Mit Roboterhilfe länger zu Hause leben

Die Grundfunktionalitäten von Hobbit werden per Touchscreen aktiviert. Weiters sind Interaktionen per Sprache oder Gestik möglich.
Mehr Unabhängigkeit im Alter: Darin könnte ein Pflegeroboter ältere Menschen unterstützen.

Anfangs war die Skepsis einiger der 22 älteren ersten Testpersonen im Labor groß: „Was soll mir das bringen?“ – „Das“ ist „Hobbit“, der Prototyp eines Pflegeroboters, den die TU Wien, das Haus der Barmherzigkeit (HB) und vier weitere internationale Partner im Rahmen eines EU-Projektes entwickelt haben. „Doch die Neugierde und Faszination waren letztendlich größer“, sagte Markus Vincze vom Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik der TU Wien Montagabend beim „Haus der Barmherzigkeit Diskussionsforum 2013.“ Thema: „Alter schützt vor Technik nicht?!“

Hobbit soll im Notfall – besonders nach Stürzen – Hilfe rufen sowie ältere Menschen bei einfachen Handgriffen unterstützen, etwa dem rechtzeitigen Aufheben von heruntergefallenen Gegenständen als mögliche Auslöser von Stürzen. Der mobile Heimassistent ist mit einem Touchscreen ausgestattet, kommuniziert über Sprache und ist in der Lage, Gesten zu erkennen. Bis zur Serienreife wird es aber noch fünf bis sieben Jahre dauern. Dann soll er um weniger als 5000 Euro erhältlich sein.

Vermeidbare Unfälle

Wie wichtig derartige Hilfsmittel sind, zeigt eine Dienstag veröffentlichte Bilanz des KfV (Kuratorium für Verkehrssicherheit): Demnach ereignen sich jährlich bereits rund 90.000 Seniorenunfälle, die eine stationäre Behandlung zur Folge haben. 2002 waren es noch unter 70.000. Bis zu 50.000 Unfälle jährlich wären vermeidbar, würde mehr Wert auf Vorbeugung gelegt werden.

„Automatische Sturzerkennungssysteme gibt es bereits seit vielen Jahren“, sagte HB-Institutsdirektor Christoph Gisinger. Etwa Gürtel oder Armbanduhren, die einen Alarm abgeben. „Aber die Erfahrung zeigt, dass sie nur ungern verwendet und meist nicht akzeptiert werden.“ Bei Hobbit könnte das anders sein: Denn es gibt einen Zusatznutzen, der im Alltag von Bedeutung ist, betont Gisinger: „Etwa im Bereich der Kommunikation und von Spielen – ähnlich wie bei einem Tamagotchi.“ Diese vielfältigen Möglichkeiten sollen die Akzeptanz erhöhen.

Kein Menschenersatz

„Derartige Roboter sind nicht dazu geeignet, Menschen zu betreuen, die nicht mehr selbstständig leben können“, betonte Gisinger. „Diese Art der persönlichen, intensiven Betreuung kann nur durch Menschen erfolgen und durch keine Maschine ersetzt werden. Aber Roboter könnten Menschen, die alleine und noch selbstständig zuhause leben, dies länger ermöglichen.“ In der Therapie werden Roboter in Tierform bereits heute eingesetzt, erklärte Gabriele Zuna-Kratky, Direktorin des Technischen Museums. So ist in der aktuellen Ausstellung „Roboter – Maschine und Mensch?“ ein Plüschtier-Roboter in Form eines Robben-Babys zu sehen. „Es ist nachgewiesen, dass derartige Puppen bei dementen Menschen eine beruhigende und entlastende Wirkung haben“, so Gisinger.

2014 soll Hobbit erstmals in Wohnungen von alleinstehenden, mindestens 70 Jahre alten Personen getestet werden. Interessenten werden noch gesucht und können sich direkt an Markus Vincze oder das Haus der Barmherzigkeit wenden.

Mit Roboterhilfe länger zu Hause leben

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