Mehrere Reiter in traditioneller Kleidung reiten auf geschmückten Pferden und halten Gewehre in die Luft, Staub wirbelt auf.

Coffee-Table-Bücher: Diese Bände verraten, wo Geschmack zu Hause ist

Coffee-Table-Bücher sind zum Durchblättern, zum Bestaunen und beliebte Weihnachtsgeschenke. Sie sind aber auch Einrichtungsgegenstand und oft richtig luxuriös.

Es gibt Bücher, die liest man. Und es gibt welche, die stellt man ins Regal und hofft, dass sie auch die Gäste bemerken. Coffee-Table-Bücher gehören zur zweiten Kategorie. Sie behandeln gerne prestigeträchtige Themen, sind groß, bunt, schwer und mitunter nicht ganz günstig, aber fast so dekorativ wie ein Designersessel. Sie sind zum Durchblättern, klar, aber auch zum Bestaunen.

Wie schlimm das sein kann, wenn so ein Buch besudelt wird, zeigt eine legendäre Szene aus Yasmina Rezas Theaterstück „Der Gott des Gemetzels“: „Der Kokoschka, oh Gott“, brüllt eine Dame, als der Übelkeitsanfall einer anderen den längst vergriffenen Prachtband ruiniert.

Coffee Table Book: Einrichtung mit Einband

So ein Buch ist nun einmal mehr als Papier und Druckfarbe. Es ist ein Statement. Und noch viel mehr: „Wie der Name schon sagt, war das Coffee-Table-Book schon immer auch ein Einrichtungsgegenstand. Es muss zum Stil der Zielgruppe passen, sich einfügen in das Ambiente. Damit wird es auf jeden Fall zum Lifestyle- oder Interieur-Objekt, das dem Besuch zeigt, welchen Status oder welchen Geschmack der oder die Einzelne hat“, sagt Stefanie Penck.

Sie ist Geschäftsführerin bei Die Gestalten Verlag GmbH & Co. KG, die auch den Bildbandverlag teNeues übernommen hat.

Der Markt für die Marken gestalten und teNeues sei stabil bis wachsend. „Wir sehen einen Bedarf bei unserer Zielgruppe an hochwertig produzierten Büchern mit besonderen Inhalten. Der Wunsch, ein haptisches Produkt zu verschenken oder für sich selbst zu erwerben, wächst – gerade vor dem Hintergrund der massiven Digitalisierung.“ Weihnachten kann kommen.

Diese Menschen kaufen die Bildbände

Wer vor allem zugreift? „Unsere Bücher bedienen alle gleichermaßen wertorientierte Käuferinnen und Käufer, ein hochwertiges Coffee-Table-Buch hat seinen Preis, das möchte man sich leisten (können)“, sagt Penck.

Los geht’s meist bei rund 40 Euro, aufwendigere Bände liegen jenseits der 100 Euro, Sondereditionen können auch mal mehrere tausend Euro kosten. Manche Verlage legen noch einen drauf, entwerfen Buchständer oder limitierte Editionen.

Bei Taschen ist etwa 1999 Helmut Newtons „Sumo“ mit 35,4 Kilo erschienen, das dazugehörige Lesepult stammte vom Designer Philippe Starck. Das erste Exemplar wurde von Newton, Claudia Schiffer, Valentino und mehr als hundert weiteren Abgebildeten unterschrieben. „Ein Jahr später wurde der Band auf einer Auktion in Berlin für 620.000 Mark versteigert und gilt seither als teuerstes Buch des 20. Jahrhunderts“, sagte Chefin Marlene Taschen einmal der Süddeutschen.

Farbige Ecken und Kanten

Trends gibt es natürlich auch. Aktuell ganz vorne: der omnipräsente Farbschnitt, bei dem die Buchkanten farbig sind und mit dem Cover harmonisieren. Aber Penck betont: „Wir setzen Akzente da, wo es zum Inhalt passt. Unsere Bücher sollen Bestand haben und auch in ein paar Jahren noch auf dem Coffee Table liegen.“

Oder eben im Regal stehen : „Als Dekorationselement sind Bücher großartig, weil sie viel Struktur verleihen“, sagte der New Yorker Innenarchitekt Tommy Landen Huerter dem Guardian. „Sie bringen Farbe an Stellen, wo es sonst schwierig wäre, sie zu integrieren. Sie lassen ein Zuhause viel wohnlicher wirken.“ Und er meinte: „Es gab definitiv Kunden, denen ich Bücher gekauft habe, die sie wahrscheinlich nie öffnen werden“, die volle Regale „nur aus ästhetischen Gründen“ wollten.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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