First lady Michelle Obama smiles at the first ever kids "State Dinner" at the White House in Washington

Michelle Obama enthüllt in "The Look" ihre Modegeheimnisse

Die Ex-First-Lady legt ihre Mode-Memoiren vor: Darin erfährt man, wie sie Kleidung als Medium nutzte und warum sie im Weißen Haus Perücken trug.

Dass Michelle Obamas neues Buch an einem 4. November erscheint, mag ein Zufall sein. Für sie ist es jenes Datum, an dem sich ihr Leben für immer verändert hat. Vor genau 17 Jahren wurde ihr Mann erstmals zum Präsident der Vereinigten Staaten gewählt und sie, die Anwältin und zweifache Mutter aus Chicago, als First Lady plötzlich der ganzen Welt bekannt. 

Seit ihrem Auszug aus dem Weißen Haus sind neun Jahre vergangen. Michelle Obama ist inzwischen 61 Jahre alt und hat ihre insgesamt acht Jahre als First Lady in zwei autobiografischen Büchern aufgearbeitet: Sowohl „Becoming“ (2019) als auch „The Light We Carry“ (2022)  hielten sich monatelang an der Spitze der Bestsellerlisten. An diese Erfolge will nun „The Look“, das ab heute auf Deutsch erhältlich ist (siehe unten), anknüpfen. Dieses Mal steht ein Thema im Fokus, zu dem die ehemalige Präsidentengattin und ewige Stilikone lange Zeit lieber geschwiegen hat: Mode. 

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Michelle Obama, Meredith Koop: „The Look“ Penguin Random House. 304 Seiten, 280 Fotografien. 45,10 Euro

©Verlag

Ein Befreiungsschlag

Umso ausführlicher äußert sie sich jetzt – und lässt in dem Bildband auch ihre Stylistin Meredith Koop sowie ihre Visagisten, Friseure und Lieblingsdesigner zu Wort kommen. Ihre Mode-Memoiren sind für Obama auch ein Befreiungsschlag: „Endlich kann ich über Schönheit und Stil sprechen, ohne befürchten zu müssen, darauf reduziert zu werden“, schreibt sie. 

Michelle Obama, wife of Barack Obama, addresses the 2008 Democratic National Convention

Im Wahlkampf 2008.

©EPA/EPA/SHAWN THEW

Ein Dilemma, das sich bereits im Wahlkampf offenbarte und viele in der Öffentlichkeit stehende Frauen kennen: Man soll ladylike und stilvoll gekleidet sein, ohne die Aufmerksamkeit weg von wichtigen Inhalten zu lenken. Der Unterschied zwischen Mann und Frau sei eklatant gewesen, erinnert sich Obama: „Barack konnte denselben Anzug immer wieder anziehen und einfach nur die Krawatte wechseln, und er brauchte auch nie über seine Frisur nachzudenken.“ 

Sie als seine Frau hingegen musste sich plötzlich eine Textil-Strategie zurechtlegen. Anfangs setzte sie auf leuchtende, optimistische Farben, Perlenschmuck, brave Strickjäckchen und feminine Etuikleider, die ihre Oberarme in Szene setzten. „Ich hatte kein Interesse daran, unnahbar zu wirken“, fasst sie ihre Modephilosophie als First Lady zusammen. „Mein Hauptkriterium war: Könnte ich in diesem Look jederzeit Menschen umarmen?“

Plattform für Designer

Bald erkannte sie das Potenzial ihrer Kleidung und der Aufmerksamkeit, die ihr diese bescherte. Statt auf etablierte Couture zu setzen wie manche First Ladys vor (und nach) ihr, begann sie, jungen Modemachern mit Migrationsgeschichte eine Plattform zu bieten – darunter Jason Wu, Narciso Rodriguez oder Naeem Khan. Wenn sie ins Ausland reiste oder Staatsgäste empfing, bemühte sie sich, Designer aus dem jeweiligen Land zu tragen.

U.S. first lady Michelle Obama waves to attendees at the Commander in Chief's ball in Washington

Einer ihrer Lieblingsdesigner als First Lady: Jason Wu.

©REUTERS/Reuters/Rick Wilking

Rasch wurde Michelle Obama, die erste Schwarze First Lady in der Geschichte der USA, zur Stilikone geadelt. Die Vogue hob sie mehrfach aufs Cover, ihre Looks fanden weltweit Nachahmerinnen. Anna Wintour lobte ihre Bedeutung für die „Demokratisierung der Mode“. Obama selbst resümiert: „Die Leute freuten sich darauf, neue Outfits zu sehen, und sobald ich ihre Aufmerksamkeit hatte, hörten sie sich an, was ich zu sagen hatte. Denn das ist die sanfte Macht der Mode.“ Sie beschreibt im Buch auch offen, wie sehr sie anfangs öffentliche Kritik traf – etwa, als sie für einen Termin im heißen Grand Canyon kurze Hosen anzog und ein TV-Sender darüber abstimmen ließ, ob das angebracht sei.

U.S. President Barack Obama and U.S. first lady Michelle Obama speak before the arrival of Italian Prime Minister Matteo Renzi and his wife Agnese Landini at the White House in Washington.

Atelier Versace für den italienischen Staatsbesuch 2016.

©REUTERS/Reuters/Joshua Roberts

Dass sie sich in der zweiten Amtszeit nicht mehr um eine Wiederwahl bemühen musste, wirkte sich auch auf ihren Stil aus. Obama wurde nach eigenen Angaben modemutiger, nur ihre Haare blieben den gesellschaftlichen Erwartungen angepasst. Das Volk hatte gerade erst ein Schwarzes Präsidentenpaar akzeptiert, würde es auch eine Naturkrause akzeptieren? „Ich wusste, dass sich die First Lady auf gar keinen Fall mit Zöpfchen zeigen durfte“, schreibt sie und betont, dass in vielen US-Bundesstaaten immer noch Menschen aufgrund ihrer Haarstruktur diskriminiert werden. Weil ihr Haar durch das ständige Glätten im First-Lady-Alltag brüchig wurde, entschied sie sich schon früh für Perücken.

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Endlich sie selbst: Mit Flechtfrisur und Jeans.

©APA/Getty Images via AFP/GETTY IMAGES/ARTURO HOLMES

Erst nach ihrem Auszug aus dem Weißen Haus wurde Michelle Obama erstmals mit Naturlocken fotografiert. Auch bei ihren Auftritten im vergangenen Jahr trug sie Locken oder Flechtfrisuren. Dazu coole Hosenanzüge, Jumpsuits, hohe Stiefel. Es ist der Look einer Frau, die endlich niemandem mehr gefallen muss – außer sich selbst.

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