Gentlemen-Montur Smoking: So trägt man ihn richtig
Als Mediator zwischen Anzug und Frack hat der Smoking den Weg aus dem Raucherzimmer in den Festsaal geschafft. Die Anziehregeln.
Wie heißt es so schön in gewandten wie in gut gewandeten Kreisen? „Der Smoking ist die Uniform des Gentlemans.“ Wer dabei an James Bond denkt, liegt nicht falsch. Der erste Auftritt von Sean Connery als Geheimagent Ihrer Majestät im Filmabenteuer „007 jagt Dr. No“ kann getrost unter ikonisch verbucht werden. Im tiefschwarzen Smoking, einreihig, elegant tailliert, mit Schalkragen aus Seidensatin und vom Londoner Herrenschneider Anthony Sinclair, fordert Connery beim Blackjack und angesichts einer Schönheit im roten Kleid sein Glück heraus.
Ein Auftritt, der dem Smoking und seinem Träger einen artgerechten Auftritt verschafft: Im Smoking macht Mann immer eine gute Figur, es ist praktisch unmöglich, darin nicht blendend auszusehen – man verkörpert damit Coolness, Selbstbewusstsein und Stil. Und bei jedem Gentleman von Welt sollte einer im Kleiderkasten hängen.
Im Zentrum der Aufmerksamkeit: elegante Schwermut von Dolce & Gabbana, heuer bei der Fashion Week Mailand
©APA/AFP/PIERO CRUCIATTIGeschichte des Smokings
Als Outfit ist der Smoking ein Mediator zwischen Anzug und Frack. Als „Kleiner Gesellschaftsanzug“ soll er manchmal bezeichnet worden sein. Das klingt bieder und nach Knigge und wird ihm nicht gerecht. Gut, der Frack ist ein würdiger großer Bruder: Dank der taillenkurzen Jacke mit den langen Schößen stellt sich eine hochoffizielle, wenn nicht gar königliche Außenwirkung ein. Dazu trägt man Lackschuhe. Und schon ist man perfekt ausgerüstet für den Opernball.
Gegen diesen aufgebrezelten Monturzauber wirkt der Smoking im Vergleich tatsächlich fast leger. Aber natürlich ist er viel eleganter als ein profaner Anzug. Den trägt man auch auf dem Weg zur Steuererklärung in die Kanzlei. Sieht man einen Mann hingegen im eleganten Smoking, denkt man an Champagner, Affären und Logengeflüster.
Der Name leitet sich vom englischen „Smoking-Jacket“ ab. Die Herren im 19. Jahrhundert warfen sich in ebendieses Samt-Sakko, nachdem sie ihr Dinner genossen hatten und sich zum Rauchen zurückzogen. Während man sich einen Digestif und vielleicht eine Zigarre genehmigte, sollte die festliche Kleidung auf diese Weise vor Tabakgeruch und Asche beschützt werden. Gleichzeitig kleidete man sich aus Rücksichtnahme um: Bei der Rückkehr in offiziellere Räumlichkeiten wollten die Gentlemen es den feinen Näschen der Damenwelt nicht zumuten, nach kaltem Rauch zu stinken.
Schwarz war als Farbe für das Jacket damals kein Muss. Die Raucherjacken durften gern in kräftigen Farben wie Weinrot, Tannengrün oder Dunkelblau daherkommen. Doch irgendwann wurde man wahrscheinlich bequem. Schwarze Smoking-Jackets wurden geschneidert, um sie auch zum Essen tragen zu können: Dinner Jacket bzw. Dinner Suit waren entstanden – so heißt der Smoking auch im Englischen. In den USA nennt er sich hingegen Tuxedo.
Wie man ihn trägt
Wodurch der Smoking sich auszeichnet: Das Revers ist aus Seide oder Satin. Gerne mit Schalkragen, was besonders elegant wirkt, es ist aber auch ein spitz zulaufendes Revers möglich, was mitunter moderner wirkt. Dazu trägt man eine schwarze Hose mit Galon genannten Seidenstreifen auf der Seite. Eine Weste ist optional. Gürtel? Verboten! Eine Smokinghose hat auch erst gar keine Schlaufen dafür. Erlaubt sind Hosenträger oder ein Kummerbund, eine Art Schärpe, die man um den Bauch trägt, Pflicht ist das aber nicht.
Das Hemd ist weiß und hat Umlegekragen oder Vatermörder (also Stehkragen). Bei der Vorderfront gibt es drei Möglichkeiten: Entweder mit glatter Knopfleiste oder die festlichere Variante mit verdeckter Knopfleiste. Möglich ist auch ein Hemd mit Biesen, also mit schmalen, abgesteppten Falten auf der Brust (Plissee). Manschetten? Gerne. Möglich sind einfache Knopfmanschetten oder französische Doppelmanschetten. Dazu bindet man eine schwarze Fliege, Krawatten sind nicht erlaubt. Lackschuhe sind übrigens kein Muss – dieses Kleidungsgebot gilt nur für den Frack. Elegantes, schwarzes Schuhwerk ist ausreichend.
Auch heuer setzen die Designer den Smoking mit Stil in Szene. Während er bei Brioni und Dior klassisch bleibt und Saint Laurent mitunter eine ausgeprägte Schulterlinie mag, setzen Amiri oder Brunello Cucinelli etwa auf Materialien wie Samt und Seide oder greifen in den Farbtopf. Alle sind auf ihre Weise perfekt: Rüstungen für den modernen Ritter in eleganter Gestalt.
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