Bei Hirntumor kreisen oft auch Krebszellen im Blut

Bei Hirntumor kreisen oft auch Krebszellen im Blut
Bei jedem fünften Patienten mit bösartigem Hirntumor wurden im Blut Krebszellen nachgewiesen.

Bei einem von fünf Patienten mit dem häufigsten und schnell wachsenden Hirntumor Glioblastom zirkulieren Krebszellen im Blut, fand ein internationales Team mit österreichischer Beteiligung heraus. Die Organe der Betroffenen sollten daher nicht ohne weiteres für Transplantationen verwendet werden, erklärten sie. Die Studie erschien in der Fachzeitschrift "Science Translational Medicine".

Bis vor kurzem glaubte man, dass ein Glioblastom keine Tochtergeschwulste (Metastasen) außerhalb des Nervensystems bilden kann. Deshalb werden Organe von verstorbenen Glioblastom-Patienten für Transplantationen verwendet, so die Forscher um Klaus Pantel und Sabine Riethdorf vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Deutschland).

Doch nach Schätzungen erkranken zehn bis zwanzig Prozente der Organempfänger an Nieren-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- oder Dickdarmkrebs, was Zweifel an dieser Annahme aufkommen ließ, erklärten sie. Das deutsch-österreichische Team untersuchte schließlich das Blut von 141 Glioblastom-Patienten nach Krebszellen und wurde bei 29 davon fündig.

"Das Vorhandensein dieser im Blut der Glioblastom-Patienten zirkulierenden Krebszellen ist relativ einfach nachzuweisen", erklärte die Molekularbiologin Ellen Heitzer vom Institut für Humangenetik der Medizinischen Universität Graz im Gespräch mit der APA. Die notwendige Methode sei von der amerikanischen Gesundheitsbehörde (FDA) etwa für Brust-, Prostata und Darmkrebs zugelassen und könnte auch verwendet werden, wenn man eine Transplantation der Organe von Glioblastom-Patienten in Erwägung zieht, sagte sie.

Noch nicht Routine

Momentan sei es in der Klinik nicht Routine, bei Glioblastom-Betroffenen nach im Blut zirkulierenden Krebszellen zu suchen. Die Studie würde aber nun "in jedem Fall" eine Diskussion darüber anregen, sagte Heitzer.

Möglicherweise seien Metastasen bei Glioblastom-Patienten häufiger als bisher beobachtet, so die Forscher in dem Fachartikel. Weil diese Gehirntumore sehr aggressiv sind, beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung der Patienten nach der Diagnose nur rund zwölf Monate. Daher hätten Tochtergeschwulste kaum Zeit zu wachsen, erklärten die Forscher.

Das könne sich aber ändern, wenn die Lebenserwartung der Betroffenen durch verbesserte Therapien steigt. Dann sollte man die zirkulierenden Krebszellen im Auge behalten, meinen die Forscher. Sie böten aber auch eine neue Möglichkeit, um das Fortschreiten des Gehirntumors und den Behandlungserfolg einer Therapie zu beobachten.

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