Paracetamol nutzlos gegen Rückenschmerzen

Paracetamol hilft bei akuten Schmerzen, sagt Kress. Bei chronischen müsse man das Problem von verschiedenen Seiten angehen.
Das beliebte Schmerzmittel hilft zwar gegen viel, aber nicht gegen Schmerzen im Rücken und gegen Osteoarthritis.

vonLaila DaneshmandiEs gibt weltweit kaum ein Schmerzmittel, das so oft verkauft wird wie Paracetamol (in Österreich etwa Mexalen oder NeoCitran enthalten). Das Mittel wird bei Fieber, Erkältungskrankheiten, Zahn- oder Kopfschmerzen wegen seiner entzündungs- und schmerzlindernden Wirkung geschätzt. Der Effekt gegen Rückenschmerzen und gegen Arthritisbeschwerden wird nach einer aktuellen Studie, die im British Medical Journal veröffentlicht wurde, allerdings diskutiert.

Diese bestätigt bisherige Ergebnisse, wonach Paracetamol gegen Rückenschmerzen nicht besser hilft, als ein Placebo. Für die aktuelle Überblicksanalyse verglichen Forscher der University of Sydney 13 Studien zu dem Thema. In zehn davon bekamen 3500 Patienten mit Arthritisbeschwerden in der Hüfte oder im Knie Paracetamol oder ein Placebo. Bei drei weiteren Studien mit insgesamt 1800 Patienten wurden Rückenschmerzen so behandelt.

Es bestätigte sich der Verdacht, dass Paracetamol gegen Rückenschmerzen gar keinen Effekt hatte und die Lebensqualität im Vergleich zu einem Placebo nicht verbessern konnte. Beim Einsatz gegen Osteoarthritis wurden kleine, aber unwesentliche Effekte bei der Schmerzreduktion festgestellt.

Vielfältige Ursachen

Der Schmerzspezialist Univ.-Prof. Hans Georg Kress von der MedUni Wien relativiert die Ergebnisse allerdings und kritisiert die „unqualifizierte Diskussion“ um das Thema: „Man muss zwischen akuten Rückenschmerzen , die jeder einmal hat, und chronischen Schmerzen unterscheiden. Im Akutfall hilft Paracetamol sehr wohl.“ Im Rahmen der erwähnten Studien ging es jedoch um Patienten mit chronischen Schmerzen, die mindestens sechs Monate trotz Behandlungsversuchen unter Beschwerden leiden.

„Chronische Schmerzen am Rücken können vielfältige Ursachen haben und müssen von vielen Seiten behandelt werden – sie sind ein biologisches, psychologisches und soziales Phänomen“, betont Kress.

So könne zum Beispiel eine psychisch belastende Situation am Arbeitsplatz oder Unzufriedenheit mit dem Job oder im Privaten stark zum Schmerz beitragen. Zu einer „multimodalen Behandlung“ gehören neben Medikamenten daher auch Physiotherapie, Verhaltenstherapie oder auch psychologische Unterstützung, um der Schmerzursache von verschiedenen Seiten entgegenzuwirken.

Alternativ zu Paracetamol gebe es für Patienten mit chronischen Schmerzen nichtsteroidale Antirheumatika (etwa Voltaren oder Deflamat) – diese können für viele Betroffene mit Begleiterkrankungen aber gefährliche Nebenwirkungen haben.

Für diese Patienten helfe Paracetamol sehr wohl – am besten in Kombination mit Opioiden, sagt Kress. „Zusammen wirken die Substanzen besser als jede Komponente einzeln.“

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