Zukunftspläne für die Tabakfabrik

Zukunftspläne für die Tabakfabrik
Seit 2009 steht die Tabakfabrik in Linz still. Projektleiter Lorenz Potocnik im Interview über die Möglichkeiten des riesigen Areals.

Warum ist gerade die Tabakfabrik für die Stadt Linz von so großer Bedeutung?
Mit 80.000 Quadratmeter Nutzfläche ist sie ein riesiges, bauliches Juwel des großen Architekten Peter Behrens, das bisher in einem Dornröschenschlaf ruht und erweckt werden kann und sollte. Zusätzlich liegt die Tabakfabrik in zentraler Lage. Nicht nur die Architektur und das Areal sind also interessant, sondern auch der städtebauliche Kontext: Wie viele Industrieareale war die Fabrik eine Insel, eigentlich eine No-go-Area, in die gerade 300 Leute reinkamen. Nun ist die Produktion seit 1,5 Jahren abgeschlossen, öffnet sich, bekommt Kontext und man erkennt, dass sie an einem neuralgischen Punkt sitzt. Diese Wechselwirkung zwischen Fabrik und Umgebung will mitbedacht werden.

Zukunftspläne für die Tabakfabrik

Was sind die Ziele der Initiative "umbauwerkstatt"?
Es ist ein Forschungslabor zur Nachnutzung der Tabakfabrik, getragen vom architekturforum oberösterreich. Wir verstehen uns als Thinktank - sprich von außen zuliefernde Ideen- und Impulsgeber, Moderatoren, Mediatoren usw. Wir sind fest davon überzeugt davon, dass es Unterstützung und Ideen von außen braucht. Das hat nichts mit Linz zu tun, das ist systemimmanent und etwa auch in Zürich so. Leistungen und Impulse von außen sollten zugekauft und zugelassen werden. Wir bieten uns hier als Partner an.

Zukunftspläne für die Tabakfabrik

Sie wollen das Gelände nicht füllen, Ihnen geht es primär um den Transformationsprozess selbst. Warum?
Der Fokus der "umbauwerkstatt" ist die Entwicklung dieses brachliegenden Areals, es geht nicht um den Auftrag für einen Umbau. Wir wollen die Prozessqualität steigern. Sprich, es geht um Fragen wie: Wie fangen wir an? Wie kann man das zeitlich und räumlich strukturieren? Wer sind die Akteure? Oder wie kommen wir zu Ideen? Das ist ein Sonderfall, der mit Routinemechanismen nicht zu lösen ist.

Der Denkmalschutz spielt bei der Umgestaltung eine zentrale Rolle. Gibt es hier internationale Vorbilder?
Es gibt kein Patentrezept oder Beispiel, das man eins zu eins zu übernehmen kann. Man muss sich das herausnehmen, was interessant ist. Was den Denkmalschutz betrifft, wäre die Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam interessant, die baulich sehr ähnlich ist. Dort wurde eine Entwurfsfabrik eingebaut - also Kreative im klassischen Sinn. Um die Fassade und die Decke zu schonen, hat man einfach zweieinhalb Meter nach innen eine zweite Glashaut gelegt. Das ist baulich und vom gesamtheitlichen Zugang ein interessantes Beispiel. Wir wollen etwas schaffen, das Menschen anzieht, die sonst nicht nach Linz kommen würden und die hält, die die Stadt sonst verlassen würden.

Zukunftspläne für die Tabakfabrik

Worum geht es bei der Ausstellung, die im Nordico Museum der Stadt Linz läuft?
Der Fokus liegt auf der Geschichte der Tabakfabrik und dem Sozialkörper: Dort haben Tausende Menschen gearbeitet, Familien sind darangehangen, sie war ein sehr guter Arbeitgeber und ist wirklich Teil des kollektiven Linzer Gedächtnisses. Die Kuratorin Andrea Bina war eine der Initiatoren, die gesagt haben, dass wir etwas zur Qualitätssicherung der Tabakfabrik machen sollten.

Ausstellung: Tabakfabrik Linz
Noch bis zum 23. Jänner 2011 widmet das Nordico Museum der Stadt Linz der denkmalgeschützten Tabakfabrik eine Ausstellung. Die Geschichte des Areals, sowie sozial- und kulturhistorische Aspekte werden dabei beleuchtet. Täglich außer Montag, Nordico Museum, Dametzstr. 23, 4020 Linz, Tel. 0732/ 7070 1912, www.nordico.at

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