Wien Aspern darf nicht Hamburgs Hafencity werden

Wien Aspern darf nicht Hamburgs Hafencity werden
Wohnbaustadtrat Ludwig vermisst soziale Durchmischung bei der Stadtentwicklung in Hansestadt. Mit einer Expertendelegation besichtigte er die Hafencity.

Wiens Seestadt Aspern darf nicht Hamburgs Hafencity werden - zumindest im Hinblick auf den sozialen Wohnbau: Das ist das Resümee des Wiener Wohnbaustadtrats Michael Ludwig, der gemeinsam mit einer Expertendelegation am Donnerstag und Freitag Stadtentwicklungsprojekte in der deutschen Hansestadt besichtigte. Die Hafencity, mit 157 Hektar das größte innerstädtische Erweiterungsvorhaben Europas, beinhalte zwar manche Aspekte, die man bei der Entwicklung des früheren Flugfelds aufgreifen könne, sagte Ludwig vor Journalisten. Die Wohnprojekte seien aber vorrangig finanzkräftigen Bürgern vorbehalten. Wien gehe hier bezüglich der sozialer Durchmischung bewusst einen anderen Weg, betonte Ludwig. Die Pläne für das teils bereits bebaute Areal in Hamburg, das im Westen durch das eindrucksvolle Konzerthaus "Elbphilharmonie" markiert werden wird, seien architektonisch und bezüglich der Öko-Nachhaltigkeit sehr interessant. Zusätzlich bleibt das Gebiet frei von Einkaufszentren. Vielmehr wird auf kleinere Einzelhandelsflächen gesetzt - eine Sache, die auch für das ehemalige Flugfeld interessant sein könnte, betonte Ludwig.

Wien Aspern darf nicht Hamburgs Hafencity werden

Im Hinblick auf leistbaren Wohnraum habe man jedoch viele Flächen für das Luxussegment und große Konzerne - etwa für das Unilever-Headquarters - reserviert, beklagte der Ressortchef. In Aspern setze man dagegen auf einen ausgewogenen Mix aus freifinanziertem und gefördertem Wohnbau, der leistbare Mieten garantieren soll. Laut Jürgen Bruns-Berentelg, Geschäftsführer der Hafencity Hamburg GmbH, ist rund ein Drittel der Wohnflächen sehr wohl dem geförderten Wohnbau vorbehalten. Allerdings liegen die gedeckelten Mieten teils über Wiener Niveau und laufen - im Gegensatz zur Bundeshauptstadt - nach 15 Jahren aus. Ein Umstand, der in Hamburg generell auch dazu führe, dass sich Bewohner die Miete nach Ablauf der Frist plötzlich nicht mehr leisten könnten, verwies Ludwig etwa auf aktuelle Probleme im Stadtteil St. Pauli. Die Lage werde in der Hansestadt insofern noch verschärft, als jährlich nur 300 geförderte Wohnungen hinzukämen, während Wien pro Jahr 6.000 Einheiten errichte.

Die Hafencity erstreckt sich entlang der Elbe und wird Hamburgs City um 40 Prozent erweitern. Im Endausbau sollen hier 12.000 Menschen wohnen und 45.000 Leute arbeiten. Zum Vergleich: Die Seestadt ist 240 Hektar groß, hier sollen bis 2028 je 20.000 Personen leben und arbeiten. Die Ausschreibung der ersten Bauträgerwettbewerbe startet im Herbst, bis Ende 2013 sollen die ersten Anrainer - gleichzeitig mit Fertigstellung der U2-Verlängerung - einziehen.

Kommentare