Weißer Hautkrebs: Innovative Therapien am Horizont

Weißer Hautkrebs: Innovative Therapien am Horizont
Die helle Form der Erkrankung ist zwar weniger gefährlich als das Melanom. Spät entdeckt gibt es aber oft schwere Verläufe.

Exakte Zahlen fehlen zwar: "Aber wir wissen, dass Heller Hautkrebs der häufigste Tumor beim Menschen ist", sagt Univ.-Prof. Rainer Kunstfeld, Hautklinik der MedUni Wien. Der Weiße Hautkrebs ist nicht so gefährlich wie der schwarze, das Melanom: Denn es kommt nur selten zu Absiedelungen (Metastasen) in anderen Organen. Doch in fortgeschrittenem Stadium können mehrere Operationen notwendig sein, um ihn nachhaltig zu entfernen: "Das kann nicht nur zu entstellenden Hautschäden führen - es kann auch die Funktion betroffener Stellen - etwa am Auge oder am Mund - einschränken. Doch außer Chirurgie und Strahlentherapie hatten wir bei solchen fortgeschrittenen Tumoren bisher nicht viele Möglichkeiten."

Doch jetzt gibt es Hoffnung auf neue, zielgerichtete Therapien: Beim Basalzellkarzinom ist in den meisten Fällen ein Signalweg für das Zellwachstum ("Hedgehog-Signalweg") überaktiv. Der in der Zulassungsphase befindliche Wirkstoff Vismodegib hemmt diese Überaktivität- mit Erfolg, wie eine Studie mit der Substanz in Tablettenform zeigte: Bei 43 Prozent der Patienten mit lokal fortgeschrittenem Basalzellkarzinom sowie bei 30 Prozent der Patienten mit Metastasen schrumpften die Tumore erheblich, zeigten kürzlich präsentierte internationale Studiendaten. Die Rate jener, die auf die Therapie ansprachen, war aber noch deutlich höher.

An der MedUni Wien erhalten im Rahmen einer klinischen Studie Patienten mit Basalzellkarzinomen, die so ausgedehnt sind, dass sie chirurgisch nicht mehr komplett entfernt werden können, bereits den neuen Wirkstoff als Tablette. Eine Salbe mit dem Wirkstoff wird ebenfalls entwickelt. Nebenwirkungen könnten durch die rein äußerliche Anwendung reduziert werden.

Doch auch andere neue Therapien sind bereits in Erprobung (allerdings noch nicht in Österreich): "Es konnte aus dem Saft einer gewöhnlichen Pflanze - der Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) - eine Substanz isoliert werden, die offenbar bei einer frühen Form des Weißen Hautkrebses, den Aktinischen Keratosen, vielversprechende Erfolge zeigt", sagt Kunstfeld. Indigene Völker (z. B. in Australien) setzen den Pflanzensaft seit langem gegen Krebserkrankungen ein.

Diese Aktinischen Keratosen sind meist rötliche, raue Erhabenheiten auf der Haut. Sie kommen typischerweise auf den besonders dem Sonnenlicht ausgesetzten Hautpartien, den "Sonnenterrassen", vor. In frühen Phasen ist die Diagnose Heller Hautkrebs nicht einfach zu stellen, betont Kunstfeld: "Häufig kommt es zu Verwechslungen mit Ekzemen. Deshalb sollte eine Diagnose immer durch eine Hautärztin oder einen Hautarzt erfolgen."

Geht der Weiße Hautkrebs noch nicht in die Tiefe, kann er heute sehr gut mit zwei Wirkstoffen in Cremen (Imiquimod, Diclofenac mit Hyaluronsäure) behandelt werden. Bei vielen Betroffenen kommt es bei konsequenter Anwendung zur dauerhaften Heilung - aufwendige Operationen ersparen sie sich: "Voraussetzung ist aber die Früherkennung."

Häufiger als bisher angenommen

Heller Hautkrebs ist in Europa um rund 30 Prozent häufiger als bisher angenommen, so Daten der internationalen "Epiderm"-Studie. Alleine in Deutschland gibt es jährlich 250.000 neue Fälle, mit fünf bis sieben Prozent Zuwachs pro Jahr (aufgrund der alternden Bevölkerung).

Plattenepithel- und Basalzellkarzinome sind die häufigsten Formen. Die Zahl der Neuerkrankungen an Basaliomen wird in Österreich auf 30.000 jährlich geschätzt. Zum Vergleich: Am Melanom erkranken jährlich 2500 Österreicher.

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