Wächst in diesen Schweinen bald ein menschliches Organ?

Um ein Schwein auf hundert Kilo zu mästen, braucht es ein knappes halbes Jahr.
Forscher versuchen menschliche Organe im Schwein zu züchten.

Eine neue Lunge, ein Herz oder eine Niere vom Spenderschwein – es ist eine große Vision mit vielen offenen Fragen. Forscher der University of California wollen den Mangel an Spenderorganen lösen, indem sie menschliche Organe in Schweinen züchten. In einem Experiment haben sie nun menschliche Stammzellen in einen Schweine-Embryo injiziert. Daraus entsteht eine sogenannte Chimäre – ein Organismus, der aus genetisch unterschiedlichen Zellen bzw. Geweben besteht und dennoch ein einheitliches Individuum ist.

Um das zu ermöglichen, wurde das sogenannte CRISPR-Verfahren eingesetzt. Mit dieser neuen Gentechnologie werden bestimmte Gene direkt an der DNA herausgeschnitten, um andere DNA einzufügen. Bei dem Experiment wurde daher die DNA für die Bauchspeicheldrüse aus dem frisch befruchteten Schweine-Embryo herausgeschnitten und menschliche Stammzellen eingefügt – mit dem Ziel, dass dadurch in dem Schwein eine menschliche Bauchspeicheldrüse wächst.

Kritiker befürchten menschliche Schweine

„Unsere Hoffnung ist, dass der Schweine-Embryo sich normal entwickelt, aber die Bauchspeicheldrüse fast ausschließlich aus menschlichen Zellen besteht und so für eine Transplantation für einen Menschen geeignet wäre“ erklärt einer der Forscher, Pablo Ross, dazu gegenüber BBC. Das würde vor allem der steigenden Zahl von Diabetikern helfen. Das Experiment wurde nach 28 Tagen vorerst beendet, um die Entwicklung der Zellen zu untersuchen.

So innovativ der Zugang ist – es gibt etliche ethische Bedenken. Kritiker befürchten, dass Versuche mit menschlichen Zellen das Gehirn der Schweine beeinflussen und sie menschlicher machen könnten.

Univ.-Prof. Thomas Wekerle ist Spezialist für Transplantationsimmunologie an der MedUni Wien und erklärt: „Eigentlich würde das Schwein humanes Gewebe, das man transplantiert, genauso abstoßen wie umgekehrt der Mensch. Aber wenn es in der embryonalen Phase eingebracht wird, nimmt es der Körper wie eigenes Gewebe an.“ Zudem sei auch noch völlig unklar, ob ein Schwein mit einer menschlichen Bauchspeicheldrüse oder anderen menschlichen Organen überhaupt überleben könnte.

Xenotransplantation

Um dem Mangel an Spenderorganen entgegenzuwirken, wird schon lange an Möglichkeiten geforscht, Organe von Tieren zu transplantieren – hierbei spricht man von einer Xenotransplantation. Allerdings gab es bisher große Schwierigkeiten, weil das Immunsystem die Organe angreift. Zudem gibt es auch hier, neben ethischen Bedenken, Risiken einer Übertragung von Viren. Dennoch versucht man im Rahmen großer Studienprojekte die Organe der Tiere so zu modifizieren, dass sie vom Menschen besser angenommen werden.

Organspende in Österreich

In Österreich wurden im Jahr 2014 insgesamt 831 Organe transplantiert – Niere (446), Leber (142), Lunge (134), Herz (68) und Bauchspeicheldrüse (21). Die meisten Organe stammten von Verstorbenen Spendern – nur 77 wurden von Lebendspendern transplantiert. Durch den Zusammenschluss mit anderen europäischen Ländern über Eurotransplant werden die Chancen erhöht, ein passendes Organ zu finden.

Weniger Abstoßungen

„Aktuell wollen wir in der Transplantationsmedizin erreichen, dass die Patienten nach der OP keine Medikamente mehr nehmen müssen, um eine Abstoßung zu verhindern“, sagt Wekerle. „Die Forschung geht da in Richtung Zelltherapie.“

Kommentare