Forscher entdecken, warum römische Mauern noch immer stabil sind

US-Forscher analysieren die Mauern der römischen Hafenanlage in Orbetello
Forscher können nun erklären, warum altrömische Hafenmauern bis heute stabil sind.

Ganz unscheinbar reiht sich Felsmauer an Felsmauer entlang der italienischen Westküste. Auf den ersten Blick lässt sich kaum erahnen, aus welcher Zeit die Bauten entstammen. Forschern der University of Utah, USA, ist es nun gelungen, das Geheimnis um die ungewöhnliche Stabilität von römischen Hafenanlagen zu lüften.

In der nordwestlich von Rom gelegenen Hafenstadt Orbetello untersuchen US–Forscher mittels eigener Röntgenmethoden die Zusammensetzung des von den Römern errichteten Mauergesteins. Durch ihre Analysen wollen sie herausfinden, was die enorme Beständigkeit alter römischer Bauten ausmacht. Hinweise liefert ihnen ein Blick auf die chemische Struktur. Ein spezielles Gemisch aus Kalk, Vulkangestein und Asche verleiht dem Beton hohe Widerstandsfähigkeit.

Das Erstaunliche: Erst durch das Eindringen von Meerwasser in die Mauern lösen sich Substanzen, die zur Härtung des Materials beitragen. Eine kristalline Struktur entsteht, die die Masse festigt. Gegensätzlich verhält es sich mit modernem Beton, der durch den Kontakt mit Wasser nach einiger Zeit spröde wird. Das römische Baumaterial hingegen härtet jeden Tag mehr aus und konnte so über die letzten 2000 Jahre hinweg gut erhalten bleiben.

Aus Alt mach Neu

Das Wissen um diese chemischen Reaktionen wollen die Forscher nun weiter nutzen: Ihr Ziel ist, die Struktur der altrömischen Felsen bestmöglich nachzuahmen. Eine derartige Neuadaptierung hätte zwei große Vorteile: Einerseits wäre eine Herstellung von Baumaterial mit niedrigeren Temperaturen und geringerem Ausstoß an Emissionen möglich. Andererseits erhofft man sich durch die neuartige Mixtur einen Durchbruch in der Küstensicherung. Starke Wellen und Erdbeben könnten dicht besiedelten Meeresküsten künftig nicht mehr so viel anhaben. Bis es zur vollständigen Aushärtung dieses Materials kommt, braucht es aber viel Zeit und Geduld. Kopfzerbrechen bereitet den Forschern außerdem die mangelnde Verfügbarkeit an Vulkanasche. Hier müssen noch Alternativen gefunden werden.

Impuls für die Baubranche

Schon jetzt findet in der Betonindustrie ein Umdenken statt. Immer mehr Manufakturen beschäftigen sich mit der Produktion von Gesteinen mit speziellen Mineralien, die ähnliche Eigenschaften wie die römischen Mauern aufweisen. Dieser Trend führt zu einer win-win-Situation sowohl für Industrie als auch Umwelt. Letztlich wird es noch eine Weile dauern, bis die Ideen der Forschung in die Tat umgesetzt werden können. Bis dato ist es noch schwierig vorherzusagen, wie sich die neuen Materialien über die Zeit tatsächlich entwickeln

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