Die ehemalige Skirennläuferin Alexandra Meissnitzer hat sich vor Kurzem ihren persönlichen Wohntraum erfüllt. Entstanden ist eine stilvolle Gestaltung, wobei vor allem unterschiedliche Werkstoffe und Erdfarben dominieren.
03.11.15, 06:00
Es regnet, zwar nur sehr leicht, aber dennoch halten sich die Nebelschwaden ziemlich hartnäckig über den Dächern Salzburgs. Als Alexandra Meissnitzer uns die Tür zu ihrer 200 Quadratmeter großen Wohnung öffnet, geht ihr Blick kurz gen Himmel: "Typisch Salzburg – Schnürlregen halt." Seit sieben Jahren wohnt die ehemalige Spitzensportlerin in der Mozartstadt und kennt sich hier natürlich nicht nur mit dem Wetter aus.
Seit 2008, als sie sich aus dem Spitzensport zurückgezogen hat, lebt sie nun hier und seit Kurzem auch in einem neuen Zuhause. Vor knapp einem halben Jahr ist die zweifache Skiweltmeisterin nun ein weiteres Mal umgezogen. Doch dieses Mal konnte sie bereits vor Baubeginn mitplanen: "Es war ein Glücksfall, dass ich so früh auf das Projekt aufmerksam geworden bin, so konnte ich meine Ideen bereits beim Planungsprozess einbringen", erklärt
Meissnitzer. "Meine Wohnung davor hat eigentlich auch gepasst, aber hier hat sich einfach alles sehr gut ergeben. Und jetzt, wenn ich mich hier so umschaue, weiß ich, dass die Entscheidung definitiv die Richtige war."
Dass sich die gebürtige Abtenauerin mit den Themen Wohnen, Architektur und Design nicht zum ersten Mal auseinandersetzt, beweist der stilvolle Umgang mit Materialien und Formen in ihrem neuen Domizil. Die Wohnung erstreckt sich auf zwei Geschoßen, wobei im Eingangsbereich ein Büro, eine Garderobe und ein Fitnessraum untergebracht sind. Eine Treppe führt von hier aus direkt in den Wohnraum. Boden und Stufen sind aus einem Guss geformt. Beides ist mit Pandomo überzogen, einem Belag auf Zementbasis, der eine nahezu fugenlose Flächengestaltung ermöglicht. Die gesamte Etage ist raumhoch verglast, eine in der abgehängten Decke integrierte Kühlung sorgt für ideales Raumklima: "Meine erste Wohnung war ebenfalls im Dachgeschoß, die Problematik mit der richtigen Temperatur kannte ich bereits. Dementsprechend wichtig war es mir hier, gleich von vornherein eine passende Lösung zu finden", erklärt
Meissnitzer.
Konkrete Vorstellungen hatte die ehemalige Skirennläuferin ohnedies, Qualität hat dabei stets die oberste Priorität. "Bei fixen Elementen wie den Fenstern, der Heizung oder dem Boden sollte man nicht sparen, denn im Idealfall hat man damit noch lange eine Freude." Noch bevor die Wohnung ihren Grundriss hatte, wusste sie auch genau, welche Materialien unbedingt vorkommen müssen: "Sichtbeton zum Beispiel, ich wollte schon immer eine Küche aus diesem
Werkstoff gestalten lassen. Oder
Kupfer, weil ich vor allem die Haptik und Ästhetik des Halbedelmetalls schätze, besonders dann, wenn es mit der Zeit eine gewisse Abgegriffenheit und somit eine ganz spezielle Patina erhält. Und Holz war mir eigentlich auch sehr wichtig, deshalb auch die Wandvertäfelung. Generell sehe ich Materialien als Stimmungsmacher und das fasziniert mich einfach mehr, als zum Beispiel bunte Wandfarben."
