Suizid: Internet-Suchmaschinen mehr Gefahr als Hilfe

Eine aktuelle Untersuchung zeigt: Suizid fördernde Infos werden bei Suchmaschinen besser gereiht als Hilfsangebote.

Denkt jemand an Suizid, dient das Internet häufig als Informationsquelle. Allerdings werden Inhalte mit Suizid potenziell fördernden Infos in den Trefferlisten der Suchmaschinen besser gereiht als Hilfsangebote. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Sozialmedizin am Zentrum für Public Health der MedUni Wien, erschienen im "Journal of Clinical Psychiatry".

Untersucht wurde, welche Websites man findet, wenn man in gängigen Suchmaschinen wie Google, Bing und Yahoo in Österreich oder in den USA nach Informationen über Suizid sucht. Positiv an den Ergebnissen ist, dass Informationen mit schützenden Merkmalen gegenüber schädlichen deutlich überwiegen und zwar im Verhältnis von zirka 2:1. Es gibt also insgesamt mehr schützende Informationen für Hilfesuchende.

Abhängig von Suchbegriffen

"Allerdings hängen die Art der Website und die Qualität der Information, die man findet, sehr davon ab, welche Suchbegriffe man verwendet. Es sind deutlich mehr potenziell schädliche Webinhalte bei methoden-orientierten Suchbegriffen (z.B. "wie erhänge ich mich?") und mehr potenziell schützende Inhalte bei hilfe-orientierten Begriffen (z.B. "Selbstmord Hilfe") verfügbar", betont Studienautor Thomas Niederkrotenthaler. "Stärker suizidal gefährdete Personen suchen wahrscheinlich auch mit methoden-orientierten Begriffen, deswegen ist es äußerst relevant, was dann in den Suchlisten aufscheint", so Niederkrotenthaler.

Unter den Treffern sind aber jene Ergebnisse höher gereiht, die mehr schädliche und weniger positive Charakteristika aufweisen. Letzteres ist laut den Studienautoren für die Betroffenen deshalb gefährlich, da Informationen mit schädlichen Inhalten generell leichter in den Suchmaschinen auffindbar sind als jene mit protektiven Charakteristika. Das Verhältnis zwischen schädlichen und schützenden Inhalten ist somit nur auf den ersten Blick positiv.

Verbesserungen mit einfachen Mitteln

Die Studie mache laut den Autoren zudem deutlich, dass hinsichtlich der Suizidprävention im Internet - insbesondere in Österreich - auch weiterer Bedarf an Verbesserung besteht, was insbesondere Nutzerfreundlichkeit und Ranking betrifft. Als konkrete Verbesserung empfehlen die Studienautoren den Betreibern von Präventions-Websites, das Ranking der eigenen Webseite gerade auch zu verbessern, wenn mit methoden-orientierten Suchbegriffen gesucht wird. Das ließe sich einerseits dadurch erreichen, dass bei diesen Suchbegriffen Anzeigen zu der eigenen Website geschaltet werden, aber auch dadurch, dass die eigene Website mit entsprechenden Meta tags (z.B. Selbstmordmethoden) versehen wird.

Integration sozialer Medien

Auch könne man durch die Integration von sozialen Medien wie Facebook und Twitter oder durch eine höhere Anzahl an Links, die zur Website führen (z.B. durch Kooperation mit anderen Hilfseinrichtungen) einiges tun, um das Ranking in den Suchmaschinen weiter zu verbessern. Darüber hinaus laufen laut den beiden Forschern mit Google derzeit Gespräche über Möglichkeiten, Websites zu Suizidprävention besser zu reihen. Bereits jetzt erlaubt Google in manchen Ländern beispielsweise das Schalten von Präventionsseiten beim Suchen nach bestimmten Begriffen. In Österreich erscheine z.B. bei der Suche nach "Selbstmord" ein Link zum Kriseninterventionszentrum.

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