WHO-Warnung zu Fleisch: Kritische Reaktionen

WHO-Warnung zu Fleisch: Kritische Reaktionen
Rupprechter spricht von "Farce", das Gesundheitsministerium rät zu Wurst und Fleisch maximal dreimal pro Woche.

Die Warnung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach verarbeitetes Fleisch krebserregend ist, hat Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) am Dienstag als "Farce" bezeichnet. In einem Facebook-Kommentar kritisierte er die Verunsicherung der Konsumenten. Das Gesundheitsministerium verwies auf bestehende Ernährungstipps, wonach die Menge des Fleischkonsums entscheidend ist.

"Schinken auf die selbe Stufe zu stellen wie Asbest ist hanebüchener Unsinn und verunsichert nur die Menschen", schrieb Rupprechter auf Facebook zur am Montag veröffentlichten Einschätzung der Internationale Krebsforschungsagentur ( IARC). Für ihn sei klar: "Österreichs Wurst ist und bleibt bedenkenlos die Beste!" In einem Kommentar unter seinem Beitrag riet der Minister einige Zeit später jedoch auch zu "maßvollem Fleischkonsum".

"Nicht neu"

"Die Erkenntnisse sind nicht neu", hieß es auf Anfrage der APA aus dem Büro von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ). Die IARC hatte mehr als 800 bestehende Studien über den Zusammenhang von Fleischkonsum und dem Risiko für verschiedene Krebsarten ausgewertet. Das Ministerium verwies auf die Ernährungspyramide, wonach "maximal drei mal pro Woche Fleisch oder Wurst konsumiert werden sollte".

WHO-Warnung zu Fleisch: Kritische Reaktionen
"Einseitige, fleischlastige Ernährung ist nicht gesund, das wissen wir schon lange", erläuterte Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen in einer Aussendung. "Wer beim Einkauf auch noch darauf achtet, biologische, saisonale und regionale Produkte zu erwerben, der tut nicht nur sich, sondern auch der Umwelt etwas Gutes", betonte der Nationalratsabgeordnete. Auch der Bauernbund riet zu mehr "Verbraucherbewusstsein für die heimischen Nahrungsmittel". Team-Stronach-Agrarsprecher Leo Steinbichler sprach dagegen von einer "skandalösen" Warnung der WHO. Die Konservierungsstoffe, die für die mögliche Gesundheitsgefährdung verantwortlich sind, seien nur am Rande erwähnt worden.

Männer größeres Risiko

"Jeder 17. Österreicher erkrankt in seinem Leben an Darmkrebs", erläuterte Arnulf Ferlitsch von der MedUni Wien im Gespräch mit der APA. "Männer haben dabei ein größeres Risiko als Frauen." Auch Tabakkonsum und Passivrauchen, seien für eine erhöhte Darmkrebsgefahr verantwortlich, betonte Ferlitsch aufgrund von Untersuchungen der MedUni.

Welcher Faktor in verarbeitetem oder rotem Fleisch zu Krebs führen kann, ist laut Ferlitsch noch unklar. "Es ist jedenfalls kein isolierter Faktor." So würden beispielsweise beim Grillen und Braten von Fleisch krebserregende krebserregende Substanzen - wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe - freigesetzt. Für die Auswirkungen des Fleischkonsums auf das Darmkrebsrisiko gebe es die besten Daten, erläuterte der Mediziner. Der IARC-Bericht setzte sich sehr genau damit auseinander. Aber auch bei Magen-, Bauchspeicheldrüsen- und Prostatakrebs werde ein Zusammenhang vermutet.

"Auch Krebsvorstufen treten häufiger auf, wenn jemand viel Fleisch isst", betonte der Facharzt für Innere Medizin. Mit Koloskopie-Untersuchungen könne das Risiko an Darmkrebs zu erkranken jedoch um 50 Prozent gesenkt werden. Männer sollten in der Regel ab einem Alter von 45 Jahren zur Vorsorge kommen, rät Ferlitsch, Frauen ab 50.

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