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Ozonloch, Waldsterben und Ölkatastrophen? Die Natur zeigt Selbstheilungskräfte, stößt aber auf neue Probleme.

Manche konnten es kaum glauben – das Ozonloch über dem Südpol schrumpft. Langsam, aber doch erholt es sich. Erfolgsmeldungen wie diese kommen selten. Forscher des Massachusetts Institute of Technology um Atmosphärenchemikerin Susan Solomon ermittelten fünf Jahre die jährliche mittlere Dicke der Ozonschicht und die Größe des Ozonlochs über der Antarktis. Und kamen im Fachjournal Science zu dem Schluss, dass es sich schließt.

In den 1980er-Jahren war die Angst vor dem unsichtbaren Strahlentod aus dem All, ausgelöst durch ein Loch in der schützenden Ozonschicht, groß. UV-Strahlung, die zu Hautkrebs führt. Drei britische Forscher hatten das Leck in der Stratosphäre entdeckt. Ausgelöst durch Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) – Treibgase, die in Spraydosen, bei der Herstellung von Isoliermaterial sowie als Kältemittel in Kühl- und Gefrierschränken verwendet wurden.

Was Umweltpolitik bewirkt

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Ozonloch über der Antarktis
Dass diese Substanzen 1987 verboten wurden, ist einer der wesentlichen Gründe für das Schwinden des Ozonlochs, sagt Adam Pawloff, Klima- und Energiesprecher bei Greenpeace. Mehr als 197 Staaten unterzeichneten das Protokoll. "Es ist einer der wenigen Bereiche, wo internationale Umweltpolitik eine tatsächliche Wirkung erzielt hat." Das bestätigt auch Solomons Studie: Die Abnahme des Ozonlochs geht zu 50 Prozent auf den Rückgang der verursachenden Chemikalien zurück. Auf der anderen Seite hat sich das Ozonloch auch auf natürliche Weise regeneriert, erklärt der Experte. Im Gegensatz dazu ist der Klimawandel, verursacht durch den Ausstoß von Treibhausgasen, unwiederbringlich da.

Warum es damals einfacher war, Staaten zum Einlenken zu bringen, als heute bei den Verhandlungen zum Klimawandel? Pawloff: "Vom Ozonloch waren wir unmittelbar betroffen. Auch die Maßnahmen waren einfacher zu setzen. Das ist beim Klimawandel schwieriger, weil die Emissionen in fast jedem Lebensbereich entstehen." Und: "Mit Auswirkung, die erst in der Zukunft liegen, tun wir uns als Menschheit psychologisch schwerer. Die wirklich krassen Veränderungen, wenn es um vier bis fünf Grad wärmer wird, sind erst in 20 bis 40 Jahren sichtbarer."

Wo Wälder starben

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Was in den 1980er-Jahren in Europa ebenfalls zu sehen war: Bilder von Bäumen, deren Nadeln und Blätter sich verfärben und abfallen. Das "Waldsterben" ging vor etwa dreißig Jahren durch die Medien. Der großflächige Tod von Wäldern wurde prophezeit. Den Begriff "Waldsterben" prägte Bernhard Ulrich, Ökosystemforscher aus Göttingen. Ende der 1970er entdeckte er hohe Schadstoffbelastung in Böden, bodennaher Vegetation sowie im Grundwasser eines Waldes. Grund dafür waren Schadstoffemissionen aus Industrieanlagen, vor allem von Schwefeldioxid (SO2). Auch damals setzten Regierungen umgehend Maßnahmen: Benzin wurde bleifrei, Fabriken bekamen Filteranlagen und Autos Katalysatoren.

Heute geht es den heimischen Wäldern gut, berichtet Pia Buchner von den Österreichischen Bundesforsten. "Die Waldfläche in Österreich hat kontinuierlich zugenommen. Das ist vorerst ein positiver Gegentrend zur weltweiten Entwicklung, wie der zunehmenden Zerstörung tropischer Regenwälder."

Ganz so einfach ist es aber doch nicht. Denn in heimischen Wäldern gibt es nach wie vor Probleme: "Die Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist der Klimawandel, der Wetterextreme wie Windwürfe und Hochwasser auslöst." Die Klimaerwärmung zieht zudem Schädlinge wie den Borkenkäfer an. Die Bundesforste versuchen mit anderen Baumarten gegenzusteuern. Sie forsten mit Lärchen anstatt mit Fichten auf. Denn diese sind "Flachwurzler" und haben bei Stürmen keinen guten Stand. Sie werden leichter entwurzelt als etwa die Lärchen, die tief verankert sind. Zusätzlich pflanzen sie Zirben, Tannen, Bergahorn und Buche – Artenvielfalt sorgt für stabile Wälder, erklärt Buchner. In Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur wollen sie herausfinden, welche Baumarten mit dem Klimawandel besser zurechtkommen.

Wie Öl belastet

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Fire boat response crews battle the blazing remnants of the off shore oil rig Deepwater Horizon, off Louisiana, in this handout photograph taken on April 21, 2010 and obtained on April 22. Donald Vidrine, a former BP Plc rig supervisor who pleaded guilty to a misdemeanor charge in the 2010 Gulf of Mexico oil spill, was sentenced to 10 months of probation on Wednesday, concluding a federal criminal case in which no one received prison time over the disaster. REUTERS/U.S. Coast Guard/Handout/Files FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS
Weniger gut geht es dem Ökosystem im Meer, das durch diverse Ölkatastrophen belastet ist. Die Explosion auf der Ölplattform "Deep Water Horizon" im Golf von Mexiko vor sechs Jahren hat nach wie vor Folgen. Auch wenn sie nicht sichtbar sind. Was sich unterhalb der Wasseroberfläche abspielte, haben kürzlich Forscher vom Alfred Wegener-Institut in Bremerhaven untersucht. Sie schätzen, dass zehn bis 15 Prozent des gesamt ausgetretenen Öls auf den Meeresboden sank. Die Schadstoffe trieben monatelang unterhalb der Wasseroberfläche – dort verbanden sie sich mit mikroskopisch kleinen Algen. Ähnlich wie beim Hausstaub, der zum "Lurch" wird, entwickelte sich ein "Meeresschnee", den die Forscher in einer Sedimentfalle in über 1500 Meter Tiefe auffingen.

Von Öl, das unter der Wasseroberfläche "verschwindet", berichtet auch Klimaexperte Adam Pawloff. Er erinnert an den Tanker "Exxon Valdez", der 1989 vor Alaska auf Grund lief und eine der größten Umweltkatastrophen auslöste. "Damals konnten nur sieben bis zehn Prozent des Öls aufgeräumt werden. Der Großteil sickerte auf den Meeresgrund." Was seit damals unverändert ist: Man versucht, das Öl mit Chemikalien einzusprühen, damit es sich zersetzt. Die Tropfen verkleinern sich, werden aber von winzigen Organismen aufgenommen. Von dort gelangen sie in die Nahrungskette und über die Fische auf den Teller der Menschen. Manches aber wird tatsächlich mittels Kraft der Natur zersetzt. Mikrobiologe Terry Hazen und sein Team vom Lawrence Berkeley National Laboratory entdeckten 2010 Bakterien, die großen Appetit auf das ausgelaufene Öl haben. Wie lange es aber dauern wird, bis sie nach einer Katastrophe Öl abgebaut haben, kam nicht heraus.

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