Überlebensrate bei Krebs steigt

Mühsamer Start bei Mammografie-Screening
Krebs wird zunehmend zur chronischen Krankheit. Allerdings gibt es zu wenig Geld für klinische Studien.

Jeder dritte Österreicher erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs – jeder vierte stirbt daran. Die Diagnose, die bisher für viele mit einem Todesurteil gleichzusetzen war, entwickelt sich jedoch zunehmend zu einer chronischen Krankheit, betonen österreichische Spitzenärzte anlässlich des Kongresses der European Society of Medical Oncology (ESMO), der dieses Wochenende in Wien stattfindet.

Der lokale Organisator des Kongresses, Univ.-Prof. Christoph Zielinski, Koordinator des Comprehensive Cancer Centers an der MedUni Wien: "Es ist gelungen, manche früher unheilbaren Krebsformen heilbar zu machen." So hat sich etwa die Überlebensdauer bei Brustkrebs verdreifacht, bei Nierenkarzinomen und Dickdarmkrebs hat sie sich verdoppelt. Zu verdanken ist dies der Früherkennung, den verbesserten Therapien und dem Ausbau der ärztlichen Versorgung. Dem britischen Krebsforschungsinstitut zufolge wird die Sterberate bei Krebs bis zum Jahr 2030 um 17 Prozent sinken – bei Gebärmutterhalskrebs sogar um 43 Prozent.

Univ.-Prof. Gabriela Kornek, Präsidentin des Vereins "Leben mit Krebs" betont: "Gäbe es eine Europameisterschaft für Onkologie, wären wir zwar nicht Meister, aber wir würden jedes Jahr Medaillen mitbringen." Allerdings sieht sie viel Aufholbedarf in der Prävention. So gehen etwa 25 Prozent aller Krebsfälle weltweit auf das Konto von Übergewicht und Bewegungsmangel, bis zu 30 Prozent aller Krebs-Todesfälle sind direkt auf das Rauchen zurückzuführen.

Forschung

Überlebensrate bei Krebs steigt

Kritik gibt es von den Experten bezüglich der Finanzierung klinischer Studien. Zielinski: "Die Forschungsförderung in Österreich ist schändlich. Unsere Arbeit gelingt großteils durch die Selbstausbeutung unserer Mitarbeiter." Letztendlich würde nicht nur die Forschung darunter leiden, sondern auch der Patient. Univ.-Prof. Günther Gastl von der MedUni Innsbruck ergänzt: "Wir brauchen eine fundamentale Förderung, sonst wird die akademische Forschung versiegen oder wir begeben uns in die Abhängigkeit von industrieller Förderung." Schon jetzt werden im internationalen Vergleich ausgesprochen viele Studien in Österreich (80 Prozent) von der Industrie gesponsert.

Patienten "Verantwortung übernehmen"

Ein informierter Patient kann selbst zum Steuermann seiner Erkrankung werden – das ist das Leitbild der Patientenseminare, die Univ.-Prof. Heinz Ludwig vor knapp zehn Jahren ins Leben gerufen hat: "Informierte Patienten können mit uns Ärzten in einen besseren Dialog eintreten und wichtige Fragen mitentscheiden." Nicht zuletzt können so Schwierigkeiten leichter umschifft werden.

Dabei nimmt Ludwig die Patienten in die Pflicht: "Sie müssen eine gewisse Verantwortung übernehmen – dazu gehört, sich entsprechend auf das Arztgespräch vorzubereiten, die Krankheitsgeschichte und Befunde parat zu haben und sich vorab aufzuschreiben, was man fragen will." Hilfreich sei es in der Regel auch, den Partner zum Arztgespräch mitzunehmen – denn gerade in der oft emotionalen Situation hören vier Ohren mehr als zwei.

Nicht zuletzt betont Ludwig die Verantwortung des Patienten, die Empfehlungen des Arztes zu befolgen. Wer sich etwa nicht an die vorgeschriebene Medikamenteneinnahme hält, verschlechtert seine Prognose.

INFO: Im Rahmen des ESMO-Kongresses werden am Samstag, 29. Sept. ab 14.15 Uhr und am Sonntag ab 9.15 Uhr im Wiener Austria Center (22., Bruno-Kreisky-Platz 1) Seminare für Patienten, Familienmitglieder und Pflegepersonen abgehalten. Kostenbeitrag 12 Euro. Die Anmeldung ist vor Ort noch möglich. Nähere Informationen unter www.esmo2012.org

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