Waldspaziergänge wirken wie ein kurzer Urlaub

Regelmäßige Waldaufenthalte stärken auch die Immunabwehr und verbessern die Schlafqualität.
Regelmäßige Aufenthalte inmitten von Bäumen und Blättern sind gesundheitsfördernd.

Wenn du einmal Kummer oder Sorgen haben solltest, dann geh mit offenen Augen durch den Wald", rät Sisi ihrem Franzl, als sie einander – im Film – zum ersten Mal begegnen. Ob es sich in Wirklichkeit auch so zugetragen hat, sei dahingestellt – Sisis Weisheit gilt heute jedenfalls mehr denn je. In Zeiten von Klimawandel, wachsenden Städten und zunehmender Belastung am Arbeitsplatz ist der Wald für immer mehr Menschen ein Rückzugsort fern von Trubel und Hitze.

Stress abbauen

Dass der Wald nicht nur kühl, sondern auch gesund ist, bestätigt nun ein Forscherteam der MedUni Wien. In Kooperation mit der Universität für Bodenkultur haben die Wissenschaftler alle Erkenntnisse zur Gesundheitswirkung von Waldlandschaften von 1993 bis 2013 zusammengefasst.

Ihr Resümee: Regelmäßige Aufenthalte im Wald tragen zur körperlichen Erholung und Regeneration bei, stärken das Immunsystem, verbessern die Schlafqualität und harmonisieren das Nervensystem. Dieses steuert alle lebensnotwendigen Körperfunktionen und sorgt dafür, dass sich der Körper schnell an Herausforderungen anpasst. Das wiederum reduziert Stress, erklärt Daniela Haluza vom Institut für Umwelthygiene am Zentrum für Public Health. "Vom Stresshormon Kortisol wird weniger, von den Stimmungshormonen Serotonin und Dopamin mehr ausgeschüttet. Durch die Stressreduktion werden Puls, Blutdruck und Muskelspannung gesenkt." Eine lange Wanderung ist dafür gar nicht nötig, betont die Umweltmedizinerin: "Schon ein kurzer Waldspaziergang von etwa zehn Minuten hat eine gesundheitsfördernde Wirkung."

Hirn durchlüften

Vor allem für Großstädter sei es wichtig, einfach einmal abzuschalten und "das Hirn durchzulüften", sagt Haluza. "Die Amerikaner nennen das ‚being away from‘ – einfach einmal rauskommen aus dem verbauten Gebiet." Der Wald sei dafür besonders gut geeignet, weil er einen Anreiz für Bewegung schaffe. "Und Bewegung ist immer gut, vor allem bei Übergewicht. Auch die Lungenfunktion wird aktiviert, wenn man sich bewegt und tief einatmet."

Eine Studie habe gezeigt, dass der Gesundheits- und Erholungseffekt im Wald höher ist als im Fitnesscenter. "Das liegt auch an der Farbe: Durch die Evolution ist das menschliche Auge zufrieden, wenn es Grün sieht. Grün steht für Wasser, Nahrung und Schatten", erklärt Haluza. "Wenn man regelmäßig ins Grüne geht, wirkt das nach – wie ein Kurzurlaub."

Ein Glück, dass Österreich fast zur Hälfte aus Waldfläche besteht. In den Städten sieht das naturgemäß anders aus – noch. Tropensommer wie in diesem Jahr wird es in Zukunft öfter geben, prophezeien Meteorologen. In solchen Hitzeperioden können begrünte Gebäudeflächen Abhilfe schaffen. Sie reduzieren Luftschadstoffe, schützen vor UV-Strahlung und wirken kühlend, wie eine Studie aus Florida zeigt: Auf einem begrünten Dach hatte es konstant zwischen 28 und 31 Grad – ohne Begrünung wurde es bis zu 57 Grad warm.

Daniela Haluza ist sicher: "Gebäude-Begrünungen sind keine Utopie mehr. So werden die Städte der Zukunft aussehen." Auch Wien sei "auf einem guten Weg".

Mehr Informationen zu den Gesundheitswirkungen des Waldes finden Sie in untenstehender Bildergalerie:

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