geld verschenken? Experte klärt 8 Fragen zu Geschenken
Wussten Sie, dass man Geschenke verweigern darf und warum Gutscheine nicht so toll sind? Ein Psychotherapeut beantwortet 8 Benimm-Fragen zu Weihnachten.
Weihnachten birgt durchaus Fallstricke, denn Schenken ist keine Einbahnstraße. Coach und Psychotherapeut Lukas Filz beantwortete für den KURIER die wichtigsten Benimm-Fragen zu Weihnachten – um Verstimmungen unterm Christbaum vorzubeugen.
1. Was tun, wenn man heute merkt, dass man jemanden vergessen hat?
„Sich noch ganz schnell auf eine Einkaufsstraße schmeißen, mit all jenen, denen es ebenso geht. Das kann auch Spaß machen“, meint dazu der Experte mit einem Augenzwinkern. Auch gegen eine Kerze oder ein Duschgel als Geschenk sei nichts einzuwenden, immer vorausgesetzt, die Person könne damit etwas anfangen. Die Hauptsache sei, sagt Filz, dass man ein gutes Gefühl mit dem Geschenk habe.
Kreative Ideen seien dabei oft besser, als immer an Materielles zu denken. „Denn, sind wir uns ehrlich: Die Menschen haben das meiste sowieso.“ Seinen Lieben eine individuelle Freude zu machen, etwa in Form von gemeinsamer Zeit, sei oft der beste Weg. Egal ob das ein Essen oder, je nach Interesse, ein gemeinsamer Bowling-Abend sei.
2. Ist es in Ordnung, Geld zu verschenken?
Ja, vor allem junge Menschen können meist Geld brauchen und freuen sich darüber oft am meisten, gibt der Psychotherapeut zu bedenken. Bargeld gewährt absolute Freiheit, sich Schönes seiner Wahl zu gönnen. Persönlich wird die Geldgabe, wenn man dazu ein Briefchen schreibt, in dem man zeigt, dass man sich über die Wünsche und Bedürfnisse des Beschenkten Gedanken gemacht hat.
Gutscheine hingegen können bis zum Einlösen oft zu einer Art „Belastung“ werden. Deshalb rät Filz, nur dann welche zu verschenken, wenn man sich zu 98 Prozent sicher ist, dass die Person den Gutschein auch verwenden wird.
3. Ich bekomme ein Geschenk, habe aber im Gegenzug keines. Soll ich nachträglich eines besorgen?
Im Zweifelsfall besser nicht, empfiehlt Filz. Stattdessen solle man sich herzlich dafür bedanken und klar aussprechen, dass man selbst nichts besorgt hat. Eine Ausnahme sei, wenn man eine gute und stimmige Idee habe. Dann wäre auch ein Geschenk im Nachhinein passend.
4. Darf man Geschenke umtauschen, weiterschenken oder verkaufen?
Präsente weiterzuschenken ist laut dem Psychotherapeuten nur zulässig, wenn die Person, an die man das Geschenk weitergeben will, weit mehr damit anfangen kann als man selbst und diese sich sehr darüber freut. Wenn der Grund ist, dass ich das Geschenk loswerden will, dann auf keinen Fall. Umtauschen oder weiterverkaufen hingegen sei in Ordnung.
5. Wie reagiere ich, wenn mir eine Person, die ich nicht mag, überraschend etwas schenkt?
Habe man ein komisches Gefühl dabei, solle man das Geschenk nicht annehmen, empfiehlt der Experte. Es sei vollkommen in Ordnung zu sagen: „Danke, aber ich hab überhaupt nicht mit einem Geschenk von dir gerechnet, ich hab auch nichts für dich. Ich kann oder will das auch gar nicht annehmen, jemand anderer wird damit sicher Freude haben.“ Es könne zwar sein, dass diese Person ein Problem damit hat, aber zumindest sei die Reaktion authentisch.
Geht das nicht, weil es sich etwa um einen Vorgesetzten handelt, solle man sich bedanken und das Geschenk annehmen. Es gehe darum, abzuwägen, mit welcher Reaktion man den Gedanken an die unangenehme Situation am schnellsten wieder los wird.
6. Wie reagiere ich, wenn mir ein Geschenk nicht gefällt?
Filz rät zu Ehrlichkeit, ohne zu kritisieren. Ein „Das tut mir leid, das ist leider gar nicht mein Stil“, während man sich gleichzeitig für die Aufmerksamkeit bedankt, würden die meisten verstehen.
Etwas vorzuspielen, sei hingegen nicht in Ordnung.
7. Wie rette ich die Situation, wenn mein Geschenk nicht gut ankommt?
Beim Schenken geht es darum, Freude zu bereiten. Man will, dass es dem anderen gut geht. Am besten sei deshalb, so verständnisvoll wie möglich zu reagieren, um zu zeigen, dass es einem leidtut, die Situation falsch eingeschätzt zu haben. Ein guter Weg sei, anzubieten, das Geschenk umzutauschen oder den Beschenkten darauf hinzuweisen, dass er oder sie selbst es umtauschen kann, ohne dass man beleidigt ist. Deshalb zahlt es sich auch aus, die Rechnung aufzuheben.
8. Wie reagiert man, wenn man beim Auspacken erkennt, dass das Geschenk, das man bekommt, um einiges teurer ist als das, das man selbst besorgt hat?
Oft korreliert die Freude, die man mit einem Geschenk macht, nicht mit dem Wert. Ein Geschenk, das passend ist für eine Person, aber nicht viel gekostet hat, ist mehr wert als eines, das teuer war, den Punkt aber nicht trifft. Wenn der Unterschied wirklich krass ist, kann man das aber sehr wohl ansprechen. Aber wenn man das Geschenk annehmen kann und möchte, rät Filz, solle man sich einfach sehr herzlich dafür bedanken.
Weihnachten, erinnert der Psychotherapeut, sei die Zeit, jene zu feiern, die füreinander da sind, auf die man sich verlassen kann, wenn es einem schlecht geht. „Das hat schon seinen Sinn, das einmal im Jahr zu bekräftigen“, erinnert der Experte. Die „Materialschlacht“ sei im Endeffekt nur Nebensache.
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