Und tatsächlich ist es dann auch eine Küche aus Sichtbeton geworden. Die großzügige Kochinsel "Pure" wirkt dominant und kühl, berührt man jedoch die Oberfläche wird man von der samtweichen Eigenschaft überrascht. Die angeschlossene Bar ist aus Eukalyptusholz. Der Entwurf stammt von
Martin Steininger, der auch für das restliche Innenraumkonzept verantwortlich zeichnet. "So gesehen hat uns eigentlich meine Küche zueinander gebracht", sagt
Meissnitzer. Küchengeräte, zusätzliche Ablageflächen und ein Abstellraum wurden hinter einer raumhohen mattweißen Schrankkonstruktion versteckt. Daneben wurde das Konzept weitergeführt, wobei man hier die Oberflächen mit fünf Millimeter dünnen Kupferplatten verkleidet hat. Die Schränke fungieren gleichzeitig als raumbildendes Element.
Der
Werkstoff findet sich auch im Wohnraum wieder – so ist etwa der maßangefertigte Beistelltisch beim Sitzbereich ebenfalls aus
Kupfer. "Wenn der Kunde weiß, was er möchte und seine Ideen auch benennen kann, dann tun wir uns natürlich beim Konzept leichter. Bei
Alexandra war das der Fall. Sie hat eher bei gewissen Punkten wie etwa der Decke Zuspruch gebraucht, als dass wir ihr das Einmaleins des Einrichtens erklären mussten", beschreibt
Steininger. Der abgehängte Plafond erhielt einen anthrazitgrauen Anstrich: "Die Handwerker, die dann die Decke angestrichen haben, haben mich mehrmals gefragt, ob ich mir wirklich sicher bin und sie wirklich dunkel haben möchte. Es war also wichtig, dass mir
Martin in solchen Momenten die Sicherheit geben konnte, dass das kein kompletter Schwachsinn ist", sagt
Meissnitzer. "Nach unserem ersten Gespräch habe ich ein Konzept erhalten, welches wir eigentlich dann auch 1:1 umgesetzt haben. Ich habe mich gut aufgehoben und vor allem verstanden gefühlt." Denn durch helle Böden erdrückt die dunkle Decke nicht den Raum, sondern verleiht ihm viel mehr Tiefe und Struktur.
Um den runden Esstisch aus Glas sind Tom-Dixon-Stühle gruppiert. Wo ursprünglich ein klassisches Sofa in U- oder L-Form angedacht war, bilden nun zwei Chaiselonguen aus beigefarbenem Rauleder den gemütlichen Sitzbereich. Die Wand besteht aus dunklem Eukalyptusholz, die Bretter wurden übereinander gestapelt und weisen so aufgrund der Maserung und der Verlegeart eine interessante Oberflächenstruktur auf. Neben dem eingebauten Kamin befindet sich in der Wandvertäfelung ein integriertes Regal. Doch nach Trophäen aus der Zeit des Skisports sucht man hier vergebens: "Die Medaillen und Kugeln stehen bei meinen Eltern, dort passen sie auch irgendwie besser hin als hier."
In der Wand wurde außerdem eine Türe integriert, die in den privaten Bereich führt. Der Raum wird durch einen großzügigen Kleiderschrank dominiert. Dank rauchfarbener Glastüren werden die Farben sowie die Konturen der Kleider zum integrativen Gestaltungselement. Zusätzliche Glaswände sorgen für eine Trennung zwischen Bade- und Schlafbreich. Im Inneren dominieren wie bereits in allen anderen Räumen auch erdige Töne. "Ich würde sagen, dass ich generell nicht der kunterbunte Typ bin, ich mag eher deckende und neutrale Farben. Dekoration ist auch so ein Punkt, da bin ich sicherlich eher für das Motto weniger ist mehr als umgekehrt. Ich mag es eher ruhiger und aufgeräumter", sagt
Meissnitzer.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass auch im Badezimmer ausschließlich auf schlichte Formen und gerade Linien gesetzt wurde. Waschtisch und Badewanne sind freistehend, bestehen aus mattweißem Corian und stammen vom italienischen Hersteller Boffi. Hinter den verdunkelten Glasflächen lassen lediglich nur die Konturen des Bettes erahnen. "Diese Sichtlösung ist subtil und nicht ganz so offensichtlich, dadurch bleibt die Privatsphäre dennoch gewahrt", sagt Steininger. Werkstoffe wurden hier gezielt eingesetzt und ergeben ein stimmiges Gesamtkonzept. Und wie im Skisport eigentlich auch benötigt es beim Einrichten ebenfalls Talent, Disziplin und hochwertige Materialien, um erfolgreich sein zu können.
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