Kommt das Kind der Zukunft aus der Petrischale?

Im Vorjahr gab es in Österreich 84.023 Neugeborene.
Spanische Wissenschaftler konnten Hautzellen in Keimzellen verwandeln.

Immer wieder wird über die Zukunft des Sex spekuliert. Werden wir auch in 100 Jahren noch einen Orgasmus kennen? Werden Paare mit dringendem Kinderwunsch Sex nach Uhr haben? Oder kommt das Baby von morgen aus der Petrischale und der sexuelle Höhepunkt von einem Roboter, der immer kann?

Zumindest was die Fortpflanzung angeht, sind die ersten Schritte in die Zukunft bereits getan. Spanischen Wissenschaftlern rund um Carlos Simon von einem Institut in Valencia, das sich auf Unfruchtbarkeit spezialisiert hat, ist es gelungen mithilfe eines speziellen Gen-Cocktails Hautzellen in Keimzellen zu verwandeln. Keimzellen oder Gameten sind jene Zellen, die beim Menschen in den Fortpflanzungsorganen erzeugt werden. Bei Frauen sind das die Eizellen, beim Mann die Spermien.

Gen-Cocktail programmiert Zellen um

Im Rahmen des Experiments wurde den Hautzellen ein spezielles „Gen-Cocktail“ zugefügt, die Zellen entwickelten sich daraufhin nach ca. einem Monat in Keimzellen. Eine Methode, mit denen man eines Tages unfruchtbaren Paaren zu einem Kind verhelfen könnte. Mit Betonung auf "eines Tages". Denn bis zur tatsächlichen Anwendung seien noch viele Forschungsschritte nötig, meinten die Forscher aus Spanien. Ebenso umstritten, heikel und noch nicht ausdiskutiert: die Frage der Ethik.

Als Vorbild diente den Wissenschaftlern die Arbeit der Nobelpreisträger Shinya Yamanaka und John Gurdon. Sie gelten als wissenschaftliche Wegweiser für die Reprogrammierung von menschlichen Körperzellen in Stammzellen. Mit solchen Zellen könnten man eines Tages Krankheiten heilen, außerdem wäre damit die Verwendung embryonaler Stammzellen obsolet.

Stanford-Professor prophezeite Ende des Sex

Die Arbeit passt übrigens zu den Ansagen des Stanford-Professors Henry Greely. Er sagte unlängst, dass menschliches Leben in Zukunft aus einem ausgestanzten Hautfetzen der Mutter und dem bereitgestellten Sperma des Mannes im Labor gezeugt würde. Aus der weiblichen Haut könnten Stammzellen gemacht werden, aus denen später in Kombination mit der männlichen Keimzelle Leben entstehen. Bereits im Jahr 2014 gelang es US-Forschern aus Hautzellen erwachsener Menschen embryonale Stammzellen zu erzeugen. Sex wäre damit unnötig. Den Begriff „Ein Kind der Liebe“ würde es dann allerdings auch nicht mehr geben.

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