Ein Mann mit Sonnenbrille und weißem Anzug steht vor einer Wand.

Leinen los! So findet man(n) den richtigen Sommeranzug

Diese Falten sind erwünscht. Denn der Sommer ist heiß, aber doch herrschaftlich. Und was passt besser zum Sommergartenfest als luftige, leicht knittrige Leinenhosen zum offenen Sakko, in Beige oder – wenn es gewagter sein darf – in Pastellfarben.

Unlängst bei einer Sommerparty – in der flirrenden Nachmittagssonne zwischen Wiener Gründerzeitvilla und erfrischendem Gartenbuffet – beäugten einander drei Männer mit gespielter Echauffiertheit. Denn alle drei waren im gleichen, luftig-leichten, grasgrünen Leinenanzug erschienen. Dieser Faux-pas (sollte man ihn überhaupt als solchen sehen) ist schnell erklärt, gibt es doch kaum ein Kleidungsstück, das gleichzeitig lässig und elegant sowie frech und gediegen ist.

Seit Film- und Modeikone Brad Pitt zu Beginn der 2020er-Jahre zu Premieren in Cannes oder Berlin in knittrigem Leinenensemble – bevorzugt in Pfirsichorange oder Staubrosa – zu strubbligem, ergrautem Dreitagebart erschien, war klar: Diese Falten sind nicht nur willkommen, sie sind sogar gewollt

Brad Pitt bei der „Bullet Train“-Fotoausstellung im Bateau L Excellence, Port.

Brad Pitt führte schon vor einigen Jahren lässige Leinenanzüge aus.

©IMAGO/ABACAPRESS/IMAGO/Castel Franck/ABACA

Geht es doch nicht um makellose Perfektion, sondern um reifen Charakter, Falten der Erinnerung – vom Sommerabend, der nicht enden wollte.

Hemingway trifft dolce far niente

Ein Jahrhundert nachdem der Schriftsteller und Lebemann Ernest Hemingway – der Hitze Havannas geschuldet – die luftige Kombination populär machte, und ein Dreivierteljahrhundert nachdem sich das dolce far niente der italienischen Riviera dieser Textilie verschrieb, hat sich das Leinenensemble zurück in die Mitte des Hochsommers gekämpft. Es könnte keine bessere Antwort geben – auf das langsame Leben der heißeren Sommertage und die Trägheit der Hitze, die sich mit einer neu entfachten Sehnsucht nach Ästhetik und Etikette paart –, denn ganz spurlos sind aristokratische Serien wie Bridgerton und The Crown eben doch nicht an uns vorübergegangen.

Ein Model läuft auf dem Laufsteg bei der Dolce & Gabbana Herrenkollektion Frühjahr/Sommer 2026 in Mailand.

Lässig, locker und luftig am Laufsteg von Dolce& Gabbana.

©Getty Images/Vittorio Zunino Celotto/getty images

Das italienische Luxuslabel Zegna griff diesen Geist auf und ließ in seiner Modeschau für den kommenden Frühling Models in zerknitterten Oversized-Blazern über das Parkett im Dubaier Opernhaus schreiten. Und auch die Anzüge, in denen Domenico Dolce und Stefano Gabbana ihre Models bei der Mailänder Fashion Week Ende Juni über den Laufsteg schickten, waren frisch und dennoch formvollendet. Echte Qualität kommt eben nie ganz aus der Mode. 

Gewonnen aus den Fasern der Flachspflanze ist Leinen doch eines der ältesten Textilien der Welt. Es wurde bereits von früheren Zivilisationen wie Mesopotamien oder Ägypten für Kleidung verwendet, ist strapazierfähig, saugfähig, atmungsaktiv – und somit perfekt für heiße Sommertage.

Nicht zu knapp, aber gern kurz 

Doch was gilt es bei der Wahl dieses Kleidungsstücks zu beachten? Besonders wichtig, sagt die Wiener Stilberaterin Franka Mainusch ist die Größe: „Auch wenn sich das Material im Laufe des Tragens noch etwas weitet, sollte Man(n) aufpassen, den Leinenanzug nicht zu eng zu kaufen.“ Das wirke unvorteilhaft, weil sich Falten stärker abzeichnen. „Stattdessen sollte der Anzug leicht und locker sitzen. Die modische Variante heuer sind sowieso Oversized-Anzüge Sakkos mit mehr Volumen zu einer leger sitzenden Hose.“ Wer mutig ist, kombiniert den Blazer überhaupt mit Shorts und zeigt Bein.

Was ist in puncto Farben gefragt? Erdtöne bleiben der Klassiker. Man dürfe aber auch zu pastelligen Farbnuancen greifen: Salbei, Hellblau oder Mint. Und: Es kann sogar gemixt werden: „Die monochrome Kombination, also Blazer und Hose in derselben Farbe, sind immer eine sichere Bank“, meint die Stilberaterin, „Wer aber gern die Kombination mit Leinen-Sakko und Chino oder Jeans bevorzugt ist ebenfalls stilsicher unterwegs.“

Besonders wichtig für das stimmige Gesamtbild: die richtige Fußbekleidung. „Die Schuhe sollten, wie auch die Accessoires, leicht und nicht zu klobig sein. Loafer und Slipper passen wunderbar.“ Und natürlich, erinnert Franka Mainusch: „Bitte ohne (!) Socken.“ 

Aber dafür ist es in diesem Sommer ohnehin zu warm.

Luftig und leicht

Die freizeit hilft bei der Auswahl: 

Leicht und luftig: Slim-Fit-Sakko und Anzughose aus 100-prozentigem Leinen von Mango, 229,98  € 

Ein hellbeiger Leinenblazer hängt vor einem neutralen Hintergrund.
©Hersteller

Schlicht, aber  elegant: Einreihiger Blazer und lockere Hose aus Leinen von  COS, 205,30 € 

Ein grüner Leinenblazer vor einem neutralen Hintergrund.
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Eine graugrüne Leinenhose vor einem weißen Hintergrund.
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Fein gemusterter Anzug aus Leinenmix von Boss,  359 € 

Ein grauer BOSS Anzug, bestehend aus Sakko und Hose.
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Locker geschnittener Anzugblazer  und Hose in Hellbeige von  Zara, 149,90 €,

Ein hellbeiger Leinenblazer hängt vor einem weißen Hintergrund.
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Eine hellbeige Leinenhose hängt vor einem weißen Hintergrund.
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Darf es ein bisschen luftiger sein? Einreihiges Sakko aus Leinen in  Used-Optik und dazu Bermudashorts von  Armani, zusammen um 1.120 € 

 

Ein brauner Leinenanzug vor einem weißen Hintergrund.
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Eine kurze, braune Leinenhose mit Kordelzug vor einem weißen Hintergrund.
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Anna-Maria Bauer

Über Anna-Maria Bauer

Schreibt seit 2021 als freie Autorin aus London für den KURIER über Politik, Royals und Lifestyle. Zuvor acht Jahre in der Wien-Chronik.

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