So stark unterschätzen Eltern den Zuckergehalt

Auch der Zuckergehalt von Orangensäften wird unterschätzt.
Nahrungsmittel: Viele Eltern können die Zuckermenge in Nahrungsmitteln und Getränken nur sehr schlecht einschätzen.

In den vergangenen Jahren sprachen manche Experten schon von einer Trendwende in den USA: Die Zahl der stark übergewichtigen Kinder gehe zurück. Eine neue große Untersuchung (veröffentlicht im Journal Pediatrics) kam jetzt aber zum gegenteiligen Ergebnis: Die Forscher der Duke University in North Carolina sehen sogar einen "starken Anstieg" seit 2013 bei Kindern im Alter von zwei bis fünf Jahren . Ein Grund könnte sein, dass Eltern den Zuckergehalt von Nahrungsmitteln unterschätzen, wie eine deutsche Untersuchung jetzt zeigt, die in der Fachzeitschrift International Journal of Obesity veröffentlicht wurde.

Insgesamt nahmen 305 Eltern-Kind-Paare an der Studie teil, die Kinder waren zwischen zwischen 6 und 12 Jahre alt. Die Eltern absolvierten Zuckerschätzaufgaben am Computer, bei denen ihnen Bilder von sechs gängigen Nahrungsmitteln und Getränken gezeigt worden: Orangensaft, Cola, Pizza, Joghurt, Müsliriegel und Ketchup. 74 Prozent der Eltern unterschätzen demnach die Menge zum Teil sogar erheblich. Bei Joghurt etwa unterschätzten sogar 92 Prozent den Zuckergehalt – und das im Schnitt um sieben Würfel. Das entspricht 60 Prozent der Gesamtzuckermenge des Fruchtjoghurts im Test. Bei Getränken wie Orangensaft gingen immerhin 84 Prozent von einem niedrigeren Zuckergehalt aus.

Direkter Zusammenhang

"Eltern vermuten häufig deutlich weniger Zucker in Lebensmitteln als tatsächlich enthalten ist", so die Erstautorin der Studie vom deutschen Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Mattea Dallacker. Eltern, die den Zuckergehalt am meisten unterschätzten, hatten auch tatsächlich häufiger übergewichtige Kinder.

Transparente und auf den ersten Blick verständliche Kennzeichnungen könnten Eltern dabei helfen, den jeweiligen Zuckergehalt ohne große Mühe in richtiger Weise einzuschätzen, betonen die deutschen Experten. "Dies könnte beispielsweise durch ein Ampelsystem - was sicher noch nicht perfekt ist - oder das aus Skandinavien bekannte Keyhole-Siegel, welches Produkte mit weniger Fett, Zucker und Salz kennzeichnet, geschehen", sagt Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs "Adaptive Rationalität" am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung.

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