Stehn oder sehn: Verwirrung bei Deutschmatura

Stehn oder sehn: Verwirrung bei Deutschmatura
Wie ein Buchstabe bei manchen für Verunsicherung sorgte.

Rund um Aufgabe 1 und Textbeilage 1 der heurigen Deutsch-Matura scheint es ein Missverständnis gegeben zu haben. Es mehrten sich dazu die Anfragen beim BIFIE.

Stehn oder sehn: Verwirrung bei Deutschmatura
Konkret handelt es sich um das Gedicht „Städter“ des expressionistischen Schriftstellers und Übersetzers Alfred Wolfenstein (1883 – 1945) und dessen 4. Satz in der 1. Strophe: „Grau geschwollen wie Gewürgtesehn“. Das ist in der Angabe des BIFIE richtig, denn der Text steht so im repräsentativen Standardwerk „Rowohlts Klassiker in der Literatur und Wissenschaft"/"Menschheitsdämmerung. Ein Dokument des Expressionismus“ von Kurt Pinthus. Und ebenso in den Ausgaben der Wolfenstein-Gedichte aus den Jahren 1914 und 1920.

Die Version mit "stehn" und der feine Unterschied

Deutsch-Lehrer wiesen den KURIER aber auch darauf hin, dass es von diesem Gedicht in diversen Online- und Text-Literaturdatenbanken, aber auch in einigen Studienarbeiten zum Thema eine Version gibt, in der der 4. Satz der ersten Strophe so klingt: „Grau geschwollen wie Gewürgte stehn“. Bei Schülern und Lehrern, die bei der Matura-Vorbereitung mit dieser Version gearbeitet hatten, gab es Verunsicherung.

Stehn oder sehn: Verwirrung bei Deutschmatura
Denn bei der Text/Gedicht-Interpretation, speziell expressionistischer Literatur, würde jedes Wort zählen und so die Bedeutung des Interpretierten verändert, wie Insider meinen. Bei dem Text zum Thema „Stadtleben“ gehe es vor allem um das Thema Verhältnis "Mensch - Stadt" und im weitesten Sinne auch um das Thema „Anonymität“ in Städten. Die Begriffsänderung würde das Leitmotiv des Gedichts jedoch verändern.

Zum Trost: Viele Maturanten dürften sich sowieso für ein anderes Thema entschieden haben.

Kommentare