Sollten wir nach Aliens suchen?

Immer mehr erdähnliche Planeten werden entdeckt – und damit steigt auch die Chance, auf außerirdisches Leben zu treffen. Aber würde diese Begegnung für die Menschheit gut ausgehen?

Eine neue Hoffnung wurde entdeckt, sie heißt LHS 1140b. Eine mögliche „Super-Erde“, sei der Planet, das heißt: Dort wäre Leben möglich. Im „Earth Similarity Index“ werden entdeckte Planeten eben nach ihrer Erdähnlichkeit gereiht. Dahinter stehen zwei Hoffnungen: Einen Ersatz für die Erde zu finden, deren Rohstoffe irgendwann verbraucht sein werden und die durch den Klimawandel oder andere menschengemachte oder anderweitige Ereignisse irgendwann unbewohnbar sein wird. Die andere ist vermutlich sogar die konkretere: Außerirdisches Leben zu finden. Auch wenn Forscher wohl eher an Mikroorganismen denn an graue Männchen denken: Es wäre eine der wichtigsten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte. Der Gedanke an außerirdisches Leben ist geradezu ein allgegenwärtiger, ohne Aliens wäre die Popkultur um eine wichtige Facette ärmer.

Wir wissen nichts über Außerirdische

Was die Außerirdischen so spannend macht: Sie sind eine leere Projektionsfläche. Sie können gut wie böse sein, sie können jede Form annehmen, die der Fantasie entspringt - sie gehorchen keinen Regeln. Wir wissen nichts über sie, weil wir nicht einmal noch wissen, ob sie existieren. Es gibt dabei nur ein Problem: Genau dasselbe gilt auch für echtes außerirdisches Leben, sollte es existieren. Deshalb ist es erstaunlich, wie wenig über diese eine Frage diskutiert wird: Sollten wir überhaupt nach außerirdischem Leben suchen? Was auch immer da draußen ist, falls es da draußen ist, auf uns aufmerksam machen?

Aliens, die durch das All reisen, vermutet der Physiker Stephen Hawking, wären vermutlich Nomaden, die auf der Suche nach Planeten sind, die sie erobern und kolonialisieren können. So wie der Mensch nun eben nach neuen Planeten sucht, auf die die Menschheit irgendwann flüchten kann. Und so wie es den Ureinwohnern Amerikas erging, als Christoph Kolumbus landete, könnte es auch der Menschheit ergehen.

Das SETI-Institut, das sich mit der Suche nach außerirdischem Leben befasst, schickt dennoch Radiowellen an potentiell bewohnbare Planeten mit dem Ziel, Kontakt mit potentiellen Aliens aufzunehmen. Aber was sie da tun, hätte Konsequenzen für die gesamte Menschheit, wäre es von Erfolg gekrönt. Wer auch immer die Technologie besitzt, diese Signale zu empfangen und an ihren Ursprung zurück zu verfolgen, ist aller Voraussicht nach weiter entwickelt als die Menschen.

Klüger wäre es, den Spieß umzudrehen, sagte der US-amerikanische Astronom Steven Dick der Seite space.com: „Wir sollten ET zuerst finden, und dann überlegen, was unsere Nachricht an ihn sein könnte“ Und wohl auch: Wie sie überbracht werden kann. Er sagt, dass es vielleicht gar nicht möglich wäre, mit außerirdischen Lebensformen zu kommunizieren, selbst wenn sie hochintelligent sind. Auch er glaubt, dass es nur eine Hoffnung ist, dass sie uns wohl gesonnen wären. Ein Grund, die Suche einzustellen, ist das für ihn nicht. „Ich möchte nicht auf einem Planeten leben, der Angst hat, sich im Universum einzubringen.“

"Die schlimmsten Nachrichten, die jemals gedruckt wurden"

Der schwedische Philosoph beschäftigt sich mit einer anderen, nicht weniger beängstigenden Frage: Wie kann es, bei 100 bis 300 Milliarden Sternen alleine in unserer Galaxie, eigentlich sein, dass wir noch nicht auf außerirdisches Leben gestoßen sind? Die Wahrscheinlichkeit, dass Leben aus irgendwo anders als auf der Erde entstanden ist, ist bei dieser unvorstellbaren Anzahl an Sternen, außerordentlich hoch. Warum sind nicht Abermillionen Spezies in den Weiten des Alls unterwegs? Es muss, argumentiert er, so etwas wie einen „großen Filter“ geben, der Leben eben wieder aussortiert.

Für die Menschheit gibt es jetzt zweierlei Möglichkeiten: Dass wir diesen Filter, aus welchen Gründen auch immer, bereits überwunden haben, dass wir die Wahrscheinlichkeit geschlagen haben. Oder aber, dass er noch vor uns liegt. Dass sich eine Spezies immer selbst auslöscht, bevor sie die Technologie entwickelt, den Weltraum zu erobern. Dann würde uns dieser „große Filter“ noch bevorstehen. „Warum ich hoffe, dass die Suche nach außerirdischem Leben nichts findet“, heißt sein im Jahr 2008 veröffentlichter Essay. Seine Angst ist diese: Würden wir - etwa am Mars - Überreste einer hoch entwickelten Zivilisation finden, hieße das, dass vermutlich auch die Menschheit dazu verdammt ist, früher oder später als Spezies auszusterben. „Es wären bei weitem die schlimmsten Nachrichten, die jemals gedruckt wurden“, schreibt er.

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