Nebenwirkungen von Medikamenten - viel zu selten gemeldet

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Unerwünschte Effekte von Arzneien werden zu selten gemeldet – warum das aber wichtig wäre.

Dass Paspertin-Tropfen seit einiger Zeit viel restriktiver zu bekommen sind, stößt bei vielen noch immer auf Unverständnis – galten sie doch immer als harmlose Arznei gegen Übelkeit. "Es hat sich aber gezeigt, dass die regelmäßige Einnahme über längere Zeit hinweg zu neurologischen Spätfolgen wie ständigen Zuckungen im Gesicht führen kann", erklärt Christoph Baumgärtel von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES).

Erkannt hat man das nur, weil Nebenwirkungen von Arzneien in ganz Europa gesammelt, aufgearbeitet und in einer Datenbank zusammengefasst werden. "Bei einer Menge von 500 Millionen Menschen kommen dadurch auch seltenere Fälle zum Vorschein, in denen eine Arznei negative Auswirkungen hat. So wurde unlängst auch das altbekannte Hustenmittel Codein für Unter-12-Jährige verboten, weil sich gezeigt hat, dass es vereinzelt immer wieder Todesfälle gab."

Voraussetzung dafür, dass solche Nebenwirkungen entdeckt werden, ist allerdings, dass sie auch gemeldet werden. Wer in einem Gesundheitsberuf tätig ist, ist vom Gesetz her verpflichtet, vermutete Nebenwirkungen dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) mitzuteilen.

Sensible Bereiche

Diesem Paragraf 75g des Arzneimittelgesetzes wird in Österreich aber nur stiefmütterlich Folge geleistet. Von 120 Millionen Arzneimitteln, die in Österreich jährlich auf Krankenkassenkosten verschrieben werden, wurden im Vorjahr nur 10.132 Nebenwirkungen gemeldet – davon waren 6100 Erstmeldungen.

So gebe es laut Baumgärtel bei gewissen Arzneien eher einen Trend, Nebenwirkungen zu melden: Zum einen werden von Ärzten und Apothekern Impf-Nebenwirkungen öfter gemeldet. "Bei diesem Thema gibt es eine besondere Sensibilität und da werden Rötungen oder Temperaturerhöhungen eher gemeldet als gravierendere Nebenwirkungen bei anderen Medikamenten."

Zum anderen werden auch neue Arzneien auf dem Markt genau beobachtet. Baumgärtel nennt als Beispiel neue Medikamente zur Blutverdünnung, die wegen Blutungsvorfällen häufiger gemeldet wurden als die alten – "de facto waren die Blutungsraten nicht schlechter als bei den alten Arzneien, nur wird das nicht mehr gemeldet. Deshalb ist die Auswertung der Daten ein sensibler Prozess".

Wer wo meldet

So wichtig Meldungen über Nebenwirkungen sind, sie bedeuten dennoch einen Zeitaufwand von fünf bis zehn Minuten pro Fall. Da ist es nicht verwunderlich, dass Ärzte und Apotheker eher zurückhaltend sind. Im Vorjahr kamen 221 Meldungen von niedergelassenen Ärzten und 167 von Apothekern. Doch auch Patienten können seit 2014 selbst aktiv werden und Nebenwirkungen bei den Behörden bekannt geben.

Infos dazu gibt es auf dem Beipackzettel oder online unter www.basg.gv.at

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