In den Fußabdrücken von Elefanten lässt es sich leben

In den Fußabdrücken von Elefanten lässt es sich leben
Die sensiblen Riesen spielen eine wichtige Rolle für Ökosysteme. Selbst in ihren Fußabdrücken können andere Tiere leben, wie Wissenschaftler jetzt feststellten.

Elefanten leben auf großem Fuß - immerhin wiegen manche Exemplare der größten Landsäugetiere der Erde mehr als fünf Tonnen. Wenn eine Elefantenherde auf der Suche nach Wasser oder Nahrung unterwegs ist, kann sie die Umgebung buchstäblich platt machen. Doch dabei wird auch neuer Lebensraum geschaffen: In den zurückbleibenden Fußstapfen siedeln sich unzählige kleine Lebewesen an. Wissenschaftler des Senckenberg-Instituts für Naturforschung haben solche Mikrohabitate in Elefantenspuren untersucht.

Lebensraum für Libellen

Viola Clausnitzer, Senckenberg-Wissenschaftlerin in Görlitz, forscht eigentlich zu sehr viel kleineren Lebewesen als Elefanten: Ihr Spezialgebiet sind Libellen. Die sichtete sie während eines Fortbildungsprojekts mit jungen afrikanischen und europäischen Naturschützern in Uganda - und zwar in den wassergefüllten Fußspuren, die Elefanten hinterlassen hatten. Während des vierwöchigen Aufenthalts im Kibale Forest, einem Regenwald in etwa 1600 Metern Höhe, seien die Studenten von der Größe der Elefantenfußabdrücke beeindruckt gewesen, erzählt Clausnitzer. Sie habe dann darauf hingewiesen, dass in einigen dieser Abdrücke Libellen saßen. "Libellen sind territorial - die Männchen sitzen dann da, hoffen, dass ein Weibchen kommt und verscheuchen alle anderen Männchen." Dieses Territorialverhalten zeigten die Insekten auch im Fußabdruck - er schien also mehr zu sein als ein Zwischenstopp.

In den Fußabdrücken von Elefanten lässt es sich leben
Elephants troop to a water hole at the Amboseli national reserve November 13, 2015 at the foot of Mt. Kilimanjaro. The first delegation of the China-Africa Wildlife Ambassadors (CAWA) drawn from some of China's media corporations including JC Decaux China, iFENG.com, Beijing MTR Corporation, Shenzhen Press Group, Fulong Media and DEEP magazine arrived in Kenya as part of China's strategy to use iconic members of society to speak up against ivory trade and mobilizing society to stigmatize ivory consumption. In September this year, Chinese president Xi Jinping announced that China will take significant and timely steps to halt the domestic commercial trade of ivory thought to spur, on average, a killing of an elephant every 15 minutes for its ivory accirding to the International Fund for Animal Welfare (IFAW). AFP PHOTO/Tony KARUMBA
Mit einer Gruppe von Studenten untersuchte die Wissenschaftlerin etwa 30 natürliche Fußabdrücke. Zu Vergleichszwecken wurden zudem mit Zehn-Liter-Eimern künstliche Spuren angelegt. Innerhalb weniger Tage sei eine "erstaunliche Vielfalt" von Lebewesen nachgewiesen worden, sagt Clausnitzer. "Wir haben 61 verschiedene Tierarten aus 27 Familien gefunden, die meisten von ihnen Insekten." In den 18 Eimerspuren wurden nach nur fünf Tagen bereits mehr als 400 Exemplare gefunden. "Das waren zunächst einmal nur Flugtiere, also Wasserkäfer oder Wasserwanzen", schildert die Forscherin die Entwicklung im künstlichen Fußabdruck. "Es waren aber auch schon die ersten Larven da, etwa von Mücken oder Libellen." Sie legten ihre Eier in den wassergefüllten Vertiefungen ab.

Ingenieure des Ökosystems

Als Ökosystem-Ingenieure sind Elefanten schon seit längerem bekannt: Sie verändern Lebensräume, etwa wenn sie auf ihrer Wanderung eine Schneise durch bewaldete Gebiete schlagen oder sich an Flussläufen im Schlamm wälzen. Zwar wird Wald zerstört, auf dem entstehenden Grasland entstehen aber Rastplätze für Vögel oder Weideflächen für kleinere Antilopenarten. Studien zeigten, dass im kongolesischen Regenwald, wo Wilderer die Waldelefanten wegen ihrer Elfenbein-Stoßzähne fast ausgerottet haben, die Flussläufe zuwüchsen, erklärt Clausnitzer zur Bedeutung der Elefanten für das Ökosystem.

Natur- und Tierschutzorganisationen weisen ebenfalls auf die Bedeutung der Elefanten für die Tiere in den Savannenregionen Afrikas hin. Wenn sie in der Trockenzeit in ausgetrockneten Flussläufen nach Wasser graben, profitieren auch andere Tiere, heißt es etwa von der Naturschutzorganisation Save the Elephants. Mit den Mikro-Lebensräumen in den Fußspuren kommt nun eine weitere Facette für die Artenvielfalt und den Nachschub in der Nahrungskette hinzu. Die Mücken etwa, die in den bis zu einem halben Meter tiefen Mini-Tümpeln schlüpfen, dienen Libellen und anderen Tieren als Nahrung.

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