Umstrittenen Aluminiumsalze in Deos

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Der Einfluss von Aluminium auf Brustkrebs und Alzheimer wird oft diskutiert. Minister Stöger will sich nun für Warnhinweise einsetzen.

„Nicht auf verletzter oder gereizter Haut verwenden“ – ein solcher Hinweis könnte bald auf Anti-Transpirant-Deos stehen, die Aluminiumsalze (konkret Aluminium-Chlorohydrat) enthalten. Jedenfalls, wenn es nach Gesundheitsminister Alois Stöger (SP) geht. Auf eine parlamentarische Anfrage von der Grünen-Abgeordneten Judith Schwentner antwortete dieser, einen solchen Hinweis zu befürworten und sich „auch auf EU-Ebene dafür einzusetzen“. Die Anbringung eines gesonderten Hinweises „enthält Aluminium“ hält er jedoch nicht für erforderlich, „da dies ohnehin aus der Liste der Bestandteile hervorgeht“. Schwentner dazu: „Ich begrüße, dass etwas in Bewegung kommt und der Konsument besser informiert wird. Die Inhaltsstoffkennzeichnung ist aber oft so klein geschrieben, dass man sie nicht lesen kann.“ Schwentner fordert daher eine generell bessere Lesbarkeit von Inhaltsstoff-Kennzeichnungen auf Kosmetika.

Widersprüchlich

Die Diskussion um das Risiko, das von Aluminiumsalzen in Antitranspirantien ausgeht, hat eine lange Vorgeschichte. Immer wieder werden Studien veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen Aluminiumsalzen und Brustkrebs dokumentieren oder ihn widerlegen. Erhöhte Aluminiumwerte wurden auch im Gehirn von Alzheimer-Patienten gefunden. Bei Aluminiumarbeitern wurde die Krankheit aber nicht häufiger festgestellt.

Die kritischen Studien wurden stets als wenig bis nicht aussagekräftig bewertet – die Kausalität war oftmals fraglich. Zudem betonen anerkannte Krebsgesellschaften in den USA und in Großbritannien, die US-Lebensmittelbehörde FDA und auch die europäische Krebsgesellschaften, dass bisher keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege für einen krebserregenden Effekt gibt. In einer von der Österreichischen Krebshilfe in Auftrag gegebenen Beurteilung heißt es: „Eine Zunahme von Brustkrebserkrankungen durch Deodorantien in der Bevölkerung wäre so niedrig, dass sie durch wissenschaftliche Methoden nicht nachweisbar wäre.“

Die französische Agentur für die Sicherheit von Gesundheitsprodukten schlägt unterdessen vor, die Aluminiumkonzentration in Antitranspirantien oder Deodorants mit 0,6 Prozent zu deckeln. Derzeit darf Aluminiumchlorohydrat bis zu einer Konzentration von 20 Prozent eingesetzt werden. Der Dermatologe Babak Adib empfiehlt jedoch, hohe Konzentrationen nach ärztlicher Beratung anzuwenden, da sie auch sehr reizend wirken können.

Wirkung

Aluminiumsalze in Antitranspirantien verengen die Schweißporen, so dass weniger Schweiß ausgeschieden wird. Im Vergleich dazu reduzieren Deodorants unangenehme Gerüche mithilfe von antibakteriellen Wirkstoffen oder überlagern sie mit Duftstoffen. Die antibakteriellen Wirkstoffe vermindern das Wachstum der schweißzersetzenden Bakterien. Meist werden die schweißhemmende und geruchsüberdeckende Wirkung in Deos kombiniert.

Ob über Konserven- oder Getränkedosen, Töpfe, Grillgeschirr, Kosmetika und sogar über die Nahrung – ganz wird sich die Aufnahme von Aluminium nie verhindern lassen. Laut Gesundheitsministerium nimmt jeder etwa zehn bis 15 Milligramm Aluminium pro Tag zu sich – laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA ist die Menge unbedenklich. Die AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) empfiehlt dennoch, stark saure oder salzhaltige Lebensmittel nicht über längere Zeit in Kochgeschirr aus unbehandeltem Aluminium aufzubewahren.

Auch Aluminiumfolien sollten nicht zum Abdecken solcher Speisen verwendet werden. In Bezug auf Deodorants mit Aluminiumsalzen, empfiehlt die AGES „im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes, solche kosmetischen Mittel nicht in die frisch rasierte Achselhöhle einzubringen“. Durch Mikroverletzungen können die Salze tiefer in die Haut eindringen. Alternativ gibt es auch (wenige) Deodorants ohne Aluminiumsalze. Die Grüne Judith Schwentner: „Wenn es genug Druck von Konsumenten gibt, Deos ohne Aluminium herzustellen, reagiert die Industrie darauf.“

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