Unsere Sorgenkinder

Unsere Sorgenkinder
Jeden Montag gibt Zoo-Direktorin Dagmar Schratter Tipps zum Thema Haustiere und beantwortet Fragen von KURIER-Lesern.

Katzen und Hunde sind hierzulande die Lieblinge der Heimtierhalter. Sie bereiten ihren Besitzern viel Freude, aber oft auch große Sorgen. KURIER-Tiercoach Dagmar Schratter, Direktorin des Tiergarten, Schönbrunn und ihr Team haben für alle Leser-Fragen die passenden Antworten parat:

Ich habe seit einer Woche einen zehn Wochen alten Labradorwelpen. Die Kleine ist im Haus sehr brav und auch beim Spazierengehen lustig. Nur da liegt unser Problem. Bis wir endlich mal draußen sind und den Spaziergang genießen können, muss ich sie fast hinter mir herschleifen. Wenn sie das Haus noch sieht, will sie ständig heimlaufen. Ich locke sie mit Leckerlis und Rufen, dann kommt sie, setzt sich aber gleich hin und geht wieder nicht weiter. Dieses Spiel dauert zehn Minuten, dann läuft sie normal. Nur dann will ich meist schon umdrehen, damit ich sie nicht überfordere. Wie kann ich ihr das Fortgehen schmackhafter machen bzw. was soll ich tun, wenn sie nicht weitergeht?

Leider ist es häufig der Fall, dass Welpen bei einem Züchter in sehr reizarmer Umgebung aufwachsen. Mit dem Umzug kommen also viele neue und zum Teil beängstigende Eindrücke auf den Junghund zu. Es ist daher verständlich, dass der Welpe sich zunächst lieber in der vertrauten/sicheren Umgebung Ihres Hauses aufhalten möchte. Versuchen Sie nicht, Ihre Hündin mit der Leine vom Haus wegzuziehen, das würde nur zusätzlich verunsichern und den ganzen Ausflug negativ besetzen. Der beste Weg wäre, wenn Sie ihn z. B. mit Spiel (interessantes Spielzeug mitnehmen und werfen oder vor dem Hund herrollen) ablenken und schrittweise weiter weg vom Haus führen könnten. Machen Sie sich selbst und den Ausflug so spannend, dass Ihre Hündin gar nicht mehr darauf achtet, wo sie gerade ist und geben Sie ihr die Zeit, neue Reize der Umgebung schrittweise kennenzulernen. Verstärken Sie jedes furchtlose Erkundungsverhalten durch Lob, Spiel und ev. auch Leckerlis und ignorieren Sie ängstliches Verhalten.

Vor zwei Jahren ist meinem Nachbarn eine Katze zugelaufen, die prompt Junge bekam. Ich habe mich damals spontan entschlossen, für ein Tier zu sorgen. Mittlerweile bekommt diese Katze so alle sechs Monate Junge. Ich würde sie gerne kastrieren lassen. Leider ist sie halbwild und lässt sich nicht angreifen. Haben Sie einen Tipp?

Es ist ganz toll von Ihnen, dass Sie sich dieses Problems annehmen. Ich möchte Ihnen dringend raten, die Katze kastrieren zu lassen. Das Problem wird sonst immer größer, wenn die Tiere alle sechs Monate Junge zur Welt bringen, die wieder keinen Besitzer haben. Bei wilden Streunerkatzen ist das nicht so einfach, aber ich würde Ihnen zwei Möglichkeiten ans Herz legen: Entweder Sie besorgen eine Lebendfalle, die mit Futter als Köder eine sehr einfache Fangmethode darstellt, oder Sie nehmen mit den Tierärzten der Tierärztlichen Ordination Tiergarten Schönbrunn Kontakt auf, die für solche Fälle auch das Blasrohr verwenden.

Wir haben unseren Hund seit einem Jahr. (Er dürfte ca. fünf Jahre alt sein, er stammt aus einer Tiervermittlung.) Er legt sich prinzipiell so zu uns, dass sein Kopf von uns weg-, sein Popo zu uns schaut. Diese Eigenart haben wir bis jetzt bei noch keinem Hund beobachtet?

Kopf wegdrehen und den Anal- und Schwanzbereich zuwenden ist bei Hunden ein Beschwichtigungssignal und zeigt, er möchte in Ruhe gelassen werden. Das machen viele Hunde. Manche Hunde lieben es gar nicht, am Kopf gestreichelt oder angefasst zu werden, das könnte ein Grund sein, warum er sich so verhält. Testen Sie aus, was er mag (zum Beispiel Kraulen hinter den Ohren, am Hals, an der Schwanzwurzel ...) und ignorieren Sie ihn, wenn er sich beim Ruhen von Ihnen wegdreht.

Wir haben aus Mitleid zwei männliche Katzenkinder übernommen. Unsere Hoffnung auf Zugang hat sich bis dato trotz intensiver Bemühung (Füttern aus der Hand, Spielen mit Ball ...) nicht erfüllt. Werden sie sich jemals streicheln lassen?

Für die Eingewöhnung und Beurteilung "wilder" Katzen müssen Sie durchaus mit bis zu einem halben Jahr rechnen. Versuchen Sie die Verhaltensweisen und Reaktionen der Katzen als Konsequenz ihrer bisherigen Erfahrungen und Lebensweise zu sehen, die durch neue Erfahrungen ständig abgewandelt werden können. Mit Schäden in der Wohnung ist bei Katzenhaltung fast immer zu rechnen, ich möchte Ihnen aber empfehlen, regelmäßig alternierend Spielzeug, Kartons und Katzenfummelbretter anzubieten, um die Aktivitäten der Katzen zu lenken. Eine detailliertere Beurteilung aus der Ferne wäre unprofessionell, ich würde Ihnen raten, eine tierpsychologische Beratungsstelle (z.B. Univ. Doz. Dr. Hermann Bubna-Littitz) aufzusuchen. Noch ein Tipp: Gehen Sie nie auf die Katzen zu, sondern lassen Sie die Tiere kommen. Selbst zutrauliche Katzen reagieren oft mit Flucht, wenn man sich auf sie zu bewegt.

Ich bin total verunsichert: Ist es wirklich unmöglich, einen Hund relativ gesund mit Dosenfutter zu ernähren? Ich bringe es einfach nicht über mich, meinen Wuffi mit rohem Fleisch und rohem Gemüse zu füttern. Außerdem würde mein Tiefkühlschrank da ganz schnell an seine Grenzen kommen. Worauf muss ich bei der Zusammensetzung des Futters achten?

Ich kann Ihre Verunsicherung verstehen, denn beim Thema Hundeernährung gibt es unzählige verschiedene Philosophien. Manche füttern nur Trockenfutter, andere nur Dosenfutter, manche kaufen das billigste Futter, andere das teuerste, und so mancher Hundebesitzer kocht überhaupt selbst für seinen Liebling. Hunde sind prinzipiell Allesfresser und meist wird eher zu viel Fleisch als zu wenig gefüttert. Meiner Meinung nach und auch nach Ansicht unseres Tierarztes können Sie Fertigfutter – vor allem von den guten, großen Herstellern – nehmen, denn das ist ausgeglichen und man kann als Hundebesitzer am wenigsten falsch machen.

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