Zuckerhältige Schrauben lösen sich im Körper auf
Nähte, die sich nach einiger Zeit im Körper auflösen, sind inzwischen schon weit verbreitet. Auch Bio-Stents, Gefäßstützen für Herzinfarkt-Patienten, werden immer populärer. Sie sollen besser verträglich sein als die bisherigen Metall-Stents und weniger Risiken bergen.
Noch weitgehend unbekannt sind hingegen Milchzuckerschrauben, die bei Fuß- und Knieoperationen eingesetzt werden. Univ.-Prof. Hans-Jörg Trnka vom Orthopädischen Spital Speising erklärt ihren Vorteil bei Hallux-valgus-Operationen (umgangssprachlich: Frostballen) gegenüber Metallschrauben: „Das Problem ist, dass Metallschrauben oft unangenehm drücken und einige Zeit nach der Operation wieder entfernt werden müssen.“ Das komme etwa bei zehn Prozent der Hallux-Operationen vor.
„Die Zuckerschrauben sind vor allem für Patienten mit Allergien wie etwa gegen Nickel geeignet. Andere haben eine Abneigung gegen Fremdkörper oder haben Angst vor einer Nach-Operation, bei der die Schraube wieder entfernt werden muss.“ Auch bei Hammerzehen-Operationen hat Trnka schon gute Erfahrungen mit den resorbierenden Zuckerschrauben gemacht – hier ersetzen sie die Metalldrähte, die sonst in der ersten Zeit nach der OP herausstehen, oft hängen bleiben und im schlimmsten Fall zu Infektionen führen können. Weitere Anwendungsgebiete gibe es bei Operationen am Kreuzband, an der Achillessehne und auch schon bei manchen Knochenbrüchen.
Langsame Resorption
Der Einsatz von Zuckerschrauben ist nicht ganz neu. Trnka: „In den 90er-Jahren gab es bereits erste Versuche, allerdings haben sich die Schrauben zu schnell aufgelöst. Das Wasser daraus führte oft zu Zysten.“ Die neuen Zuckerschrauben lösen sich erst nach mehreren Monaten bis hin zu einem Jahr auf – so langsam, dass die Inhaltsstoffe vom Körper resorbiert werden können.
Im Vergleich zu den Metallschrauben sind die zuckerhältigen Schrauben auch deutlich teurer. Sie kosten 120 bis 130 Euro im Vergleich zu 60 bis 80 Euro. Auch, wenn die Kosten von den Kassen getragen werden – der Arzt muss entscheiden, ob der Einsatz wirtschaftlich gerechtfertigt ist.
Zuckerschrauben haben im Vergleich zu Metallschrauben den Vorteil, bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen nicht anzuschlagen. Je nach Eichung des Geräts und nach Größe der Schraube(n) schlagen die Detektoren häufig an. Generell bemerkt Trnka eine stärkere Nachfrage nach Implantatpässen, die Patienten am Flughafen vorweisen können, wenn die Sicherheitssensoren anspringen.
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